0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
eine gelbrote Lohe aufschießen zu sehen.
Der Kollege mußte an unseren Gesichtern gesehen haben, daß mit dem Fruchtsaft nicht alles in Ordnung sein konnte. Er fragte ängstlich:
»Hätte ich da nicht dagegentreten sollen?«
Die Gefahr mußte wohl vorüber sein. Ich setzte meinen Hut auf und zuckte die Achseln, »So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, meinte ich nebenbei. »Da drin ist ja nur ein Tank mit Nitroglycerin.« Der Kollege wurde weiß an der Nasenspitze. Er ging rückwärts von uns weg, und er tat es mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Phil grinste. Ich griff nach den Zigaretten.
Wir rauchten. Vielleicht hätten wir die ganze Geschichte ein bißchen leichter genommen, wenn in der Nacht nicht die Bombe im Hotel explodiert wäre. Als die Bahre in den Transportwagen geschoben worden war, hatten wir einen raschen Blick unter das Laken geworfen. Und danach waren wir ebenso grünlich-gelb im Gesicht wie die Kollegen, die die Bahre getragen hatten.
Unterwegs hatte Phil über Sprechfunk schon unseren Sprengstoffexperten Bescheid gegeben. Endlich erschienen sie mit ihren Werkzeugtaschen im Hof. Wir zeigten auf den Karton.
»Haut ab«, sagten sie. »Im schlimmsten Falle würde es genügen, wenn wir — na ja, ich meine, wenn wir ein bißchen Krach zu hören kriegen.«
Wir entfernten uns und warteten. Die beiden nahmen sich Zeit, und niemand konnte ihnen daraus einen Vorwurf machen. Als es zwölf war, winkten sie. Wir traten näher. Sie sahen uns mitleidig an.
»Von einem G-man hatte ich eigentlich erwartet, daß er weiß, daß Marihuana nicht explodieren kann«, sagte er. »Rund zwanzigtausend Glimmstengel, schätze ich. Von Dynamit konnten wir kein Gramm finden. Ihr habt es doch nicht zufällig in der Hosentasche?«
Ich grinste.
»Vielen Dank. Phil hat euch ja gesagt, daß wir nur mit der Möglichkeit rechnen mußten,«
Sie nickten und schoben ab. Wir packten den Karton wieder ein und brachten ihn in die daktyloskopische Abteilung. Als wir die Abteilung wieder verließen, sagte Phil:
»Mir ist etwas aufgefallen, während du mit offenen Augen den versäumten Schlaf nachholst.«
»Aufgefallen? Was denn?«
»Sieh dir diesen Knoten an!« sagte er ernst und zeigte mir die Schnur, mit der der Karton umwickelt war. »Was ist das?«
»Ein dünner, reichlich verbogener Draht.«
»Stimmt. Ein Draht, wie er verwendet wird, wenn jemand bei der Eisenbahn einen Anhänger an einem Koffer anbringen will!«
Ich stieß einen Pfiff aus.
»Du meinst?«
Phil nickte.
»Ich meine, daß dieser Karton heute früh mit einem der Züge angekommen ist. Er sollte ursprünglich gestern früh eintreffen, aber aus irgendeinem Grunde hatte er eben einen Tag Verspätung. Jemand holte den Karton am Zug ab. Jemand, der sich als der Mann ausweisen konnte, der auf dem Anhänger als Eigentümer des Kartons angegeben war. Verstehst du endlich, mein Alter? Jemand muß den Karton vom Zug zum Fach gebracht haben!«
»Und wie sollen wir den finden?«
»Ich werde mich erst einmal umhören, bei welcher Bahnlinie gestern oder jedenfalls innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden die Anschlüsse nicht geklappt haben«, meinte Phil. »Was du tust, weiß ich nicht.. Vielleicht schläfst du weiter.«
Ich grinste. Und dann marschierten wir beide wieder zum Jaguar.
***
Plötzlich fiel mir der Zettel ein, den Harcombe uns gegeben hatte. Ich blieb stehen. Phil merkte es, als er schon zwei oder drei Schritte weiter war. Er drehte sich um.
»Was ist los, Jerry?«
»Fahr allein, Phil! Nimm dir einen von den Dienstwagen aus der Fahrbereitschaft. Wenn wir uns nicht bald um die Burschen kümmern, die uns Horcombe aufgeschrieben hat, sind sie über alle Berge. Es wird schließlich in der Unterwelt nicht verborgen bleiben, daß Horcombe plötzlich mitsamt seinen Gorillas verschwunden ist.«
»Du hast recht. Willst du das organisieren?«
»Ja, Einer muß es doch tun,«
»Okay. Dann fahre ich allein zum Bahnhof. Wir treffen uns i m Office wieder,«
»Abgemacht.«
Ich winkte ihm nach, drehte mich um und ging zurück ins Distriktsgebäude, Im Büro ließ ich mich in den Schreibtischstuhl fallen, zog Horcombes Zettel heraus und studierte ihn genau.
Der Zettel enthielt acht Namen. Davon konnten wir Duff Molnar streichen. Blieben immer noch sieben Adressen übrig. Ich konnte unmöglich allein sieben verschiedene Gangster und Rauschgifthändler an einem Nachmittag einsammeln. Außerdem brauchten wir erst einmal Haftbefehle.
Ich telefonierte mit
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