0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
Herren?« fragte der Wirt und grabschte schon nach den Krügen.
»Die Runde geht an mich«, sagte Michael Artner. Er hatte das meiste Geld, da sein Vater als ein reicher Bauer galt.
»Ich nehme jetzt auch ein Bier«, meinte Sabine.
»Vernünftig«, lobte Artner. »Von dem Zeug, das du sonst trinkst, kriegt man nur Läuse in den Bauch.«
»Das hätte mir auch einer sagen können, der die Ohren auf dem Kopf hat«, erwiderte Sabine schlagfertig.
Osi begann zu lachen. Er gönnte es dem Artner, wenn er mal eine Abfuhr bekam.
Die Diskussion wurde nicht fortgesetzt, denn die Bierkrüge rutschten auf sie zu. Der Wirt meinte:
»Bleibt lieber hier, wenn ihr Durst habt.«
»Wieso?« fragte Osi.
»Im Zelt ist eine Luft zum Schneiden. Überlegt doch mal. Die Hitze, dann die Menschen, der Schweiß, der Rauch, das Bier…«
»Ja, ja, du machst Werbung für deinen Stand«, erklärte Osi mal wieder etwas vorlaut.
»Das habe ich nicht nötig. Die Leute kommen auch so. Ich…«
»Prost«, unterbrach Michael Artner die Diskussion. »Lasst uns auf Uwe trinken.«
»Und auf den Risse nicht?« fragte Osi.
Artner zuckte zusammen. Seine Lippen lagen am Glasrand. Er trank nicht, sondern schaute seinen Kumpel in die Augen. »Verdammt, du kannst einem auch alles verderben.«
»Wieso?«
»Ach, hör auf!«
Endlich nahmen sie den Schluck. Auch hier bewies Michael Artner seine »Klasse«. Er leerte den Krug fast bis zur Hälfte, atmete dann tief durch, stieß satt auf und stellte ihn weg.
Sabine und Osi hatten einen nur kleinen Schluck zu sich genommen. Sie wollten sich auf keinen Fall betrinken. Die starke Hitze und das Bier vertrugen sich nicht besonders. Da bekam man leicht einen Schlag und war plötzlich betrunken, ohne dass man es selbst merkte.
Als sie die Gläser abgesetzt hatten, kam Osi zum Kern des Problems. »Weshalb haben wir uns hier getroffen?« fragte er.
Michael Artner war ehrlich. »Weiß ich nicht genau.«
Osi verzog die Mundwinkel. »Um das Problem zu bereden. Wir müssen ja zusehen, wie es weitergeht.«
»Womit?« fragte Michael.
»Dumme Frage«, konnte Sabine sich nicht verkneifen zu sagen, »Mit allem, Mensch.«
»Sehen wir die Sache doch einmal nüchtern«, erklärte Osi. »Es sind vier Menschen gestorben, die Bullen stehen ziemlich ratlos da und können den Killer nicht fangen.«
»Weil es ein Geist ist?«
Das hatte Sabine gesagt. Osi hob die Schultern. »Das ist eben die Frage. Ich glaube ja nicht an Geister.«
»Aber du hast doch gehört, was auf dem Friedhof geschehen ist. Und auch im Gasthaus.« Michael beugte sich vor. »Ich sage dir was, Osi. Da stehen uns noch haarige Zeiten bevor. Wir werden es alle mit der Angst kriegen. Durch unser Dorf schleicht ein verdammter Killer, aber kein normaler, sondern ein Geist. Unsere alte Oma hat es genau gewusst, wenn sie die alten Geschichten erzählte, das kann ich euch flüstern. Wir haben immer gelacht, das können wir uns inzwischen abschminken. Ich glaube auch, dass es dieser Oberst gewesen ist.«
Osi zog die Stirn hoch und legte dabei die Haut in Falten. »Bist du dir sicher?«
»Klar.«
»Aber gesehen hast du ihn nicht.«
»Dafür andere. Wir waren ja schon weg, und ich kann mir gut vorstellen, dass auf der Liste des Killers auch noch mehr Personen stehen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Nach seinen Worten herrschte Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Bis Sabine mit leiser Stimme das Schweigen unterbrach. »Denkst du da vielleicht an uns?«
»Kann sein.«
»Aber welchen Grund sollte er haben?« warf Osi ein.
»Sag mir lieber, welchen er bei den anderen Leuten gehabt hat. Keinen, oder?«
»Michael hat recht«, meinte das Mädchen. »Der verrückte Geist killt doch wahllos.«
»Und weshalb?« fragte Osi.
Keiner konnte ihm auf diese Frage eine Antwort geben. Sie überlegten hin und her, zu einem Ergebnis kamen sie nicht. Michael trank einen langen Schluck, stellte den Krug zur Seite und schaute tiefsinnig auf die Oberfläche, wo Schaumblasen in die Höhe perlten.
»Das kann auch mit dem Jahrestag zusammenhängen«, meinte Sabine nach einer Weile des Nachdenkens.
»Wieso das?«
Osi schaute Artner an. »Rechne doch mal nach. Vor 350 Jahren hat diese komische Schlacht stattgefunden. Jetzt steigt er aus seinem Grab und nimmt Rache.«
»Aber er ist doch tot. Vergammelt und verschimmelt. Der kann doch nichts mehr tun.«
»Bist du sicher!«
»Zombies gibt es nur im Kino«, behauptete auch Sabine Grabowski.
»Von einem Zombie
Weitere Kostenlose Bücher