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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra einen schmalen, schwarzen Korridor und sonst nichts entdeckte.
    Die Zelle, in der er sich befand, war leer - einmal von Nicole und Aury Candra abgesehen, die nebeneinander in einer Ecke hockten, mit dem Rücken an den Steinen.
    »Guten Morgen«, sagte Nicole. »Willkommen unter den Nochlebenden.«
    Zamorra räusperte sich. Der an sich reizvolle Anblick der beiden Mädchen konnte ihn im Moment nicht reizen. Mehr reizte ihn, zu erfahren, wo er sich befand.
    »In der Finsterburg«, erklärte Nicole. »Warum uns der Dämon hierher verschleppt hat, weiß ich nicht. Wenn er uns töten wollte, hätte er das draußen in der Steppenwüste einfacher haben können.«
    Zamorra sah auf die Uhr. Die stand und konnte ihm deshalb weder verraten, wie spät es war, noch welches Datum. »Wißt ihr, wie lange wir hier sind?« fragte er.
    »Meinem Hunger nach mindestens einen halben Tag. Es müßte also früher oder später Vormittag sein«, sagte Nicole und erhob sich. Graziös schritt sie zum Fenster, und das raffinierte Tanga-Höschen erweckte in der dämmerigen Zelle den Eindruck, überhaupt nicht vorhanden zu sein. Aury Candra wirkte da trotz ihrer zerrissenen Reste wesentlich bekleideter.
    »Wir sind auch noch nicht lange wach«, sagte Aury unbehaglich.
    »Unten ist der Burghof«, sagte Nicole, die aus dem Fenster spähte. Zamorra erhob sich und tastete nach der Stelle, wo ihn die Dämonenfaust getroffen hatte. Sie schmerzte, wenn er sie berührte. Demzufolge hatte das Sieb im Spiegel-Tor nicht nur verhindert, daß Zamorras Ausrüstung mitkam und seine Para-Kräfte geblockt, sondern auch die Wirkung der schützenden Salbe aufgehoben. Er fragte sich, warum er sich erst die ganze Mühe gemacht hatte, wenn doch alles für die Katz war.
    Sein Anzug war endgültig fleckig und reif für die Reinigung oder den Müll, je nachdem, wie tief der Schmutz in den Fasern saß.
    »Möchte eine der Damen meine Jacke übernehmen?« erkundigte er sich. Nicole schüttelte den Kopf, aber Aury erhob sich und streckte bittend die Hand aus. Die Jacke wechselte den Besitzer, und die Verlobte des Ölmillionärs hüllte sich darin ein.
    »Süßes Mini-Kleid«, bemerkte Zamorra trocken und trat jetzt auch zum Fenster. Er berührte das Eisengitter und versuchte daran zu rütteln. Es saß unverrückbar fest, und er bezweifelte, daß er es losbekommen würde. Ein Blick hinaus verriet ihm überdies, daß es wenig Sinn haben würde. Sie waren wohl in einem der Türme der Finsterburg eingesperrt, und ihr Kerker befand sich in schwindelnder Höhe. Wenn dieser Turm so gebaut war wie die anderen, die Zamorra sehen konnte, dann war die Außenwand vollkommen glatt. Da konnte niemand hinauf oder hinab klettern.
    Der Parapsychologe beugte sich so weit wie möglich vor und konnte einen Teil des Burghofes erkennen. Das große Eingangstor lag direkt in seinem Blickfeld.
    Gerade in diesem Moment wurde es von unsichtbaren Händen geöffnet. Die beiden riesigen Türflügel schwangen nach innen auf.
    Von draußen kamen Reiter. Sie preschten blitzschnell herein, waren in stumpfe und halbverrottete Rüstungen gehüllt und verteilten sich über den Hof, aber so, daß Zamorra kaum etwas von ihnen erkennen konnte. Stattdessen sah er, wie der Gehörnte auf den Plan trat und vor dem Tor stehenblieb. Er verneigte sich.
    Ein weiterer Reiter kam jetzt langsam heran. Er saß auf einem Rappen, trug einen schwarzen Feldmantel und eine ebenfalls schwarze Rüstung, die nichts von ihm erkennen ließ. Der Gehörnte verneigte sich tief. Was gesprochen wurde, konnte man oben im Turm nicht verstehen.
    Der schwarze Ritter trieb sein Tier an und verschwand aus Zamorras Blickfeld. Es fehlte nicht viel, und er hätte den gehörnten Dämon niedergeritten. Jetzt schloß sich das Tor wieder.
    Rüstungen klirrten, Hufe klapperten. Aber keines der Pferde schnaubte oder wieherte. Keine Rufe wurden laut, wie sie sonst üblich waren, wenn eine Reitergruppe absaß und begann, die Pferde zu versorgen.
    Zamorra und Nicole sahen sich an.
    »Denkst du, was ich denke?« fragte Zamorra leise.
    Nicole nickte nur.
    Sie dachten beide an Leonardo de-Montagne.
    Nur zu ihm und seinen Skelett-Kriegern paßte diese Art des Auftretens.
    Aber wenn er es wirklich war - dann war in dieser Finsterburg für Zamorra und Nicole endgültig der Schlußpunkt erreicht. Zamorra war hilflos und wehrlos. Leonardo hielt alle Trümpfe in der Hand. Und er würde keine Sekunde lang zögern, seinen Vorteil zu nutzen und Zamorra zu

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