Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre

027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre

Titel: 027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Mr. Silver und das Schattenwesen gespannt. Scarpatts Auge verlor den Fieberglanz. Er kam sichtbar wieder zu Kräften. Die Wunde blutete nicht mehr und schloß sich. Dennoch wäre es ein Fehler gewesen, Scarpatt als geheilt anzusehen. Erst Rambas Zauber würde das grüne Schattenwesen wieder auf die Beine stellen.
    Die Kraftspende würde nicht allzu lange vorhalten.
    Das hieß, daß wir uns alle beeilen mußten, damit Scarpatt auf dem Weg zu Prinzessin Ragu nicht wieder schlappmachte.
    Als Mr. Silver seine Hände zurückzog, setzte sich Scarpatt langsam auf. Er blickte den Ex-Dämon dankbar an.
    »Wie fühlst du dich?« erkundigte sich der Hüne.
    »Gut«, sagte Scarpatt. »Ich könnte sogar wieder kämpfen.«
    »Besser, du hältst dich vorläufig von tätlichen Auseinandersetzungen fern«, riet ihm der Ex-Dämon.
    Scarpatt stand auf. Seltsam, vor wenigen Augenblicken hatte er noch so dagelegen, als könne er keinen Halm mehr knicken, als ginge es mit ihm zu Ende, und nun stand er mit Mr. Silvers Energie aufgeladen vor uns und fragte: »Können wir aufbrechen?«
    »Ich bin bereit«, sagte ich.
    »Ich komme mit«, sagte Pater Severin.
    Ich schaute ihn groß an. »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen.«
    »Dieses grüne Schattenwesen kam zu mir. Es brauchte Hilfe. Ich sehe das als Wink des Herrn an. Gott will, daß ich euch begleite, mein Sohn.«
    »Es ist gefährlich im Reich der grünen Schatten, Pater.«
    »Ich fürchte mich nicht, denn der Geist des Herrn wird sich in meinen Fäusten befinden. Ich betrachte auch diese Schattenwesen als Gottes Geschöpfe. Ihr Hilferuf ist an mein Ohr gedrungen, und nichts kann mich daran hindern, daß ich mich für sie einsetze.«
    Ich resignierte seufzend. »Na schön, Pater Severin. Sie sind alt genug, um selbst zu wissen, was Sie sich zumuten dürfen.«
    Der Priester lächelte listig. »So ist es, mein Sohn. So ist es.«
    Wir verließen das Pfarrhaus und stiegen in meinen Peugeot.
    Waltham Abbey erreichten wir in zwanzig Minuten. Dort, in einer alten, düsteren Ruine, gab es ein Dimensionstor.
    Ich hatte den Spruch, mit dem ich es aufstoßen konnte, noch nicht vergessen: Fuah eg Mases!
    Pater Severin hatte aus irgendeiner Ecke im Pfarrhaus einen kinderarmdicken, eineinhalb Meter langen Stock hervorgezaubert.
    Er sagte, es wäre ein Wanderstab, für mich sah der Stock eher nach einer Waffe aus, und das glatte, abgegriffene Holz verriet mir, daß der Priester damit schon viel trainiert hatte.
    Bevor wir die alte Ruine betraten, holte ich noch die magische Streitaxt aus dem Kofferraum des Wagens.
    Wenig später öffnete ich das Dimensionstor mit der dafür vorgesehenen Formel: »Fuah eg Mases!«
    Und dann befanden wir uns im Reich der grünen Schatten.
    Wieder einmal. Und ich betrat keinen fremden Boden mehr und wußte, daß ich in dieser Dimension, in der so gut wie alles grün war, willkommen war.
    Pater Severin staunte. »Auch diese Welt hat Gott erschaffen«, sagte er beeindruckt. Er richtete seinen Blick zum grünen Himmel.
    »Hier offenbart sich mir seine Größe. Er herrscht über das gesamte Universum. Ich wußte immer schon, daß wir nur ein Teil von allem sind, doch nun glaube ich, daß unsere Erde nur die Größe eines unbedeutenden Sandkorns hat – und wir Menschen nehmen uns so furchtbar wichtig, ohne zu begreifen, wie winzig wir im Grunde genommen doch sind.«
    Wir schritten durch ein weites Tal, und mir kam es so vor, als wäre unsere Ankunft nicht unbemerkt geblieben. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, weil sich niemand zeigte. Ehrliche Markiasen und Darganesen hatten keinen Grund, sich vor uns zu verstecken.
    Sie sahen, daß wir Scarpatt bei uns hatten.
    Wer also lauerte hinter den Felsen?
    Auch Mr. Silver kam die Stille und der Frieden trügerisch vor. Ich sah ihm an, wie gespannt er war. Er rechnete mit einem Angriff.
    Damit sich Scarpatt und Pater Severin seelisch darauf vorbereiten konnte, sagte der Ex-Dämon: »Wir sind nicht allein in diesem Tal, Freunde. Wir werden beobachtet.«
    »Ich sehe keine Menschenseele«, sagte Pater Severin.
    Ich grinste. »Wir befinden uns ja auch im Reich der grünen Schatten.«
    »Ich wollte sagen, ich sehe niemand.«
    »Ich auch nicht«, knurrte Mr. Silver. »Aber ich kann die Feinde fühlen.«
    Ein Schrei gellte plötzlich auf und veranlaßte uns, anzuhalten.
    Im selben Moment zeigten sie sich: dreiarmige Markiasen. Auf grünen Schattenpferden umringten sie uns.
    »Die Bande der schwarzen Chimäre!« ächzte Scarpatt und riß

Weitere Kostenlose Bücher