Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Totenschädel grinsten unter den offenen Helmen hervor.
    Soweit Zamorra wußte, besaß Leonardo etwa dreihundert dieser Untoten. Die Zahl blieb ständig gleich, weil Leonardo für jeden Krieger, der erschlagen wurde, prompt Nachschub aus der Hölle bekam. Zamorra fragte sich, wie viele der ständigen dreihundert Leonardo hier in der Burg stationiert hatte.
    Die Gittertür flog auf.
    »Mitkommen«, krächzte einer der Skelett-Krieger. »Alle. Sofort.«
    Aury Candra drückte sich an die hinterste Wand. Sie sah deutlich, daß es sich bei den Skelett-Kriegern nicht um Horrormasken handelte, sondern daß die Schädel überaus echt und nach Fäulnis stinkend waren. Und sie bekam es mit der Angst zu tun. Das Unfaßbare griff gierig nach ihr.
    »Komm, Aury«, sagte Nicole leise. »Sonst machst du es nur noch schlimmer. Oder willst du, daß sie dich berühren?«
    Aury Candra schüttelte sich. »Nein«, flüsterte sie heiser.
    Nicole nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich. Sie wechselte einen schnellen Blick mit Zamorra. Der senkte bestätigend die Lider. Der Plan war klar. Sie brauchten sich nicht miteinander zu verständigen.
    Sie verließen die Zelle. Einer der Skelett-Krieger ging durch den düsteren Korridor voran, die drei anderen folgten den Gefangenen. Niemand hatte es für nötig gehalten, Fackeln oder Kerzen an den Wänden zu befestigen, so daß der Korridor fast im Dunkeln lag. Nur hier und da drang etwas Licht durch Gittertüren herein.
    Der Korridor führte als sanft geneigte Rampe kreisförmig abwärts. So spart man Treppen, dachte Zamorra und hoffte, daß die Rampenneigung noch ein wenig zunahm. Nicole und Aury gingen brav neben ihm her. Genau drei Personen nebeneinander hatten Platz.
    Als sie nach Zamorras Ansicht etwa auf halber Turmhöhe waren, trat er nach vom zu. Sein Fuß traf die Gesäßpartie des vor ihm scheppernden Skelett-Kriegers. Der verlor den Halt, ruderte wild mit den Armen und stürzte vorwärts. Auf der abschüssigen Rampe rutschte er um die nächste Biegung und war verschwunden. Nur das Rasseln der Rüstung und das Klappern des Gerippes waren zu hören. So schnell, wußte Zamorra, der die Stärke seines Trittes kannte, kam der nicht wieder nach oben.
    Er selbst taumelte zur Seite gegen die Wand, stieß sich wieder ab und kreiselte herum. Er sah Nicole, die sich duckte und sich förmlich quer gegen die Beine der drei anderen Krieger warf. Die hatten mit einem »tiefen« Angriff nicht gerechnet und waren noch damit beschäftigt, die Schwerter aus den Gehängen zu ziehen. Zamorra prallte gegen den vordersten, sah die beiden anderen über Nicole stolpern und neben Aury zusammenbrechen, und griff nach dem Kopf des Skelett-Kriegers. Er ging das Risiko ein, daß der andere ihm das Schwert in den Leib stieß oder zutrat. Aber er war wohl zu überrascht. Zamorra packte zu, hörte das Knacken, als er dem Untoten den Schädel um hundertachtzig Grad nach hinten drehte, und hatte einen Gegner weniger. Während der Knochenmann fiel, entriß Zamorra ihm das Schwert.
    Nicole kam federnd wieder hoch und riß Aury mit sich zur Seite. Zamorra wirbelte das Schwert mit einem wilden Rundschlag durch die Luft, enthauptete den zweiten Krieger und schmetterte dem dritten mit Rückhandschlag die Klinge vor den Brustpanzer. Der Krieger kniete, wehrte den nächsten Hieb mit dem eigenen Schwert ab, aber unter Zamorra kniend, hatte er keine Chance. Der Parapsychologe schaltete auch ihn aus.
    Nicole nahm die beiden Schwerter an sich und drückte eines davon Aury in die Hand. »Merk dir«, sagte sie. »Es sind Untote. Zombies, wenn du so willst, obgleich sie mit den Zombies aus den Schwachsinns- und Blutmatsch-Filmen nichts zu tun haben. Du kannst diese Alptraumritter nur töten, wenn du es schaffst, ihnen den Kopf abzuschlagen. Alles andere ist für die Katz. Laß dich also auf keine langen Fechtkämpfe ein. Die hältst du nicht aus. Das Schwert ist zu schwer. Stundenlange Schwertkämpfe gibt’s nur im Film, nicht in der Wirklichkeit. Versuche, deinen Gegner mit dem ersten Schlag zu enthaupten. Wenn nicht, ergreife die Flucht. Im Kampf ist er ausdauernder als du. Kannst du das schaffen?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Aury ein wenig hilflos.
    »Du wirst es versuchen müssen«, bestimmte Nicole. »Wenn wir hier noch einmal lebend herauskommen wollen, können wir keine Rücksichten nehmen.«
    »Aber ich kann ihnen doch nicht einfach den Kopf abschlagen«, murmelte Aury verstört.
    »Sie sind längst tot«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher