0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
von Jährchen eintragen.«
»Besser als der Elektrische Stuhl, nicht?« fragte Horcombe zurück.
»Da stimmen wir überein«, nickte Phil. »Nun weiter: Sie hatten also die Lieferung. An wen gaben Sie die Stäbchen weiter?«
Horcombe zog einen Zettel aus seinem Smoking, den er offenbar noch in der Nacht vorbereitet hatte.
»Ich habe Ihnen die Namen und die Adressen draufgeschrieben«, sagte er. »Sechstausend von den Marihuanas hatte ich postlagernd an diese Chiffre-Adresse zu schicken, die ganz unten auf dem Zettel steht. Wer diesen Teil der Lieferung bekam, weiß ich nicht.«
»Das werden wir schon herausfinden«, meinte Phil zuversichtlich. »Und alle übrigen gingen an die Leute, die Sie hier aufgeschrieben haben?«
»Ja. Es steht bei jedem die Menge dahinter, die er jeweils bekam;'«'
»Sind das Endverkäufer?« /
»Teils, teils. Einige teilten ihre Lieferung wohl auch noch in drei oder vier kleinere Rationen auf und verkauften die mit ein paar Freunden dann direkt.«
»Auch das werden wir herausfinden«, sagte Phil, der anscheinend seine optimistischen Minuten bekam. »Nun zur Abrechnung. Wie wurde die vorgenommen?«
»Das war ganz einfach. Bei Übergabe der Ware wurde bezahlt.«
»Aber an wen bezahlten Sie?« Horcombe grinste.
»Sie werden das vielleicht nicht für möglich halten, G-man, aber auch das stimmt: Ich mußte mein Geld an die rothaarige Bardame abliefern, die gestern abend —«
»Ich weiß«, nickte Phil. »Die mit dem sparsamen Kostüm.«
»Genau«, kicherte Horcombe.
»Wieso haben Sie eigentlich vier Leibwächter, Horcombe?« warf ich ein. »Das leisten sich doch gewöhnlich nur die allergrößten Bosse.«
Er zuckte wieder die Achseln.
»Was sollte ich machen, G-man? Alle Leute aus meiner Gang konnte ich für das Marihuana-Geschäft gar nicht einsetzen. Darum habe ich meine Gang aufgelöst. Die vier wollten unbedingt bleiben. Also habe ich sie als Gorillas genommen. Und die anderen — das sind die auf dem Zettel — die habe ich nach Hause geschickt. Sie bekamen einmal in der Woche ihr Quantum Marihuana. Was sie damit machten, war mir gleichgültig, solange sie es bezahlten. Manche sind in andere Gangs eingetreten und betreiben das Marihuana-Geschäft nur als zusätzliche Einnahme, andere haben mit dem Gewinn vielleicht genug und freuen sich, daß sie sich den Rest der Woche auf die faule Haut legen können,«
»Wenn Ihre Leute ohnedies nicht genug au tun hatten, warum haben Sie dann auch noch Molnar einbezogen?«
Er seufzte.
»Oh, G-man, wann werden Sie begreifen, daß ich an diesem Duff einen Narren gefressen hatte? Er sprach so herrlich meinen heimatlichen Dialekt, den ich selber schon fast verlernt hatte.«
Es klang so ehrlich, daß ich lachen mußte.
»Okay, Horcombe, das kaufe ich Ihnen ausnahmsweise mal ab. Das andere — nun, wir werden ja sehen, was unsere Nachprüfungen ergeben. Aber jetzt zur wichtigsten Sache. Sie behaupten allen Ernstes, Sie wissen nicht, wer Duff Molnar erschossen haben könnte?«
»G-man, ich hatte Duff Molnar gem. Und wenn ich wüßte, wer ihn umgelegt hat, dann würde ich ihn verpfeifen — so schnell, wie noch nie jemand verpfiffen worden ist. Ich habe darüber nachgedacht. Sie sagen, Molnar hat mich eingeseift. Schön, es kann sein. Aber eins gebe ich Ihnen schriftlich! Er kam dienstlich, um meine Freundschaft zu suchen. Aber zum Schluß hatte er mich auf seine Weise auch gem. Davon können Sie mich nicht abbringen. Und weil ich daran glaube, würde ich seinen Mörder verraten, wenn ich wüßte, wer es ist.«
Wir stellten noch ein Dutzend Fragen, mit denen wir ihn an dieser oder jener Stelle hereinlegen wollten. Aber es gelang uns nicht. Entweder war Horcombe ein Meister im Lügen — oder er hatte uns tatsächlich die Wahrheit aufgetischt.
»Jetzt interessiert mich vorläufig nur noch eins, Horcombe«, sagte Phil. »Irgendwann muß doch die Sache mal angefangen haben! Wie? Wer setzte sich mit Ihnen in Verbindung?«
»Wenn ich das wüßte!« rief Horcombe. »Darüber habe ich mir seit Wochen den Kopf zerbrochen. Ich bekam einen Brief. Ob ich Lust hätte, jede Woche eine hübsche Stange Geld zu verdienen. Dann sollte ich an einem bestimmten Tag morgens um Punkt neun mit der U-Bahn vom Times Square zum Columbus Circle fahren. Na schön, ich hatte Interesse und tat‘9, Und prompt kam denn auch der nächste Brief.«
»Per Post?«
»Nein. Er lag morgens in meinem Kasten. Wer ihn eingeworfen hat, mag der Himmel wissen.«
»Was stand
Weitere Kostenlose Bücher