0272 - Um null Uhr schnappt die Falle zu
Sicherheit sind, knallt ihr alle ab. Vergiss nicht, Worrick, dass auch das Gewissen eines G-man nicht mehr funktioniert, wenn er tot ist.«
»… sieben«, zählte der Gangster, »… acht…«
»Wenn ich in…«
Ich sah nach der Armbanduhr, »… in rund zwanzig Minuten nicht einen bestimmten Mann beim FBI darüber informiere, dass der Verdacht gegen Stanley Worrick unbegründet ist, wird eine Großfahndung gegen dich gestartet. Es wird dir danach verdammt schwerfallen, aus New York herauszukommen. Rufe ich an, so hast du mindestens bis morgen früh Zeit, aus der Stadt zu verschwinden.«
»Ist das wahr?«, fuhr Charly Master mich an.
»Du kannst es ausprobieren!«
»Und du würdest anrufen?«
Ich nickte. »Nur wenn ihr die anderen laufen lasst!«
»… neun«, sagte Worrick.
Master schob sich seinem Kumpan in den Weg.
»Mach keinen Quatsch, Stan!«, schrie er ihn an. »Der G-man ist unsere einzige Chance. Lass Marrow laufen!«
»Nein…«, stieß Worrick hervor.
Masters schräge Augen blitzten vor Wut.
»Du und ich. Wir sitzen im gleichen Boot. Ich will, dass du auf den Vorschlag des G-man eingehst. Du hast mich in deine verdammte Geschichte reingelockt, hast mir Hunderttausende von Dollar versprochen, und jetzt bin ich näher am elektrischen Stuhl als jemals in meinem Leben. Ich will nur noch raus aus der Sache. Ich will meine Haut retten, nichts anderes. Ich pfeife auf deine Rache oder aus welchen Gründen immer du die Marrows umlegen willst. Du wirst die Vorschläge des G-man annehmen, Stan.«
Ein paar Sekunden lang sah es so aus, als würden Master und Worrick sich gegenseitig mit Kugeln spicken. Es war Worrick, der nachgab.
»Also gut«, knirschte er. »Jage das Gesindel zum Teufel, wenn du glaubst, du könntest so deinen Hals retten.«
Master fuhr herum und schrie: »Raus mit euch! Zur Hölle mit euch!« Er schlug mit der freien Hand wahllos und wild auf Marrow, Sh'iner, Roos und die Frau ein. Irgendwie begriffen sie nicht richtig, was geschah. Sie stolperten zu der Tür, die in den Vorraum führte. Master trieb sie hinaus.
Dann kam er zurück, noch erregt keuchend.
»Jetzt hältst du dein Wort!«, schrie er mich an. »Oder…«
»Wenn sie in Sicherheit sind, sagte ich…«, wiederholte ich ruhig meine Forderung.
Draußen brummte ein Wagenmotor auf.
»Hörst du…«, schrie Master. »Da hauen sie ab in ihrem Wagen, für den sie das Geld von uns erpresst haben.«
Der Wagen musste auf dem Hof gestanden haben, ohne dass ich ihn bemerkt hatte, als ich hier eindrang. Er fuhr ein Stück. Dann kreischte das alte verrostete Tor in den Angeln. Gleich darauf fuhr der Wagen wieder an.
»Also…«, sagte Worrick finster.
»Schön«, lächelte ich. »Wollen sehen, dass ich euch rauslotsen kann. Ein Telefon habt ihr hier nicht?«
Beide schüttelten den Kopf.
»Gehen wir zur nächsten Zelle«, schlug ich vor.
»Mach eine von den Kisten auf, Charly!«, befahl Worrick.
Sein Kumpan holte eine der Handgranatenkisten von dem Stapel. Er öffnete sie. Beide Gangster stopften sich sämtliche Taschen mit den Knallbonbons voll.
»Fertig!«, rief Master.
»Ruhe!«, zischte Worrick. »Da waren Schritte!«
Die Gangster und auch ich, wir lauschten angestrengt. Ich hatte zu ungefähr neunzig Prozent damit gerechnet, dass wir hier nicht mehr herauskommen würden. Wenn der Taxifahrer Wort gehalten hatte, dann mussten unsere Leute längst auf ihren Plätzen sein, und es war ganz unwahrscheinlich, dass sie Marrow und seine Freunde einfach abfahren lassen würden. Mit Sicherheit hatten sie Worricks Alibizeugen auf der Stelle gestoppt, und bei dem kläglichen Nervenzustand, in dem sich Marrow, Shiner und Roos befanden, hatten sie bestimmt auf die erste Frage erzählt, was hinter den Mauern los war.
Ich holte tief Luft. Wenn draußen G-men standen, dann würde es Worricks erste Reaktion sein, mir eine Ladung Blei zu verpassen. Sollte ich mich auf ihn stürzen? Er war zu erfahren im Umgang mit Pistolen, als dass ich eine Chance gehabt hätte, ihm die Schießeisen zu entreißen, bevor er den Abzug berühren konnte.
Ich kam nicht mehr dazu, mich zu entschließen, denn draußen auf dem Hof rief eine laute Stimme, Phils Stimme: »Stanley Worrick! Charly Master! Ihr seid umstellt! Kommt heraus und ergebt euch!«
Worrick schnellte zu mir herum.
»Du, Hund…«, zischte er.
Ich blieb ruhig.
»Los, Worrick«, sagte ich. »Ich werde es dann wenigstens nicht mehr fühlen, wenn die Kugeln der G-men euren Handgranatenturm
Weitere Kostenlose Bücher