0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs
diese Worte vernommen.
»So, so! Der König der Hethiter ist auch gegen mich und mein Reich!« fauchte Ramses böse. »Das wird er büßen. Ich werde befehlen, ihr Land mit Krieg zu überziehen. König Muwattal wird bereuen, mit den Babyloniern im Bunde zu stehen. Der Euphrat ist fern … Doch sein Reich ist nahe. Mit Hilfe der Götter werden wir siegen. Der Götter … Und der deinigen, großer Zauberer Amun-Re.«
Der Herrscher des Krakenthrons nickte geistesabwesend. Er versuchte vergeblich, in das Innere des Syrers vorzustoßen, um den Wahrheitsgehalt seiner Worte zu erproben.
Seine Zeit würde schon lange zurückliegen, wenn Pharao Ramses im Jahre 1291 vor der Zeitrechnung tatsächlich das Hethitervolk angreifen und bei Kades seinen größten Sieg erringen würde. Einen Sieg, der ihm den ewigwährenden Ruhm eines tapferen Feldherrn einbrachte. Dabei hatte er sich mit seinem Streitwagen nur zuweit vorgewagt und mußte selbst verzweifelt kämpfend die eigenen Reihen wieder erreichen.
Doch auf die Hethiter machte dies so großen Eindruck, daß sie um Frieden baten und Geiseln stellten. Der Friedensvertrag, der 1275 geschlossen wurde, hielt bis zum Ende der Regierungszeit des Ramses. Die Sache ging so weit, daß der Pharao dreizehn Jahre später nach dem Tode der Nefritiri eine hethitische Prinzessin heiraten würde. Doch weder Ramses noch Amun-Re wußten, was einmal in der Zukunft sein würde.
»Ja, großmächtiger Gebieter!« dienerte Aziro. »Dieser sogenannte Zauberer aus Babylon nannte sich wie einer der Männer, die du deine Feinde nennst. Zamorra war sein Name…! «
» Zamorra! « fauchte Amun-Re. » Jetzt wird mir alles klar! « Bevor der Foltermeister zu einem weiteren Wort fähig war, sprang der Zauberer zu ihm und schlug ihm den Handrücken ins Gesicht.
»Ich befehle dir … Erwache! « herrschte er ihn an. Mit staunendem Blick erhob sich der Pharao, als er sah, daß der Foltermeister zusammenzuckte und unzusammenhängende Worte stammelte.
»Er ist behext, o Pharao!« erklärte Amun-Re. »Ich kenne diesen Zamorra. Sein Zauber ist nicht zu unterschätzen.«
»Er ist also in der Nähe!« murmelte er dann mehr zu sich selbst. »Tsathogguah mag wissen, wie er die Zeitschranken überwinden konnte. Doch der Pharao ist nicht gut auf ihn zu sprechen. Wenn er ihn zu fassen bekommt, ist er ein toter Mann. Und ich werde dafür sorgen, daß er ihn bekommt!«
»Mächtiger Gebieter!« wandte er sich an den Pharao, der eben den Männern seiner Leibwache den Befehl gab, Aziru wegen seiner Unfähigkeit hundert Peitschenhiebe auf den Rücken aufzuzählen.
Fluchend zerrten zwei kräftige Männer der hethitischen Wache den Mann aus der Halle, der ohne Gefühlsregung den Gefangenen fürchterliche Qualen bereiten konnte. Ein kräftiger Faustschlag ließ das wimmernde Gnadengeheul von Aziru verstummen.
»Ich kenne Zamorra, hoher Pharao!« flüsterte Amun-Re. »Wir sind Feinde. Und ich werde ihn für dich fangen. Denn er ist ein Zauberer, dessen Kräfte sehr groß sind. Doch ich bin stärker.«
»Was schlägst du vor?« lauerte der Pharao. »Wie willst du ihn ausfindig machen? Sicherlich ist er über alle Berge.«
»Kaum!« sagte Amun-Re lakonisch. »Hier ist noch etwas im Palast, was er sucht. Und damit stellen wir ihm eine Falle. Gib mir für heute den Befehl über deine Leibwache, und vertraue mir. Professor Zamorra kann nicht entkommen!«
»Es soll sein, wie du sagst!« erklärte Ramses nach kurzem Nachdenken. »Und wenn ich ihn habe, wird er den Mann, dessen Tod er verursachte, auf der Totenbarke in die Unterwelt begleiten. Doch wisse, daß dies auch dein Schicksal ist, wenn du versagst. So soll man es schreiben – so wird es geschehen!«
Amun-Re nickte wortlos, doch die dürren Lippen umspielte ein hohnvolles Grinsen …
***
»Was denn? Aus diesen beiden Barbarinnen soll ich Frauen machen, die das Auge des Pharao mit Wohlgefallen ansieht?« fauchte die ungefähr fünfzigjährige Frau in dem kurzen Gewand aus durchsichtigem Goldgewebe. »Beim Zeus. Eher vollbringe ich die Taten des Herakles. Seht doch, wie seltsam sie gekleidet sind. Wie Männer erscheinen sie. Auch ihre Haartracht ist so kurz geschoren, daß man glauben muß, Jünglinge vor sich zu haben!«
»Das kann dir doch nur recht sein, Weib!« grinste der Aufseher der Sklaven, die Tina Berner und Sandra Jamis heranzerrten, gehässig. »Seit deine Schönheit verblüht ist und sich dir kein Mann mehr nähert, träumst du doch von nichts
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