Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Zamorra. »Machen Sie sich da keine unnützen Gedanken, Miß Candra. Sie dagegen haben nur ein einziges Leben.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Sie mußten zwangsläufig weiter nach unten, wo irgendwo der vierte Krieger auf sie lauerte. Der hatte inzwischen Zeit genug gehabt, sich von seiner Rutschpartie zu erholen. Wenn er rachsüchtig war, was Zamorra hoffte, würde er an der nächstmöglichen Ecke lauern und angreifen. War er pflichtbewußt, hatte er Verstärkung geholt. Und dann sah es ziemlich haarig aus.
    »Weiter«, sagte Zamorra. »So schnell wie möglich.«
    Das Schwert in der Faust, rannte er nach unten.
    ***
    Es kostete Bill Fleming ein beträchtliches Trinkgeld, Mac zu überreden. Aber dann wußte er, wo sowohl Zamorra als auch McCoy logiert hatten. Ein weiteres, nicht minder hohes Trinkgeld versiegelte Macs Mundwerk gegenüber weiteren Fragestellern und löschten seine Erinnerung, sowohl an Bills Fragen als auch an das Trinkgeld selbst.
    Der Keeper verstand zwar nicht so recht, was dieser Fremde mit den Zimmernummern anfangen wollte, aber ansonsten war es ihm ja auch egal. Bei der Großzügigkeit dieses verrückten New Yorkers konnte er gern nach jedem einzelnen Gast fragen.
    Seltsam nur, daß McCoy tot und Zamorra verschwunden war, und beider Begleiterinnen ebenfalls.
    Bill Fleming hatte sich auch die Lage der Zimmer erklären lassen. Immerhin konnte er nur schwer über den Korridor marschieren und anklopfen. Der Korridor war garantiert unter polizeilicher Bewachung, und das Siegel mochte Bill auch nicht gern verletzen. Er ging lieber den Weg des geringeren Widerstandes.
    Der führte über den Balkon.
    Längs der Fensterfronten führten langgestreckte Balkongalerien. Bill fuhr in die vierte Etage, stieg da aus und ging zur Glastür, von der man aus auch vom Korridor her auf einen der Balkone kam. Er trat hinaus und stellte fest, daß er einen Fehler begangen hatte. Von diesem Balkon aus gab es keine Verbindung zu den anderen Reihen, weil es die falsche Hausseite war.
    Also zurück in den dritten Stock und ins eigene Zimmer. Balkone gab es grundsätzlich überall. Die Zimmer glichen sich in der Grundkonzeption, wurden aber von Etage zu Etage luxuriöser und erreichten in der fünften ihren Höhepunkt.
    Bill trat auf seinen Balkon hinaus, zog die Tür hinter sich vorsichtig an und trat bis zum Geländer. Er sah nach oben.
    Für einen sportlichen Menschen wie ihn sollte es nicht sonderlich schwer sein, sich nach oben zu arbeiten.
    Er stellte sich auf das Geländer, hütete sich davor, nach unten zu sehen, und streckte vorsichtig balancierend die Hände nach oben, bis er die untere Querstange des Balkongeländers der vierten Etage erwischte. Erfreulicherweise waren diese Geländer keine geschlossenen Mauern, sondern recht lockere Freiluftkonstruktionen mit Kunststoff platten.
    Bill arbeitete sich mit einem schwungvollen Klimmzug hoch, hielt sich sekundenlang nur mit einer Hand fest und griff nach oben nach. Dann zog er sich an jener Querstange empor, hebelte die Beine empor und ließ sich über das Geländer nach innen gleiten.
    Tief atmete er durch. Ganz spurlos war der Kraftakt nun doch nicht an ihm vorbeigegangen.
    Zu seinem Pech war der Balkon nicht leer.
    Eine aparte junge Dame sonnte sich auf einer Liege, bekleidet mit einer Sonnenbrille und einer Zigarette. Erschrocken richtete sie sich auf. Bill strahlte sie fröhlich an, bevor sie entrüstet aufschreien konnte.
    »Sorry, Miß«, sagte er. »Die Straße hier ist so unheimlich schlecht beschildert, und ich fürchte fast, ich habe mich verirrt. Geht’s da nach oben?« und er drehte den Daumen hoch.
    Die Sonnenhungrige nickte perplex. »Klar«, sagte sie. »Aber…«
    »Danke«, sagte Bill, schwang sich wieder aufs Geländer und wiederholte den Kraftakt. »Aber«, schrie das Mädchen auf und kam zum Geländer. »Wer sind Sie, was soll das?«
    Da war Bill schon eine Etage höher. Diesmal war der Balkon leer. Er orientierte sich kurz und zählte ab. Er mußte drei Zimmer weiter, bis er eine der beiden Suiten erreichte.
    Von Balkon zu Balkon zu klettern, erwies sich als entschieden einfacher, wenngleich er sich auch dabei keinen Fehltritt erlauben durfte. Stürzte er, war er tot.
    Auf einem der Zwischenbalkone hatte sich ein älteres Ehepaar niedergelassen. Mir bleibt auch nichts erspart, dachte Bill verbissen, quetschte sich wieder ein fröhliches Lächeln ab, während er an beiden vorbeihuschte und sich über die Abtrennung schwang. »Man

Weitere Kostenlose Bücher