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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verrückter Plan aufgehen würde. Wenn nicht, würde ihr Baum sie wieder einfangen und ihr kein zweites Mal Gelegenheit zur Flucht geben.
    Aber sie mußte frei bleiben. Wer konnte wissen, ob diese Bäume nicht gefährliche Schmarotzer waren, die ihren Opfern über kurz oder lang die Lebenskraft aussaugen würden? Etwas Ähnliches hatten Zamorra und sie doch erst vor kurzer Zeit in England erlebt, in jenem alten, verlassenen Herrenhaus, in welchem der »grüne Tod« sein grausiges Regiment hielt. Nicole legte keinen gesteigerten Wert darauf, etwas Ähnliches noch einmal zu erleben.
    Das Laufen strengte an. Sie war zwar sportlich durchtrainiert und eigentlich in guter Kondition. Aber das Einsinken bei jedem Schritt machte ihr zu schaffen. Hinzu kam, daß der Abstand zum verfolgenden Baum mit jeder Sekunde schmolz. Mit gleichbleibendem Tempo kam er heran, die Äste - sämtliche Äste! - vorgestreckt, um nach dem fliehenden Opfer zu haschen.
    Nicole atmete keuchend. Sie bekam Seitenstiche. Dennoch kämpfte sie sich weiter. Aber sie sah, daß sie es nicht mehr schaffen würde. Die Entfernung zu Aurys Baum war noch zu groß…
    Sie begann einen Zauberspruch zu keuchen, eine Bannformel, um den vermaledeiten Teufelsbaum aufzuhalten. Aber entweder hatte sie etwas falsch gemacht, vielleicht nur eine Silbe falsch betont; bei der Form der uralten Worte war das leicht möglich. Oder der Zauber wirkte hier einfach nicht, weil in dieser Dimension andere Voraussetzungen herrschten…
    Ein Ast berührte ihren Rücken, versuchte sich am Stoff des Kleides festzuhaken. Sie nahm noch einmal alle Kräfte zusammen, schnellte sich vorwärts. Etwas riß, aber sie gewann wieder einen halben Meter Vorsprung. Bunte Ringe tanzten vor ihren Augen. Verzweifelt rang sie nach Luft, war schweißüberströmt und fast am Ende ihrer Kräfte.
    Sie taumelte nur noch.
    Aber der Baum holte jetzt nicht mehr auf. Warum?
    Er bewegte sich langsamer, zögerte. Überlegte er? Oder schreckte ihn die Nähe des anderen Baumes ab?
    Der bemerkte seinerseits Nicoles Annäherung und die seines Artgenossen. Die Äste begannen sich zu bewegen.
    Noch drei, vier Meter, dann war Nicole in seinem Bereich…
    Jetzt rückte ihr Verfolger doch wieder auf. Vielleicht klappte es ja doch noch… aber sie selbst mußte jetzt doppelt aufpassen, und das trotz ihrer Erschöpfung. Sie schleppte sich vorwärts, erreichte die ersten Äste, die nach ihr tasteten, schlug sie mit matten Bewegungen zur Seite.
    Da war der andere Baum heran, griff ebenfalls nach ihr. Und die Äste berührten sie schon, klammerten sich fest. Von zwei Seiten wurde sie jetzt betastet! Ging ihr Plan nicht auf?
    Ein Baum riß vorn, einer hinten. Nicole bemerkte nicht einmal, daß nun auch die wenigen Stoffreste, die noch verblieben waren, endgültig zum Teufel gingen. Sie stürzte in den Sand.
    Rollte sich auf den Rücken, zwang sich, die Augen offenzuhalten.
    Und jetzt endlich geschah das, worauf sie gehofft hatte. Die beiden Bäume griffen sich gegenseitig an. Jeder wollte die Beute für sich. Sie stritten sich um Nicole, beachteten sie vorläufig nicht weiter.
    Mühsam kroch sie zur Seite, versuchte durch den weichen, lockeren Sand aus der Reichweite der Bäume zu kommen. Wenn einer von beiden den Kampf für sich entschied, durfte sie nicht mehr in seiner unmittelbaren Reichweite sein.
    Aber die Erschöpfung übermannte sie. Sie verlor das Bewußtsein, noch ehe sie mehr als drei Meter weit gekommen war.
    Sie bemerkte die Gestalt nicht mehr, die unmittelbar neben ihr auftauchte und nach ihr griff…
    ***
    Zamorra schlug mit dem Schwert nach dem Gehörnten, aber der bewegte sich so, daß der Parapsychologe ihn nicht traf. Noch ehe Zamorra richtig zuschlagen konnte, um den Dämon möglicherweise aus dem Spiegel heraus zu sich zu reißen, kam bereits der Kontakt.
    Zamorra tauchte in den Spiegel ein.
    Eine furchtbare Kraft riß ihm das Schwert aus der Hand. Er schrie auf, als er es verlor. Irgendwo hinter ihm schlug es klirrend auf. Im gleichen Moment flammte das Amulett unerträglich hell auf. Ein Blitzgewitter zuckte aus Merlins Stern nach allen Seiten. Es brannte teuflisch und schien sich in Zamorras Körper fressen zu wollen. Es drängte sich gegen ihn, daß er seine Rippen knacken zu hören glaubte. Irgendwie schaffte er es instinktiv, sich zu drehen. Die Silberkette riß im Nacken, verursachte einen neuerlichen scharfen Schmerz. In Hüfthöhe riß etwas, löste sich von ihm. Jemand schrie laut, und Zamorra

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