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0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

Titel: 0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
Autoren: Jason Dark
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stand ich an der Tür, die hin- und herschwang.
    Bequem konnte ich über sie hinweg schauen.
    Gina hatte sich nicht mehr fangen können. Sie lag am Boden, umgeben von Stroh und Pferdemist. Das Tier selbst war aufgeregt. Es schüttelte wild seinen Kopf. Die kurzgeschorene Mähne bewegte sich wie die weichen Borsten eines Kamms. Der bunte Federbusch hüpfte auf und nieder.
    Ich war an der Tür stehengeblieben, denn mich irritierte das Verhalten des Tiers. Es war Zirkusluft gewohnt, einen großen Rummel, Musik und auch Menschen. Weshalb benahm sich das Pferd so verrückt und tobte seine Aggressivität aus, indem es mit den Hufen ausschlug und gegen die Wände donnerte? Gina fürchtete sich, getroffen zu werden.
    Das Pferd war angeleint. Das Lederseil straffte sich, es war manchmal gespannt wie eine Bogensaite, bevor es wieder zusammenfiel. Die Unruhe dieses Pferdes steckte auch die Tiere in den anderen Boxen an.
    Auch sie begannen, mit ihren Hufen zu schlagen und gegen die Wände zu hämmern.
    Das Wiehern klang wie Trompetenstöße. Auch Gina hörte dies. Sie hatte ihre Haltung nicht verändert. Nach wie vor lag sie auf dem Rücken, das Gesicht verzerrt und ein seltsames Leuchten in den Augen, das mir schon Angst einjagen konnte.
    »Kommen Sie her und geben Sie acht!« Ich mußte laut sprechen, um den Lärm des Pferdes zu übertönen.
    Gina bewegte sich. Sie drehte sich zur Seite, drückte dabei mit dem Rücken gegen die Rückwand der Box und stemmte sich in die Höhe.
    Das Tier wütete weiter. Es hatte seinen Kopf so gedreht, daß es auch hinter sich schauen konnte.
    Die Blicke des Menschen trafen sich mit denen des Tiers. Da mußte es wohl in dem Pferd eine Art Initialzündung gegeben haben, denn plötzlich drehte es durch.
    Auf der Hinterhand stieg es hoch. Gleichzeitig schleuderte es die hinteren Beine zurück, wollte damit gegen die Stammwand hämmern, da jedoch war dem Tier jemand im Weg.
    Gina!
    Mein Warnschrei erstarb auf meinen Lippen, weil es zu spät war. Sie konnte den schnell auf sie zuwischenden Hufen nicht mehr ausweichen.
    Im Bruchteil einer Sekunde sah ich, wie der Kopf nach hinten geschleudert wurde, und ich vernahm auch das häßliche, dumpfe Geräusch, das den Treffer begleitete.
    Gina flog zurück. Sie krachte gegen die Stallwand, sank zusammen und blieb liegen. Ich wollte mich an dem Tier vorbeidrängen, das weiter auskeilte, doch ich brauchte dem Mädchen nicht mehr zu Hilfe zu eilen.
    Gina stand allein auf.
    Die Hufe hatten ihr nichts getan.
    Ein blechernes Lachen vernahm ich. Es klang zuerst ziemlich gedämpft, weil sie ihren Kopf von mir weggedreht hatte. Als sie sich umwandte und ich in das Gesicht sah, rechnete ich damit, einen Wirrwarr aus Blut, Haut und Splittern zu sehen.
    Das war nicht der Fall.
    Dennoch war das Gesicht furchtbar gezeichnet. Die Hufe hatten Stücke aus der Stirn geschlagen. Ich entdeckte Knochensplitter, außerdem an der linken Wange einen breiten Riß, der gleichzeitig in eine nach innen führende Rinne mündete.
    Gina war von dem Pferd getroffen worden. Sie hatte überlebt. Einem normalen Menschen wäre dies nicht gelungen. Genau das war es, was mich so störte und irritierte.
    War Gina kein Mensch mehr?
    Sie kam vor. Nach einem Schritt blieb sie bereits stehen, schaute das Pferd an und hob ihren Arm.
    Es war der rechte. Ich sah, daß sie die Hand krümmte, dann hämmerte sie zu.
    Ein Hieb, der die Halswirbel des Pferdes traf und den man im wahrsten, Sinne des Wortes als mörderisch bezeichnen konnte, denn das Tier wieherte noch einmal schrill, bevor es zusammenbrach, ein letztes Mal die Beine bewegte, um still liegen zu bleiben.
    Tot…
    Das hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich starrte auf das Tier. Sein Kopf stand in einem schrägen Winkel zum Körper. Wahrscheinlich waren die Wirbel gebrochen, und dies von dem einzigen Schlag einer menschlichen Hand.
    Wirklich menschlich?
    Ich bekam zwar keine Angst, unwohl wurde es mir trotzdem, als ich Gina ansah, die ihre Lippen in die Breite gezogen hatte und mir ein diabolisches Lächeln entgegenschickte.
    Sie wußte mehr als ich, und sie hatte es mir deutlich genug gezeigt. Ein Tier war unter ihrem Hieb gefallen, der Mensch, nämlich ich, sollte folgen.
    Im Zurückgehen dachte ich darüber nach, was ich dieser menschlichen Kampfmaschine entgegensetzen sollte. Und als nichts anderes konnte man diese Frau bezeichnen. Eine menschlich aussehende Kampfmaschine, in der ein unheimlicher, dämonischer Antrieb steckte.
    Daß sie mich
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