0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
Chef sie wahrscheinlich im Winter wiederholen.«
»Haben Sie da auch einen Vortrag gehalten?«
»Nein. Aber ich war an zwei Abenden abgestellt, um ein paar Demonstrationsszenen mit zwei Kollegen auf der Bühne darzustellen.«
»Dann ist Ihre Frage schon geklärt. Honda Queal hat alle diese Abende besucht. Dabei hat sie Sie dann ja gesehen.«
»Ach ja. Natürlich. Das erklärt, warum Sie sich an mich wandte. Jetzt möchte ich nur noch wissen, warum sie mich gerade in diesen Lesesaal bestellte und nicht in einen anderen. Das muss doch einen Grund haben.«
»Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt, Decker. Und ich habe alle von Honda eingereichten Berichte danach studiert. Es findet sich nicht der geringste Hinweis auf den Lesesaal.«
»Nein? Das ist schade. Na gut… Ich werde sehen, ob ich es anderweitig herausfinden kann.«
»Viel Erfolg, Decker. Bitte, rufen Sie mich an, wenn Sie den Mörder haben, ja? Ich - wollte Honda nämlich nächste Woche heiraten. Der Termin für die Trauung war schon festgesetzt.«
Phil wollte noch etwas sagen. Aber Ralford hatte bereits aufgelegt.
***
Die Lawine kam ins Rollen. Das Mosaik setzte sich zusammen. Kurz nach elf Uhr trafen sich Phil und Alf vor dem College. Sie hatten eine folgenschwere Unterhaltung. Phil ging ins College, Alf raste zum Distriktgebäude.
Um halb zwei strolchte ein Mann dicht an mir vorbei. Als er genau neben mir war, raunte er so leise, dass es außer mir bestimmt niemand sonst hören konnte: »Um halb vier.«
»Halb vier«, wiederholte ich ebenso leise.
Dann war er schon an mir vorbei und verschwand im Strom der Passanten.
***
Zwei Minuten vor halb drei lehnten sich Phil und Alf rechts und links einer bestimmten Klassentür an die Korridorwand. Ihre Gesichter waren ernst. Niemand von ihnen sprach ein Wort.
Phil sah aüf seine Uhr. Noch hundertzwanzig Sekunden, dachte er. Wir wissen noch nicht alles. An manchen Stellen werden wir einen Bluff einfügen müssen. Aber wir wissen so viel, dass es ausreichen müsste…
Träge kroch der Sekundenzeiger über das Zifferblatt. Unten im Flur hallte die Klingel schrill und laut durch die nachmittägliche Stille. Fast augenblicklich ging in allen Zimmern der Radau los.
Plötzlich flog die Tür zwischen ihnen auf. Eine Horde tobender Jungen stürmte heraus. Sie waren sechzehn bis siebzehn, und als sie die Treppe hinabjagten, hörte es sich wie der Sturm einer ganzen Kompanie von Infanteriesoldaten an.
Als letzter kam der Professor heraus. Er wollte die Tür hinter sich zumachen und erblickte erst in diesem Augenblick Alf Lundquist.
»Oh!«, sagte er erschrocken. »Jetzt haben Sir mir fast einen Schrecken eingejagt, Mister Lundquist.«
»Das war nicht meine Absicht, Professor Morgan. Entschuldigen Sie.«
»Bitte, bitte.«
»Ich muss mit Ihnen sprechen.«
»Ja?«
»Ich möchte das lieber nicht hier im Flur erledigen.«
»Ach ja, natürlich! Ich bin ein bisschen zerstreut. Vielleicht gehen wir in mein Zimmer? Wäre das…«
»Sie meinen das Arbeitszimmer von Direktor Willies?«
»Nun ja, das Zimmer des Schulleiters. Im Augenblick bin ich das.«
»Es wäre mir lieber, wenn wir in den Lesesaal gehen könnten.«
Morgan rückte seine Brille zurecht. Er schien ein bisschen nervös zu sein.
»Lesesaal?«, wiederholte er. »Warum gerade da? Ich bin nicht abergläubisch, aber ich muss sagen, ich betrete dieses Zimmer nur noch sehr ungern.«
»Es lässt sich leider nicht vermeiden. Ich möchte Ihnen etwas demonstrieren, Herr Professor.«
»Oh, das ist natürlich etwas anderes. Also gut.«
Sie schritten nebeneinander die Treppen hinab. Vor fast genau dreiundzwanzig Stunden ist Honda Queal denselben Weg gegangen, dachte Alf. Zehn Minuten später war sie eine Leiche…
Phil wartete, bis sie etwa zehn Schritte Vorsprung hatten. Dann löste er sich von der Wand und folgte ihnen. Bis zum Augenblick schien Morgan ihn noch nicht bemerkt zu haben. Aber als Phil nach Alf und dem Professor die Tür zum Lesezimmer aufzog, drehte sich Morgan hastig um und sagte unwirsch über die Schulter: »Tut mir leid, Herr Kollege, ich führe gerade ein vertrauliches Gespräch mit dem Herrn vom FBI!«
Phil trat ein und zog die Tür hinter sich zu.
»Ich weiß«, lächelte er. »Schließlich gehöre ich selbst zum FBI.«
Morgan erbleichte.
»Sie gehören zum FBI? Also ich muss schon sagen, dass ich es sehr taktlos finde, wenn sich jemand als Professor ausgibt, ohne es zu sein! Und noch taktloser finde ich es, wenn sich
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