0269 - Killer-Bienen
Freund.
»Himmel, Amor und Zwirn, laß mich doch mit diesem Rattenkerl in Ruhe. Den gibt es nicht mehr.«
»Ich sehe nur die Parallelen.«
»Nein, dieser Fall läuft anders.«
»Aber Braddock sitzt auch in einer Anstalt. Das darfst du nicht vergessen.«
»Okay, du hast recht.«
»Fehlt nur noch eine Krankenschwester wie diese Stella.« Suko konnte sich von dem Thema nicht lösen. Ich ließ ihn reden und auch vorgehen.
Auf einem Weg trafen wir wieder zusammen.
»Wohin jetzt?« fragte Suko.
Beide schauten wir uns um. Hinter uns lag das Gebäude der Leichenhalle. Die Umrisse hoben sich schwach gegen die Dunkelheit und den herabfallenden Regen ab.
»Da sind wir wohl falsch«, sagte ich. »Nehmen wir die andere Richtung.«
»Wir müßten mal eine Besichtigung aller Londoner Friedhöfe vornehmen«, meinte der Inspektor, »dann kennen wir uns auch besser aus. Das sind wir unserem Job schuldig!«
Ich schielte ihn von der Seite her an. »Den Vorschlag kannst du dem Alten machen. Betriebsausflug zu den Friedhöfen. Da kriegen wir den Tag noch bezahlt.«
»Klasse, deine Idee, John.«
Ich konnte mir etwas Besseres vorstellen, als freiwillig auf einem Friedhof zu spazieren. Da wir diesen hier ebenfalls nicht kannten, würde es nicht einfach sein, das entsprechende Grab zu finden, wobei wir beide hofften, auch Linda Whiteside zu sehen.
Wir erreichten das Gräberfeld.
Hecken nahmen uns die Sicht. In der Dunkelheit wirkten sie wie abgegrenzte Schatten.
Der Wind bewegte nur die Zweige. Ein Lebewesen konnten wir nicht erkennen. Mensch und Tier hielten sich zurück.
Suko und ich kamen überein, die Grabreihen nach einem gewissen System zu durchkämmen. Wir wollten uns trennen und am Ende wieder zusammentreffen.
Wenig später ging ich allein. Kein Laut, der nicht hierher gehörte, war zu vernehmen. Ich hörte meine knirschenden Schritte, das monotone Geräusch des Regens begleitete mich ebenfalls, ansonsten umgab mich die Stille des Friedhofs.
Es schwirrten auch keine Bienen umher. Weder normale noch dämonische. Ich erlebte auf meinem Weg eine nahezu trügerische Ruhe.
Und doch meldete sich wieder mein Sinn für Gefahr. Ich hatte das Gefühl, daß einiges auf diesem Friedhof nicht stimmte. Irgendwo lauerte etwas, das sich nicht zeigte.
Stumm und gespenstisch wirkten die Grabsteine. Wie mahnende Wächter der Toten. Der Regen hatte einen nassen Film über die Steine gelegt, manche glänzten wie dunkle Spiegel.
Dann hörte ich Schritte.
Sofort blieb ich stehen, meine Hand lag auf dem Griff der Beretta.
Überraschen lassen wollte ich mich nicht. Suko konnte es nicht sein, der da in meiner Nähe vorbeiging, er hatte eine andere Richtung eingeschlagen.
Ich wurde leider vom Pech verfolgt, denn ausgerechnet dort, wo ich die Schritte hörte, befand sich eine dichte Hecke. Es war unmöglich, sie schnell zu durchbrechen.
Vielleicht konnte ich darüber hinwegschauen.
Über den rutschigen schmalen Pfad zwischen zwei Gräbern schritt ich, erreichte die Hecke und blieb vor ihr stehen.
Wenn ich hinübersehen wollte, mußte ich springen.
Das tat ich auch.
Federnd stieß ich mich in die Höhe, erhaschte einen Blick jenseits der Hecke, sah jedoch auf der anderen Seite keine Bewegung mehr, sondern das gleiche Bild wie auf meiner.
Gräber und Steine.
Hatte ich mich doch getäuscht? Möglich war es, obwohl ich nicht so recht dran glauben wollte.
Ich ging weiter.
Die Geräusche hörte ich nicht mehr. Ich möchte mich kurz fassen und nur sagen, daß auch Suko Pech gehabt hatte.
Wir trafen wieder zusammen. Mein Freund hob die Schultern.
»Alles eine große Pleite.«
»Und den Namen Whiteside?«
»Hast du auf den Grabsteinen alles genau erkennen können?« wollte er wissen.
»Nein.«
»Na bitte.«
»Aber ich glaube, daß irgend jemand hier war.«
»Was macht dich so sicher?«
Ich wischte mir den Regen aus dem Gesicht. »Ich hörte Schritte. Von dir stammten sie nicht.«
»Hast du etwas sehen können?«
»Nein, die Hecken waren zu hoch. Außerdem…« Was ich noch hinzufügen wollte, verschluckte ich, denn beide vernahmen wir das Geräusch, das überhaupt nicht hierher paßte.
Es war ein Stöhnen.
Suko blieb nicht stehen. Er kreiselte auf der Stelle herum und sprang über die nächsten beiden Gräber mit einem gewaltigen Satz hinweg.
Dann hatte er einen schmalen Pfad erreicht, der in gerader Linie auf die hintere Begrenzung des Friedhofs zustach.
Von dort hatten wir das Stöhnen gehört.
Neben einem offenen Grab
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