027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre
Darganese.«
»Ich heiße Mexalock und bin der Bruder dieses Mädchens.«
»Ein Krieger winselt nicht um Gnade«, sagte Thoran verächtlich.
»Ich flehe nicht für mich, sondern bitte um das Leben meiner Schwester. Man soll mich der schwarzen Chimäre zum Fraß vorwerfen.«
Thoran lachte. »Aber du weißt doch, daß der Bestie Jungfrauen lieber sind. Das Ungeheuer kriegt dich noch dazu. Hoffentlich verschmäht es dich nicht.«
»Du grausamer, herzloser Satan!« brüllte Mexalock und sprang auf. Man wollte ihn festhalten, doch er riß sich los. Es gelang ihm sogar, ein Schwert in die Hand zu bekommen. Damit stürmte er dem Magier-Dämon entgegen.
Groomgh und die anderen hielten den Atem an. Was würde nun passieren? Sie wußten es nicht. Zu einer solchen Situation war es noch nie gekommen. Kein Schattenwesen hatte es jemals gewagt, Thoran anzugreifen. Die Angst vor dem Tod mußte Mexalock verrückt gemacht haben.
Thoran rührte sich nicht vom Fleck. Reglos stand er da, als wüßte er, daß ihm der Dargankrieger nicht gefährlich werden konnte.
Als Mexalock bis auf drei Schritte an den Magier-Dämon herangekommen war, stieß Thoran einen grellen Pfiff aus, und die Satansfalken stießen sich laut kreischend von ihren Sitzstangen ab.
Wie eine flatternde schwarze Wolke stürzten sich die Blutvögel auf den Dargankrieger, der es wagte, Thoran, ihren Herrn, anzugreifen. Ihre krallenbewehrten Fänge schossen auf Mexalock zu, sein Sturmlauf wurde gestoppt, als das erste Tier gegen ihn prallte.
Krallen rissen seine grüne Schattenhaut auf.
Ein furchtbarer Schmerzensschrei entrang sich seiner Kehle. Falkenschnäbel hieben auf ihn ein. Er schlug verzweifelt um sich. Die Blutvögel waren schier überall.
Ein wirbelndes, flatterndes Hacken und Kratzen war das. Die Tiere schlugen ihre Fänge in Mexalocks Schulter, in seine Arme, in seinen Hals. Er drehte sich, hob schützend die Arme, konnte Thoran nicht mehr sehen, sah nur noch diese vielen schwarzen, schlagenden Flügel – und Sekunden später sah er nichts mehr, denn ein Falkenschnabel hatte sein Auge getroffen.
Mexalock brach zusammen.
Piri war schon fast am Ende ihrer Kraft. Das Schicksal ihres Bruders riß ihr die Seele aus dem Leib.
An all dem bin ich schuld! dachte das Mädchen verzweifelt. Sie schloß ihr Auge, um nicht zu sehen, was mit Mexalock weiter passierte. Es war zu grauenvoll für sie.
Thoran pfiff wieder, und die Satansfalken ließen von Mexalock ab. Der Dargankrieger spürte, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Sein ganzer Körper schmerzte irrsinnig.
Die Blutvögel kehrten zu Thoran zurück. Der Magier-Dämon war mit ihrer Vorarbeit zufrieden. Nun wollte er Mexalock den Rest geben. Er trat an den Dargankrieger heran.
»Du wirst sterben!« knurrte er. »Bereust du, was du getan hast?«
»Nein!« röchelte Mexalock. »Ich bedauere nur, daß es mir nicht gelang, dich zu töten!«
Thoran hob seinen goldenen Hammer.
Seine Zauberkraft bereitete Mexalocks Leben ein Ende.
Piri, die ihr Auge nicht geschlossen halten konnte, bekam das mit. Der Schock war so groß für sie, daß sie plötzlich ohne jede Empfindung war. Angst? Was ist das? Leben? Wer hängt schon daran? Sie wollte es nicht mehr haben, brauchte es nicht mehr, beschloß, es wegzuwerfen.
Starr blickte sie in die Todesgrube.
Sie hörte, wie Groomgh nähertrat. Bevor er sie stoßen konnte, sprang sie. Es war ganz leicht. Sie fürchtete sich nicht vor dem Ende. Hart landete sie auf den vielen Knochen.
Mit donnerndem Gebrüll sauste die schwarze Chimäre auf sie zu.
Piri sah zwei weit aufgerissene Rachen – den des Löwen und des Wolfs. Mächtige Tatzen trafen sie, und Augenblicke später war alles vorbei…
Es dauerte nicht lange, bis die schwarze Chimäre die Knochen des Mädchens ausspie.
Dann lachte der Mord-Magier. »Es gibt kein perfekteres Mordwerkzeug«, sagte er und wies auf Mexalocks kopflosen Leichnam.
Er forderte Groomgh auf, den Toten aus dem Tempel schaffen zu lassen. »Werft ihn ins Feuer!« befahl er.
Groomgh bestimmte dafür Clyppoor und drei weitere Markiasen.
Sie hoben Mexalock hoch und trugen ihn hinaus.
Thoran nickte zufrieden. »Dieses Schauspiel hat mir sehr gefallen, aber es wäre unvergleichlich schöner gewesen, wenn das Opfer Ragu geheißen hätte.«
Groomgh sah den Magier-Dämon begeistert an. »Willst du damit sagen, daß Prinzessin Ragus Zeit abgelaufen ist, Herr?«
»So ist es. Sie hat im Reich der grünen Schatten lang genug regiert. Es ist
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