0271 - Ghoul-Parasiten
Inhalts getragen und geschaukelt wurde.
Der Inspektor brauchte keine lange Erklärung. Ihm war klar, was sich da abspielte. Er wußte genau, welche Bewandtnis es mit der Kugel hatte.
Wer in ihr steckte und sich nicht mehr befreien konnte, wurde automatisch zu einem Skelett.
Wie beim Todesnebel!
Mit einem blitzschnellen und tausendmal geübten Griff hielt Suko seine Beretta in der Hand. Sie war mit geweihten Kugeln geladen. Er hoffte, die Haut der Kugel durchschießen zu können, ohne dabei die Personen zu verletzen.
Der Chinese schoß.
Normalerweise kann man den Flug einer Kugel nicht verfolgen. Suko jedoch glaubte, zu sehen, wie sie gegen die Haut hieb, ohne sie zu zerstören.
Die Horror-Kugel blieb als Ganzes bestehen.
Noch einmal schoß Suko.
Abermals erzielte er keinen Erfolg. Er sah ein, daß es so nicht weiterging. Wenn er etwas retten wollte, mußte er näher an die Kugel heran, und als er startete, da hatte John Sinclair bereits sein Kreuz gezogen.
Der Inspektor kannte die Bewegung. Er sah noch, wie die Reporterin das Kreuz ebenfalls umklammerte und wie sich John Sinclairs Mund bewegte.
Von den Lippen konnte Suko den Bannspruch ablesen. John hatte die Gefahr richtig eingeschätzt und setzte jetzt alle Mittel ein, um die Frau und sich zu retten.
Es geschah auch etwas.
Die Kugel verschwand.
Nicht nur sie. Auch John und Su Danning waren nicht mehr zu sehen.
Etwas Unerklärliches, Unheimliches hatte sie geschluckt!
***
Für Suko, der ansonsten immer sehr rasch und schnell reagierte, war es ein Schock. Er stand auf dem Fleck und schaute dorthin, wo sich eben noch die Kugel mit den beiden Personen befunden hatte. Wie vom Erdboden waren sie verschwunden, wobei Suko das Gefühl haben konnte, als hätte es sie nie zuvor gegeben.
Nicht nur er hatte das seltsame Phänomen gesehen, auch andere Menschen, die sich in der Nähe aufhielten, waren Zeuge dieses unbegreiflichen und unheimlichen Vorfalls geworden.
Eine Erklärung wußte keiner von ihnen. Suko stand für einige Sekunden unbeweglich auf dem Fleck, schüttelte den Kopf und spürte die Gänsehaut, die sich auf seinem Rücken gebildet hatte. Er war hier in eine Magie hineingeraten, die er weder fassen noch überblicken konnte.
Der Mann mit der goldenen Pistole!
Plötzlich fiel er ihm wieder ein. Er war schließlich der Initiator des Ganzen, an ihn mußte er sich halten. Suko hob den Kopf. Er suchte ihn, sah aber nur die Neugierigen, die sich am Ort des unheimlichen Geschehens zusammendrängten, und keine Spur mehr von dem Kerl mit dem Schweinsgesicht.
Der Chinese lief einige Schritte vor. Sein Blick glitt immer suchend in die Runde. Er mußte den Mann finden, sonst war vielleicht alles verloren.
Suko hatte Glück im Unglück. Zwar sah er den Kerl nicht, dafür hörte er die wütenden Schreie einiger Zuschauer und sah auch, wie zwei Männer auf den feuchten Boden fielen.
Im nächsten Moment entdeckte er den Unbekannten. Der bahnte sich rücksichtslos seinen Weg, als er floh. Welches Ziel er hatte, war Suko nicht bekannt. Er wollte es auch nicht wissen. Für ihn allein zählte, daß er den Typ zwischen die Finger bekam, bevor er weiteres Unheil anrichtete.
Deshalb nahm er die Verfolgung auf.
Waren die Zuschauer vorhin überrascht worden, als sich jemand rücksichtslos seinen Weg bahnte, so erlebten sie dies innerhalb kurzer Zeit ein zweites Mal.
Wieder eilte jemand heran, der keine Rücksicht kannte. Suko huschte wie ein Schatten über den glänzenden Asphalt. Er sah die Gesichter der Menschen wie Blitzlichter auftauchen, wühlte sich weiter und sorgte dafür, daß sie verschwanden.
Nicht weit von der Nelson-Säule entfernt entdeckte er den Unbekannten wieder.
Der hatte es ebenfalls eilig, drehte sich dabei um, und Suko duckte sich.
Er wußte nicht, ob der andere ihn gesehen hatte. Es spielte auch keine Rolle. Hauptsache, der Kerl blieb nicht stehen und setzte seine Waffe ein.
Nein, er rannte zu einem dunklen Wagen. Bevor er ihn erreicht hatte, winkte er mit beiden Armen. Eine Fondtür wurde aufgestoßen, und Sekunden später hechtete der andere in den Austin.
Er rammte die Tür laut zu. Gleichzeitig startete der Fahrer. Suko vernahm das Quietschen der Reifen, so hart wurde das Fahrzeug beschleunigt.
Der Chinese blieb stehen.
Er hatte das Nachsehen und hätte sich vor Wut irgendwo hinbeißen können.
Manchmal findet auch ein blindes Huhn ein Korn. So heißt das Sprichwort. Und Suko kam sich in diesem Moment wie ein blindes Huhn vor.
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