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0276 - Ghouls in der Stadt

0276 - Ghouls in der Stadt

Titel: 0276 - Ghouls in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stiefelte wieder zum Portal, um seinen Kollegen Heurys Instruktionen weiterzugeben. Währenddessen rüttelte Heury an allen vier Türklinken des schweren Mercedes.
    Abgeschlossen.
    Das war ärgerlich. Aber es hielt ihn nicht sonderlich auf. Er griff in die Tasche, holte einen kleinen Gegenstand hervor und drehte an winzigen Stellrädchen, die langen Fingernägeln durch ihre Winzigkeit höchst feindlich gesonnen waren. Er schob den Stift ins Fahrtürschloß, drehte weiter an den Rädchen und hörte es immer wieder leise knacken. Dann ließ sich der Mercedes plötzlich öffnen, ohne daß die Alarmanlage in Tätigkeit gesetzt wurde.
    Gustave Heury ließ sich in das weiße Lederpolster sinken und startete den Wagen. Er legte den Vorwärtsgang ein und gab langsam Gas. Irgendwie kam ihm das Motorgeräusch seltsam vor. Das war keine normale Maschine. Heury hatte ein besonderes Gehör dafür. Das war das leise Säuseln, wie er es von Turbos kannte … bloß daß Turbolader bei einem so geringen Ladedruck wie hier schon ansprachen, war ihm neu.
    Also eine Spezialentwicklung. Er gab Gas. Der Mercedes schoß wie ein Sportwagen vorwärts. Heury grinste. Selbst ein Porsche oder Lamborghini mochte hier Probleme bekommen, wenn dieser Wagen losdonnerte. Fast wäre der Polizeichef in den Straßengraben gejagt. Gerade noch konnte er den Wagen abfangen und schaltete endlich die Scheinwerfer ein. Er bremste, wendete und fuhr langsam zum Ort zurück. Im Rückspiegel sah er, wie sein Talbot drehte, aufholte und dann rasch an ihm vorbeizog. Der Talbot verschwand im Straßengewirr von Fleury.
    Heury bedauerte, daß er den Mercedes würde verschwinden lassen müssen. Aber es mußte sein. Es durften keine Spuren zurückbleiben. Irgendwo an einer abgelegenen Stelle würde er ihn vom Steilufer oder von einer Brücke aus in die Loire fallen lassen. Aber vorher mußte er noch eine andere Spur beseitigen.
    Da waren zwei oder drei Leute, die halbwegs Bescheid wußten. Sie mußten ebenfalls verschwinden. Dann gab es keine Spuren und keine Zeugen mehr – für den Fall, daß der große Plan fehlschlug.
    Denn die Nacht der Nächte war nah. Vielleicht – war es schon diese …?
    Gustave Heury stoppte den Mercedes direkt vor dem Haus am Ortsrand, in dem Pierre Devon wohnte.
    ***
    Henri Dupont schreckte aus seinen Träumen auf, als es gegen die Wohnungstür donnerte. Er hörte das dünne Holz krachen und splittern.
    Mit einem Fluch sprang er aus dem Korbsessel. Das fast leere Weinglas zerschellte auf dem Teppich. Seine Gedanken kreisten im Leerlauf. Wer verschaffte sich da gewaltsam Zutritt zu seiner Wohnung?
    Ein Einbrecher? Aber das war unglaublich.
    Andererseits – Henri war allein in dem großen Haus. Er war einem Gewalttäter ausgeliefert …
    Da flog bereits die Wohnzimmertür auf.
    Fassungslos starrte Henri das monströse, unglaubliche Wesen an. Das war kein Mensch. Das war eine von jenen Schreckenskreaturen, an die niemand so recht glaubte.
    Einer der Ghouls vom Friedhof!
    Der Pest- und Fäulnisgestank stieg Henri in die Nase. Mit ein paar Sprüngen wich der junge Maler zurück bis an die Wand. Der Ghoul glitt jetzt auf seiner eigenen Schleimspur herein.
    Er fauchte leise.
    Seine scharfen Krallen blitzten im Licht der Zimmerlampe. Der Leichenfresser kam heran.
    »Verschwinde«, knurrte Henri. »Hau ab, oder ich schmeiße dich die Treppe hinunter und rufe die Polizei!«
    Der Ghoul antwortete nicht.
    Er kam Schritt für Schritt heran. Henris Kopf flog herum. Er suchte nach einem Ausweg. Aber der Ghoul hatte wohl nicht vor, es ihm leichtzumachen. Er befand sich zwischen Henri und der Wohnzimmertür. Und Henri zweifelte, daß der Ghoul ihn vorbeilassen würde.
    Der Künstler sah das Fenster direkt neben sich. Er packte blitzschnell zu und riß den Vorhang herunter. Die Vorhangstange kam gleich mit, aber Henri störte das nicht. Seine Hand fuhr in die Hosentasche und ließ dann das Feuerzeug aufschnappen. Die Flamme zischte leise.
    Der Ghoul stoppte kurz. Seine Augen weiteten sich etwas.
    »Na, wie gefällt dir das?« knurrte Henri. Instinktiv tat er das richtige: die dämonische Kreatur mit Feuer bedrohen! Er hielt die Flamme an den losgerissenen Vorhang. Plötzlich fing der Feuer und flammte hell auf. Der Ghoul stieß einen spitzen Schrei aus.
    Henri wußte, daß er einen Zimmer- und Hausbrand riskierte. Aber er wollte jetzt alles auf eine Karte setzen. Tat er es nicht, kam er hier nicht mehr lebend raus. Das war kein Karnevalsscherz. Da

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