0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
Gepäckraum wieder hinaus in die Halle führte. Suchend sah er sich um. Ungefähr zehn Schritte entfernt waren acht Gepäckkarren zusammengefahren.
Phil lief hin, sah sich um und stellte fest, daß er so gut wie unbeobachtet war. Rasch schob er zwei Karren ein bißchen auseinander und duckte sich zwischen ihnen nieder. Achtundzwanzig Minuten? dachte er. Das ist nicht lange. Im Gegenteil…
Wie lange selbst drei Minuten dauern können, merkte er, als ihm das rechte Bein einschlief. Er streckte es von sich und hockte nun nur auf dem linken.
Natürlich mit dem Ergebnis, daß ihm nun das linke Bein einschlief, bevor er die krabbelnden Ameisen aus dem rechten hinausgeschüttelt hatte.
Minutenlang quälte er sich in seiner anstrengenden Haltung ab. Er hätte niederknien können, aber der Boden war hier so schmutzig, daß Phil es nicht übers Herz brachte, seine Hosenbeine mit den ausgetretenen Zigarrenstummeln, den Kaugummi- und Obstresten in Berührung zu bringen.
Seine Aufmerksamkeit fing bereits an, nachzulassen, als er plötzlich jemand vor dem Schließfach B 217 bemerkte.
Er sprang auf. Als er stand, knickte er in den Knien weg und kippte auf eine der Karren. Beide Beine waren ihm derart eingeschlafen, daß er sie nicht mehr unter der Kontrolle hatte. Er sah, wie der junge Mann, der eine Münze in den Zahlschlitz von B 217 geworfen hatte, sich wieder entfernte, und er wollte ihm um jeden Preis folgen. Aber er konnte nicht mehr als mit komischen Sprüngen langsam zwischen den Karren heraushüpfen.
Phil hatte den braunhäutigen jungen Burschen mit der roten, kurzen Lederjacke erkannt. Es war Tonio Seratti, der ›Lacher‹, den wir nun schon seit einigen Tagen suchten wegen seiner Beteiligung an der Bande, die wöchentlich zweitausend Marihuana-Zigaretten im City College vertrieben hatte. Aber was nützte es ihm, daß er ihn erkannt hatte, wenn er ihm nicht schnell genug folgen konnte?
Er hatte den freien Platz vor den Karren erreicht und torkelte vorwärts. Nach drei, vier Schritten knickte ihm das rechte Bein ein. Das Kribbeln in den Beinen war bis hinauf in die Oberschenkel so stark, daß Phil die Lippen fest aufeinanderpressen mußte, um nicht laut zu lachen. Wenn ich das einem Journalisten erzähle, geht es durch sämtliche Zeitungen der Staaten, schoß es Phil durch den Kopf, während er sich wieder aufrappelte.
Hastig sah er sich um. Wo war die rote Lederjacke? Wo war der ,Lacher'? Wo?
Tausende von Menschen strömten an ihm vorbei. Phil spürte, wie es mit seinen Beinen besser wurde, aber er konnte die rote Lederjacke nicht wiederfinden.
Er hastete in die nächste Herrentoilette, sah sich rasch um und stürmte wieder hinaus. Er stürzte auf eine Frau zu, die einen roten Mantel trug, und erkannte seinen Irrtum gerade noch früh genug.
Verwunderte Leute blickten ihm kopfschüttelnd nach. Er riß die Tür zu einem Tabakladen auf, weil ein schwarzhaariger Junge drinstand. Aber er trug keine rote Lederjacke, und es war nicht Seratti.
Phil gab es auf. Es hatte keinen Zweck. Man konnte nur noch hoffen, daß Seratti in sechs Stunden wiederkommen und die nächste Münze in den Zahlschlitz von Fach B 217 werfen würde.
Niedergeschlagen verließ Phil die Riesenhalle. Draußen wollte er sich nach seinem Wagen umsehen, als ihm plötzlich die Augen fast übergingen.
Keine fünf Schritte von ihm entfernt stand Seratti neben einem leichten Motorrad und trat gerade den Motor an. Phil machte zwei schnelle Schritte vorwärts. Dann blieb er jäh stehen, war er denn von allen guten Geistern verlassen? Warum sollte er Seratti denn auf der Stelle festnehmen? War es nicht vielleicht viel klüger, ihm heimlich zu folgen?
Phil jagte zu dem neutralen Dienstwagen, mit dem er gekommen war. Er warf sich auf den Sitz, schob den Zündschlüssel mit der Rechten ein und riß mit der Linken die Tür zu. Seratti fuhr gerade langsam von der Eordsteinkante weg, Ph.il gab Gas,
***
Aus dem Stand heraus schnellte ich mich mit einem gewaltigen Hechtsprung auf die Theke des Empfangspultes zu. Ich verlängerte den Sprung mit einer Rolle vorwärts, während noch immer die Tommy Gun heiser ratterte.
Ich rechnete in jedem Augenblick damit, daß ich getroffen wurde.
Aber ich krachte mit dem Kopf gegen die Theke des Pultes, und ich spürte den Bums hart durch mein Gehirn zucken. Ich stützte die Hände auf und schloß die Augen eine Sekunde.
Meine linke Hand lag auf einem harten kantigen Gegenstand. Ich machte die Augen auf und versuchte,
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