0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
las. Er kam, als ich gerade den ersten zusammenfassenden Bericht von Alf Lundquist studiert hatte. Die Einzelheiten waren mir also frisch im Kopf, als Ihr Bericht eintraf. Ich stolperte sofort über diese Stelle. Ich habe schon versucht, Phil und Alf zu erreichen, um sie zu unterrichten. Aber beide sind unterwegs.«
Ich steckte mir eine Zigarette an. Der Mokka kam. Ich nippte an dem bitteren aromatischen Gebräu, während mir ein paar Gedanken durch den Kopf schossen. Jetzt erklärte sich ja auch, warum ich…
»Chef«, fragte ich hastig, »weiß man nicht zufällig, wie lange dieser Killer, der ursprünglich doch aus Chicago stammt, in der letzten Zeit schon in New York war?«
»Das wissen wir sogar ziemlich genau, denn wir haben seit Jahren ein aufmerksames Auge auf diesen Mann. Nicht dass wir ihn pausenlos beobachten ließen - leider können wir eine ganze Beobachtungsabteilung nicht jahrelang auf einen einzigen Mann ansetzen, wenn es sich nicht gerade um einen Meisterspion handelt. Aber wir wissen doch, dass er Chicago vor drei bis vier Wochen verlassen haben muss. Vor drei Wochen wurde er zum ersten Mal zufällig in New York gesichtet und vier Wochen ungefähr zum letzten Mal in Chicago.«
»Vielleicht kam er damals schon hierher, um wieder einen ›Auftrag‹ zu erledigen.«
»Nein, das halte ich für unwahrscheinlich. Bevor er Chicago verließ, hob er von seinem Bankkonto dreitausend Dollar ab. In Freundeskreisen soll er geäußert haben, dass er schon immer davon geträumt hätte, einmal in New York ein paar Wochen Ferien zu machen.«
»Dann dürfte er den Auftrag, mich zu töten, hier in New York erhalten haben.«
»Ja, zweifellos.«
Wir nippten wieder an unserem Mokka. Als wir ihn ausgetrunken und bezahlt hatten, sagte der Chef: »Ich möchte, dass Sie mir einmal die Stelle zeigen, Jerry. Ich will ganz sicher gehen.«
»Ja, Chef.«
Wir fuhren mit dem Wagen des Chefs bis in College-Nähe, stiegen aus und gingen den Rest zu Fuß, bis ich die Stelle erreicht hatte, um die es ging. Ich zeigte dem Chef, was er sehen wollte.
»Das stimmt genau«, sagte er ernst. »Jetzt ist gar kein Zweifel mehr möglich. Trotzdem kann ich nichts unternehmen, bevor ich mich nicht mit Alf und Phil verständigt habe. Wer weiß, was die inzwischen ermittelt haben. Ich will auf keinen Fall übereilt handeln und dadurch der Gegenseite vielleicht unerwartete Vorteile einräumen. In spätestens ein paar Stunden werde ich den Kontakt mit Phil und Alf schon hergestellt haben. Bis dahin, Jerry, spielen Sie erst einmal Ihre Rolle weiter. Anschließend werden wir so Vorgehen…«
Er entwickelte seinen Plan. Ich hörte aufmerksam zu. Aber ich konnte es noch nicht richtig glauben, was jetzt doch einwandfrei auf der Hand lag…
Phil stand in einer öffentlichen Telefonzelle und wählte. Zunächst meldete sich eine weibliche Stimme. Phil bat um eine Verbindung mit Mr. Ralford und nannte seinen Namen. Die Verbindung wurde nach ein paar Sekunden hergestellt.
»Hier ist Decker«, sagte Phil. »Ich war gestern bei Ihnen wegen Miss Queal.«
»Ich weiß, Mister Decker. Haben Sie den Mörder tatsächlich?«
»Keine Spur. Wir haben Willies in seinem Einverständnis festgenommen, weil wir den wirklichen Täter in Sicherheit wiegen wollen.«
»Der Mann ist bereit, ein solches Opfer zu bringen?«
»Natürlich decken wir hinterher die Karten auf. Er tut es nur für sein College. Damit es von einem unheimlichen Mörder befreit werden kann. Er hängt sehr an der Schule.«
»Immerhin… Aber was kann ich für Sie tun, Mister Decker?«
»Da ist noch eine Sache, bei der Sie mir vielleicht helfen können. Ich frage mich, warum sich Honda Queal ausgerechnet an mich wandte, als sie sich bedroht fühlte. Warum wandte sie sich nicht an einen anderen? Kann sie mich gekannt haben? Ich meine, kann sie gewusst haben, dass ich ein G-man bin?«
»Augenblick, lassen Sie mich mal nachdenken… Oh, ja, da war doch vor ein paar Monaten - warten Sie, Mister Decker, ich muss eine Rückfrage halten. Bleiben Sie am Apparat, ja? Es wird nicht lange dauern.«
Phil wartete und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, bis sich Ralford wieder meldete.
»Hören Sie, Decker! Das FBI hat doch vor ein paar Monaten eine Vortragsreihe für die Öffentlichkeit veranstaltet und mit den häufigsten Erpressertricks vertraut gemacht, damit weniger Leute darauf hereinfallen -erinnern Sie sich?«
»Ja, natürlich. Die Abende waren sehr gut besucht. Deshalb will unser
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