0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
wollen wir gar nicht reden«, sagte Osi. »Ich spreche von einem Geist.«
»Der mordet«, vollendete Artner.
»Genau.«
Weiter diskutierten sie nicht, denn keinem fiel etwas Neues dazu ein. Aus dem Ort kamen jetzt immer mehr Menschen zur Festwiese. Neben die drei setzten sich die beiden Polizisten. Sie hatten ihre Uniformen ausgezogen und gingen in Zivil.
»Den Mörder schon gefunden?« fragte Osi.
»Unsinn. Krieg du mal einen Geist.«
»Dann glaubt ihr auch daran?« grinste Artner.
»Ja. Wenigstens sagen das die hohen Kollegen. Und was die behaupten, muss ja stimmen - oder?«
Osi grinste. »Immer noch obrigkeitsgläubig, was, mein Lieber?«
»Und wie.«
Danach redeten die Polizisten nicht mehr, denn sie hatten ihr Bier bekommen und tranken es.
»Ihr solltet euch zurückhalten«, schlug Osi vor. »Lasst es mit dem einen Krug genug sein.«
»Und weshalb, du Klugscheißer?«
»Weil hier ein Killer herumläuft. Ein Geist. Ist doch klar. Der kann jeden von euch aufs Korn nehmen, und dann gibt es nichts mehr, was euch noch rettet.«
»Kümmere du dich um deinen Kram«, wurde dem jungen Mann gesagt. »Die Geister überlasse uns.«
»Wir meinten ja nur.«
»Zahlen!« rief Michael.
Sabine drehte sich überrascht. »Wo willst du denn hin?«
»Mir die Beine vertreten, den Rummel anschauen. Deshalb bin ich doch gekommen. Saufen kann ich auch nächste Woche noch.« Artner stellte sich hin, hob die Arme und streckte sich. »Sind ein paar gute Puppen aus den Nachbardörfern hier. Mal sehen, ob ich da was anmachen kann. Kommt ihr mit?«
Osi und Sabine schauten einander an. Sie wollten zuerst nicht so recht. Schließlich nickte das Mädchen. »Hier nur herumzustehen, lohnt sich auch nicht«, sagte er. »Also, gehen wir!«
Michael übernahm die gesamte Rechnung. Das Wechselgeld steckte er in seine Hosentasche.
»Na, Freunde, dann gehen wir mal wieder auf den Trip. Mein Vater hat mir heute einige Scheine überlassen, die hauen wir auf den Kopf. Wo soll's zuerst hingehen?«
Den beiden anderen war es egal. Artner bestimmte diesmal. Er lenkte seine Schritte in Richtung Schlangenbahn.
Auf diesem Fest kannte jeder jeden. Ein paar Mal wurden sie angesprochen, gaben sich aber einsilbig und gingen weiter.
Die Schlangenbahn ähnelte der früher so bekannten Raupe. Sie war fast das gleiche. Nur dass die Wagen eben ein wenig anders gebaut waren und die Form einer Schlange aufwiesen. Sie fuhren ebenfalls im Kreis und rollten dabei eine Berg- und Talstrecke durch. Auf dem Höhepunkt zog sich die Schlange in ihre Haut zurück, wie der Ansager immer erklärte. Das bedeutete nichts anderes, als dass sich ein Verdeck senkte und es für zehn Sekunden stockfinster wurde. Gerade die Jugendlichen hatten ihren Spaß daran. Das Kreischen der Mädchen übertönte dann sogar die laute Musik.
Da die drei Hunger bekommen hatten, blieben sie an einem Imbissstand stehen. Michael spendierte Bratwürste. Schweigend aßen sie.
Es war heiß. Die Sonne stand hoch am Himmel. Sie war wie ein glänzender Ball und brannte auf die Köpfe der Menschen nieder. Das Bier floss in Strömen. Es kam auch allmählich so etwas wie richtige Feststimmung auf, denn die Menschen verbannten die schrecklichen Ereignisse einfach aus ihren Köpfen.
Die Bratwurstbude stand im Schatten einiger Bäume. An der Ostseite der Festwiese wuchsen sie in die Höhe und trennten diese auch von einer Straße.
Zum Glück war der Boden nicht staubig. Der dicke Rasen schluckte den Dreck, und so wirkte die Luft ziemlich rein und auch klar.
Die drei aßen in aller Ruhe. Sie standen so, dass sie nicht auf die Festwiese zu schauen brauchten, sondern in Richtung Straße blickten. Dann trat ein Mann in dunkler Kleidung auf sie zu. Trotz der Hitze hatte der Pfarrer nicht darauf verzichtet.
»Wie geht es euch?« fragte der Geistliche.
Osi gab die Antwort. »Den Umständen entsprechend. Wir sind noch alle geschockt. Mal ehrlich, Herr Pfarrer, glauben Sie auch, dass es ein Geist gewesen sein könnte?«
Der Pfarrer war schon älter. Er kannte natürlich die Sagen und Legenden. Zu einer konkreten Aussage wollte er sich nicht hinreißen lassen. »Es ist natürlich schwer, an Geister zu glauben.«
»Aber Sie glauben doch daran«, sagte Osi..
»Wieso?«
»Engel sind auch Geister«, warf Michael Artner ein.
»Da habt ihr recht, Freunde.«
»Und wenn es gute Geister gibt, kann es auch böse geben«, folgerte Sabine.
Michael hatte eine andere Frage. »Stimmt es eigentlich, dass dieser
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