0270 - Mordnacht der Wölfe
Bodega«, sagte Julio.
Zamorra ballte die Fäuste. »Dann ist also Ferreira der Werwolf«, stieß er hervor. »Verdammt… dem dreh’ ich den Hals um, diesem scheinheiligen Halunken! Kommen Sie, daRaca! Wir heben das Werwolf-Nest aus!«
»Ich bin doch nicht lebensmüde«, wehrte sich der Spanier. »Vor Einbruch der Morgendämmerung setze ich keinen Fuß mehr vor die Tür! Mir reicht, was ich vorhin sehen durfte!«
»Feigling«, murmelte Zamorra und wandte sich um. Da stoppte ihn ein Alarmruf des Wolfes.
Wartet! Da ist etwas! Nicole…
»Was ist mit Nicole?«
Sie ist abgeschirmt wie du, aber ich fange trotzdem verwaschene Eindrücke auf… Der Werwolf ist bei ihr! Ich glaube, er hat sie in ihrem eigenen Wagen entführt. Sie entfernen sich vom Dorf…
Zamorra wurde blaß. Er sah Teri an, aber die Druidin schüttelte den Kopf. »Ich kann noch nicht springen«, flüsterte sie. »Ich brauche noch etwas Zeit… eine Viertelstunde… Julios Droge wirkt immer noch nach.«
»DaRaca, ich brauche Ihren Wagen«, sagte Zamorra. »Sie müssen mich hinter Nicole und dem Werwolf her fahren!«
»Ich denke ja gar nicht daran«, sagte daRaca abwehrend. »Hören Sie, Zamorra, den Wagen können Sie haben, aber fahren müssen Sie schon selbst. Er steht hinter dem Haus, der Schlüssel steckt. Machen Sie ihn aber bloß nicht kaputt, das Ding war verteufelt teuer!«
Zamorra sah Teri an. »Fenrir und du«, bat er. »Könnt ihr euch um Ferreiras Keller kümmern? Da der Werwolf mit Nicole unterwegs ist, dürfte für euch keine Gefahr bestehen. Beschafft die Waffen, und dann… versucht zu mir zu springen, ja?«
Teri nickte. »Bis dahin werde ich wohl wieder fit sein«, sagte sie. »Alles klar, Chef. Sieh zu, daß du am Ball bleibst.«
Sie eilte davon, und der Wolf jagte ihr mit weiten Sprüngen voran. Zamorra machte sich daran, den Toyota Pick-up zu starten.
Er durfte die Spur nicht verlieren.
***
Sie waren inzwischen gut fünf Kilometer weit vom Dorf entfernt in den Bergen, als Nicole den Trick versuchte. Der Werwolf hockte immer noch hinter ihr, die Pranken auf ihren Schultern und gefährlich nahe an ihrem Hals, aber da sie so lange nichts getan hatte, um ihn loszuwerden, nahm sie an, daß seine Aufmerksamkeit inzwischen etwas nachließ. Während der Fahrt hatte sie immer wieder auf diese und jene Knöpfe und Schalter gedrückt, gleichgültig, ob’s nötig war oder nicht. So fiel es jetzt auch nicht auf, als sie die Taste für das Verdeck betätigte.
Immerhin fuhr sie einen Luxuswagen mit allen Schikanen.
Die Elektromotoren begannen zu surren. Mit fantastischer Geschwindigkeit wurde das zurückgeklappte Verdeck gehoben und automatisch nach vorn transportiert. Es kam für den Werwolf völlig überraschend, als ihm der Bügel ins Genick knallte. Gleichzeitig hatte Nicole das Gaspedal voll durchgetreten, so daß der Wagen einen Satz nach vorn machte und der Werwolf nach hinten geworfen wurde. Das erhöhte die Wucht des Schlages.
Der Werwolf stöhnte.
Er ließ Nicole los. Die stieg mit beiden Füßen auf die Bremse. Der Cadillac kam ins Schleudern und radierte mit den Hinterrädern über die Grabenkante, aber dann blieb er doch auf dem Weg. In einer großen Staubwolke kam er zum Stehen. Nicole fuhr die Fensterscheiben elektrisch hoch und sprang aus dem Wagen, gerade, als der Werwolf seine Benommenheit abschüttelte. Sie knallte ihm die Wagentür vor die Nase. Der Cadillac war jetzt rundum verschlossen. Der Werwolf hatte mit seinen ungefügen Pranken Schwierigkeiten, die Türgriffe zu bedienen.
Hoffte Nicole und lief, um so schnell wie möglich aus der Sichtweite der Bestie zu kommen. Es gab hier am Hang einen kleinen Wald, in dessen Unterholz sie zu verschwinden hoffte.
Aber dann vernahm sie das Hecheln hinter sich, obwohl sie keine Wagentür gehört hatte.
Der Werwolf hatte es gar nicht nötig, auszusteigen. Er verließ den Wagen so, wie er ihn geentert hatte. Von einem Moment zum anderen war er direkt hinter Nicole.
Sie drehte sich halb, sah ihn noch, und dann war er schon über ihr. Er schleuderte sie auf den harten Boden. Sie versuchte ihn mit einem Tritt und Schlägen abzuwehren, aber er schien unempfindlich und war stärker. Der Hieb mit der Pranke ließ sie das Bewußtsein verlieren.
Der Werwolf hockte über seinem Opfer und stieß ein triumphierendes Heulen aus. Er fragte sich nur, warum er Nicoles und Zamorras Gedanken so schwer lesen konnte. Da war eine Abschirmung, die er nicht verstand und die auch erhalten
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