0269 - Killer-Bienen
nicht auf mich hören. Jetzt müssen Sie die Konsequenzen tragen. Sie werden sterben. Der Stich war tödlich!«
Er würgte.
Im nächsten Augenblick gaben seine Beine nach. Vor Lindas Füßen fiel er auf die Knie, hielt sich noch und warf den Kopf zurück. Linda konnte erkennen, daß die Stelle an seiner Stirn aufplatzte, wo der Stich ihn getroffen hatte.
Etwas sickerte daraus hervor.
Ein heller, gelblich schimmernder Schleim, der seinen Weg fand und am Rücken der Nase herabrann. Auch aus den Nasenlöchern rann die Masse, und Linda glaubte, daß sich innerhalb der Wunde etwas bewegte. Dann fiel der Mann nach vorn.
Die Frau sprang rasch zur Seite, damit sie nicht getroffen wurde.
Direkt neben dem Grabrand lag der Kopf. Das Gesicht drückte gegen die feuchte Erde.
Linda schüttelte sich. Sie hatte gesehen, wie die Killerbiene ihr Versprechen hielt und tötete. Wenn sie nicht gehorchte, würde ihr das gleiche Schicksal widerfahren.
Das Killer-Insekt kannte keinen Pardon!
Der Mann war noch nicht tot. Mit letzter Anstrengung gelang es ihm, seine Arme auszubreiten. Er wollte sich in die Höhe stemmen, brachte sein Gesicht auch noch für einen Augenblick aus dem Lehm, fiel aber gleich wieder zurück. Ein letztes Ächzen drang aus seinem Mund, bevor das Gesicht zum letzten Mal im nassen Lehm verschwand.
Linda Whiteside starrte auf den Toten. Sie fühlte überhaupt nichts.
Keine Furcht, weder Angst noch Triumph, nur eine Leere, die sich in ihrem Innern ausgebreitet hatte.
Das Summen schreckte sie aus ihrem lethargischen Zustand hoch. Im nächsten Augenblick spürte sie wieder den leichten Druck auf ihrem Gesicht. Die Biene mit dem Kopf ihres Mannes war gelandet.
Und sie sprach mit ihr. »Hast du es gesehen?« fragte sie. »So gehe ich mit denen um, die mir nicht gehorchen…«
»Ja!« flüsterte Linda. »Ich habe alles gesehen.«
»Dann geh wieder an deine Arbeit.«
»Was werde ich finden?« Endlich traute sie sich, die alles entscheidende Frage zu stellen.
Die Killer-Biene lachte nur. »Noch sage ich nichts. Aber du hast mich doch geliebt.«
»Ja…«
»Dann wirst du mich auch weiter lieben. Die Magie des alten Shawn Braddock ist nicht gestorben, du wirst es sehen. Und jetzt zerstöre den Sarg. Nimm den Spaten und stoße damit den Deckel ein.«
Linda nickte. Noch während dieser Bewegung flog die kleine Biene wieder davon.
Dicht trat die Frau an den Rand der Grube, blickte sich noch einmal scheu um, ging dann in die Knie, stützte sich mit einer Hand ab und ließ sich nach unten rutschen.
Mit dem linken Fuß berührte sie den Sargdeckel, der rechte geriet zwischen Sarg und Wand. In dieser Haltung blieb sie erst einmal stehen, wischte ihr klatschnasses Haar aus der Stirn und drehte sich dann, um nach dem Spaten zu fassen.
Sie hob ihn hoch. Mit beiden Händen hielt sie den Stiel umklammert.
Inzwischen war es ihr gelungen, wieder Kräfte zu sammeln. Die setzte sie ein, als sie das Spatenblatt nach unten rammte.
Die scharfe Schneide hieb gegen den Deckel. Das Holz war nicht sehr stabil. Es dröhnte dumpf, dann splitterte es und brach schließlich auseinander.
Für einen Moment pausierte sie. Danach kam es über sie wie ein Rausch. Sie hämmerte und wuchtete den Spaten nach unten. In einem wahren Anfall zerfetzte sie das Holz des Deckels. Das Knirschen und Brechen klang wie Musik in ihren Ohren. Ja, sie schaffte es.
Der Deckel hielt nicht stand. Er ging zu Bruch, die Öffnung weitete sich von Sekunde zu Sekunde. Lange Splitter wirbelten zur Seite, blieben sogar in den nassen, weichen und feuchten Grabwänden stecken oder wirbelten von der Wucht hoch, um wieder auf Linda Whiteside niederzufallen. Geschafft!
Sie schleuderte mit einer letzten Anstrengung den Spaten aus dem Grab, senkte den Kopf und starrte auf den jetzt offenen Sarg.
Viel war nicht zu erkennen. Es lag auch kein Mensch in der Totenkiste. Dennoch war sie nicht leer. Irgend etwas befand sich in ihm.
Es bewegte sich. Eine seltsame Masse, die nie ruhig sein konnte und zitterte. Plötzlich summte auch die Biene mit dem Gesicht ihres Mannes wieder vor Lindas Augen, und die Frau hatte das Gefühl, als wäre die Biene ungemein erregt. Auch für sie ging es um alles. Linda beugte sich weiter vor. Sie wollte sehen, was in dem Sarg lag, aber das Licht war zu schlecht.
»Die Lampe!« flüsterte sie. »Ich muß mir die Lampe holen.«
Ungemein erregt war sie, drehte sich um, hob die Arme, und ihre Finger gruben sich in den Rand des Grabes. Zwei
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