0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
Chef, das ist keine Rauschgiftbande, wie wir zunächst angenommen haben. Dahinter muß eine weitverbreitete Organisation stehen!«
Mr. High nickte.
»Sprechen Sie es ruhig aus, Jerry«, sagte er, »Ich bin völlig Ihrer Meinung. Dahinter steht ein richtiges Syndikat!«
***
Die Vernehmung des Empfangschefs ergab absulut nichts. Er hatte geschlafen und wurde wach, als die Bombe explodierte. Der einzige Mensch, der uns etwas hätte sagen können, war der Nachtportier, und der war von der Bombe ebenso zerfetzt worden wie unsere Kollegin.
Um halb sieben Uhr früh fuhren wir zurück zum Distriktsgebäude. Mr. High erwartete uns und wollte mit uns den Fall durchsprechen.
Bis halb zehn hockten wir bei starkem Kaffee mit Mr. High zusammen. Wir wendeten den Fall um und um. Zunächst war der Chef von der auch für ihn überraschenden Meldung schockiert, daß es sich bei dem Rauschgiftlieferanten um einen eingeschleusten Abwehrmann gehandelt hatte.
»Aber woher kann die Bande nur gewußt haben, daß wir seine Verhaftung planten?« murmelte der Chef nachdenklich.
»Vielleicht ist doch etwas über Petty Licks Verhaftung durchgesickert?« meinte Phil zweifelnd.
Der Chef schüttelte den Kopf.
»Ausgeschlossen, Phil. Das Mädchen ist vorgestern verhaftet worden, und gestern abend haben wir auf ihren Lieferanten gewartet. Die Eltern des Mädchens fürchteten um das Leben ihrer Tochter. Ich habe ihnen versprochen, daß ich mich dafür einsetzen will, daß Petty mit einem Urteil davonkommt, das kein Todesurteil ist. Natürlich kann ich das nicht garantieren, aber ich kann mich dafür einsetzen, und das werde ich tun. Dieses Mädchen ist ein Produkt seiner Umwelt und nicht allein daran schuld, daß es zu einer Mörderin wurde. Die Eltern wissen, daß sie Pettys Verhaftung vorläufig streng geheim halten müssen, weil ich mich sonst nicht mehr an mein Versprechen gebunden fühle. Diese Leute werden schweigen wie das Grab, Phil, weil sie darin die einzige Chance für ihre einzige Tochter sehen. Die Version ist verbreitet worden, daß Petty infolge der Ereignisse im College einen Nervenzusammenbiuch erlitt und in eine Nervenklinik außerhalb New Yorks gebracht wurde. Außer dem FBI und den Eltern des Mädchens weiß niemand von ihrer Verhaftung,«
»Aber daß sie selbst eine Nachricht an die Bände gegeben haben könnte, ist doch genauso ausgeschlossen!« rief ich »Alle Leute, die wir in diesem Zusammenhang verhaftet haben, sitzen unten im Keller im Zellentrakt als Untersuchungshäftlinge zur Verfügung des FBI, Daß von hier aus etwas hinausgeschmuggelt wird, halte ich für beinahe unmöglich.«
»Ich auch, Jerry. Trotzdem wußte die Bande offenbar, daß wir auf ihren. Mann warteten.«
»Moment!« brummte Phil. »Ich sehe jetzt zwei Möglichkeiten: Die eine ist, daß die Bande die Kneipe beobachten ließ und daß ihr trotz aller unserer Vorsichtsmaßnahmen eben doch auffiel, daß wir G-men als Gäste hineinschick' ten. Aus Zeitmangel oder ähnlichen Gründen konnte sie ihren Mann aber nicht mehr verständigen, so daß nur noch sein Tod übrigblieb, wenn die Bande verhindern wollte, daß er uns in die Hand fiel.«
»Wir waren äußerst vorsichtig«, wandte ich ein. »Im Lokal saßen vierzehn G-men. Die haben wir seit nachmittags sechs Uhr in unregelmäßigen Abständen in ungleichen Gruppen hineingehen lassen, Außerdem haben wir ursprünglich sechsundzwanzig Leute hineingeschickt, aber zwölf zu verschiedenen Zeiten wieder nach Hause gehen lassen, damit auch mal jemand aus der Kneipe rauskam.«
»Sicher«, nickte Phil. »Und trotzdem kann es der Eande aufgefallen sein.«
»Doch, das ist schon möglich«, nickte Mr. High, »Vor allem, wenn bei der Bande ein Mann ist, der vielleicht den einen oder anderen G-man oder gar mehrere von uns kennt. Diese Möglichkeit besteht meiner Meinung nach durchaus.«
»Dann will mir nicht in den Kopf«, brummte ich, »warum in so einem Fall die Bande ihrem Mann nicht einfach verbot, hineinzugehen! Welche Bande merkt denn, daß wir auf der Lauer liegen, und Schickt trotzdem ihren Mann los, nur um ihn in dem Augenblick abzuknallen, wo wir zupacken wollen?«
»Das sieht wie ein Widerspruch aus«, murmelte Mr. High. »Es muß aber keiner sein.«
Ich sah ihn verwundert an.
»Das verstehe ich nicht, Chef!«
»Wir wissen jetzt«, sagte Mr. High, »daß Molnar in Wahrheit ein Offizier der Abwehr war. Angenommen, die Bande hätte gestern zwei verschiedene Dinge gleichzeitig herausgefunden:
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