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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er wußte, daß sich das Klima innerhalb der letzten tausend Jahre nicht so drastisch verschoben hatte, um Baumorchideen in Europa gedeihen zu lassen. Zudem hätte es merklich wärmer sein müssen.
    Aber wie war es dann möglich?
    »Weiter«, murmelte er. »Und aufpassen. Wenn es hier Orchideen gibt, könnte es auch geschehen, daß sich plötzlich eine Anakonda vom Baum fallen läßt.«
    »Das wollen wir doch nicht hoffen«, sagte Nicole leise.
    Ein paar Meter weiter stolperten sie förmlich über den Toten.
    ***
    Meister Eysenbeiß gab in diesem Moment seine Anweisungen. Es war bei weitem nicht so, daß er sich selbst an der Hatz beteiligte. Das hatte er als Inquisitor nicht nötig. Seine Aufgabe war es hinterher, die Schuld der Gefangenen festzustellen und sie abzuurteilen. Für die Jagd selbst hatte er seine Leute, rauhe Gesellen, die weder Tod noch Teufel fürchteten, weil sie gut bezahlt wurden und den Schutz der Kirche hinter sich wußten. Sie taten ein gutes Werk, und deshalb konnte ihnen nichts geschehen.
    Zumindest waren sie davon überzeugt. Hinter die Kulissen ließ Meister Eysenbeiß niemanden schauen. Schließlich wollte er noch lange Zeit gute Geschäfte machen, und es bereitete ihm immer wieder ein wahrhaft teuflisches Vergnügen, die Menschen hinters Licht zu führen - in doppelter Hinsicht…
    Doch davon durfte erst recht niemand etwas ahnen…
    Schon nach kurzer Zeit hatte Meister Eysenbeiß seine Schergen davon unterrichtet, welches Wild es heute zu jagen gab. Die vier, fünf Männer, die unter seinem Befehl standen und bei weitem nicht so furchtsam waren wie die Männer aus dem Dorf, machten sich fertig, sattelten ihre Pferde und ließen sich die Spur zeigen. Große, gefährliche Hunde, fast schon Wölfe, zerrten an den Leinen. Diese Männer mit ihren Tieren ließen sich nicht von ein wenig Zauberei ins Bockshorn jagen.
    »Zauberei«, murmelte Meister Eysenbeiß. »Pah…«
    Er sah den Davonreitenden nach. Und er wußte, daß es für die Gesuchten keine Chance gab zu entrinnen.
    ***
    Zamorra streckte den Arm aus und stoppte Nicole damit. Fenrir verhielt im Schritt und knurrte.
    Zamorra sah den am Boden Liegenden an. Er kannte ihn nicht. Es war ja auch nicht anders zu erwarten. Auf Anhieb aber war nicht zu erkennen, woran der Mann gestorben war. Zamorra kniete neben ihm nieder, drehte ihn herum. Der Körper war starr, lag also schon einige Stunden hier. Äußere Verletzungen gab es nicht. Aber da war etwas…
    Zamorra lauschte in sich hinein. Er fühlte, wie eine innere Stimme ihm etwas mitteilen wollte. Doch was mochte es sein?
    »Dieser Mann ist durch Magie umgekommen!« behauptete Nicole plötzlich.
    Das war es. Zamorra nickte. Nicole besaß eine besondere Empfindsamkeit gegenüber magischen Dingen, seit sie eine Zeitlang schwarzes Blut in sich getragen hatte. Und das Erbe dieses schwarzen Blutes hatte ihr die Erkenntnis mitgeteilt.
    Mit raschen, geschickten Griffen durchsuchte der Professor die Kleidung des Mannes, fand aber nichts, was Ähnlichkeit mit Ausweispapieren hatte. Nicole war es dann, die Zamorra auf etwas anderes aufmerksam machte. »Für einen Spaziergang im Wald ist er zu leicht bekleidet! Außerdem sind seine Sachen so in Unordnung, als habe man ihm ein Übergewand ausgezogen…«
    Zamorra pfiff durch die Zähne. Jetzt, da Nicole ihn darauf aufmerksam machte, erkannte er es selbst. »Den Blick dafür kann auch nur eine Frau haben«, sagte er anerkennend. »Danke, Nici…«
    »Eine dunkle Kutte könnte es zum Beispiel gewesen sein«, fuhr Nicole fort. »Ich entsinne mich, daß ein Mann am Boden lag, als wir in der Burg auftauchten und niedergeschlagen wurden. Vielleicht starb er bei dieser… Beschwörung! Nicht jeder besitzt ausreichende Kraft, so etwas durchzustehen.«
    Zamorra nickte. »So könnte es gewesen sein«, sagte er. »Dann zogen die anderen ihm die Kutte aus, nahmen ihm die Maske ab und warfen ihn hier irgendwo in den Wald.«
    Er erhob sich. »Ich möchte diesen Mann hier nicht so als Wolfsfraß liegen lassen. Komm, wir versuchen, ihm wenigstens ein provisorisches Begräbnis zukommen zu lassen… Auch, wenn er unser Gegner war und zur Mördersekte gehörte.«
    Eine halbe Stunde später hatten sie den Toten mit Ästen und Buschwerk bedeckt und festgekeilt, daß wilde Tiere nicht mehr an ihn herankamen. Zamorra sprach ein kurzes Gebet, dann wandte er sich ab. »Wir haben genug Zeit verloren. Laßt uns weitergehen«, sagte er. »Diese Mördersekte wird mir immer

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