Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0277 - Der Tod hat viele Gesichter

0277 - Der Tod hat viele Gesichter

Titel: 0277 - Der Tod hat viele Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod hat viele Gesichter
Vom Netzwerk:
Blitzschnell zogen sie ihn in die Einfahrt. Das Pärchen war so mit sich selbst beschäftigt, dass es nichts gesehen hatte.
    Hinter dem Tor stand ein grasgrüner Ford.
    Tarzan breitete eine Decke über den Rücksitz.
    Sie setzten Joe so in eine Ecke, als ob er eingenickt wäre.
    Dann betätigte Steve Galling den Anlasser.
    Es war inzwischen ziemlich dunkel, und die beiden Männer konnten ihr Opfer ohne Schwierigkeiten in der 48. Straße abliefern.
    Steve nahm dem Toten vorsichtshalber das Geld ab, um einen Raubmord vorzutäuschen. Aber zu einer genaueren Durchsuchung fehlte die Zeit.
    ***
    »Hallo- lange nicht gesehen!«, dröhnte uns der Bass von Lieutenant Petersen entgegen.
    »Wenn man Sie trifft, sind immer irgendwelche Leichen in der Nähe!«, knurrte Phil missmutig. Er war genauso müde wie ich.
    Ich blickte mich rasch in dem Zimmer um, das eigentlich recht gut eingerichtet war.
    Nicht gerade fürstlich, aber auch nicht so, wie man es bei einem Bettler erwartet hätte. Etwas störte mich.
    Aber ich kam nicht drauf, was es war. Es war hier irgendetwas anders, als ich erwartet hatte, aber was?
    »Wenn ihr kommt, sind wir immer schon fast fertig und brauchen Ihnen nur noch die Ergebnisse auf dem Tablett zu präsentieren«, meinte Petersen. »Soweit ich sehen kann, Tod durch mindestens drei Messerstiche, von denen bestimmt zwei in das Herz eingedrungen sind. Starker Blutverlust natürlich, aber wenig Blutspuren unter der Leiche. Seht ihn euch an - ist seine Haltung nicht unnatürlich? Ich will euch verraten, dass ›Blind Joe‹ nicht hier ermordet wurde. Euer Doc wird euch Genaueres 14 sagen können, aber hier ist das nicht passiert. Hilft das weiter?«
    »Gut, dass die City Police noch da ist«, sagte ich. »Das FBI würde sonst keinen Fall mehr aufklären können. Aber ist das überhaupt unser Fall?«
    »Nehme ich doch an.« Petersen ging ans Fenster und deutete hinaus. »Dort drüben die Telefonzelle war euer Fall. Und hier dieser Mann soll nichts damit zu tun haben?«
    Phil ging hinunter zum Wagen und rief unser Hauptquartier an.
    Zehn Minuten später war der ganze Zauberladen vom technischen Dienst da, und knapp dreißig Sekunden später kamen wir uns schon sehr überflüssig vor.
    Wir wollten mit Petersen noch einen Whisky trinken. Da wir uns mitten im Theaterviertel befanden, brauchten wir nicht lange nach einer Bar zu suchen.
    Hier nennen sie alles »Bar«, wo man was zu trinken bekommen kann.
    Der Laden, den wir uns ausgesucht hatten, war verhältnismäßig schlicht, die Preise dementsprechend auch für Staatsbedienstete erschwinglich.
    Wir ließen uns drei Doppelte geben und prosteten uns zu.
    Außer uns waren nur vier oder fünf Gäste da, die aber von unserer Ecke so weit entfernt saßen, dass sie unser Gespräch nicht mithören konnten.
    Ein weiterer Gast, ein schmaler, elegant gekleideter Herr, betrat das Lokal, sah sich nach einem freien Platz um und setzte sich dann in unsere Nähe.
    Ich beachtete ihn weiter nicht.
    »Nun?«, fragte ich, denn ich merkte, dass Petersen etwas auf dem Herzen hatte. Er drehte das Glas in den Fingern und schien zu überlegen, wie er anfangen sollte.
    »Wissen Sie, ich kenne dieses Viertel schon lange, und genauso lange kenne ich ›Blind Joe‹. Heute war mir, als ob in seiner Wohnung etwas nichts stimmte. Lachen Sie mich ruhig aus. Ich weiß nicht, was es war, aber die Behausung eines Menschen, den man lange kennt, stellt man sich unwillkürlich vor, bevor man sie betritt. Well, und Joes Wohnung war anders, als ich sie mir vorgestellt hatte.«
    Phil nickte, und ich freute mich, dass ich nicht allein an solchen Vorstellungen litt.
    Petersen sprach zwar für seine Verhältnisse leise, aber immer noch mit mindestens 50 Phon - oder wie man das nennt.
    Leiser ging es wohl auch nicht, wenn er nicht direkt flüsterte.
    Petersen wischte sich mit der Hand über die geröteten Augen.
    »Joe war ein blinder Bettler. Er hatte, soweit ich weiß, einen einträglichen Standplatz draußen auf Coney Island, wenigstens im Sommer. Er konnte dabei sicher einen bescheidenen Wohlstand entwickeln. Das war es nicht. Ich hatte keine Bruchbude erwartet, aber…«
    Er zuckte mit den Schultern.
    Plötzlich fiel bei mir der Groschen.
    »Sagen Sie, Petersen - haben Sie die Zeitung neben dem Stuhl im Fenster gesehen?«
    Er blickte mich entgeistert an.
    »Verdammt ja - das war’s! Neben dem Stuhl lag eine Zeitung, an der Wand hingen ein paar aus Illustrierten ausgeschnittene Bilder, auf dem Tisch

Weitere Kostenlose Bücher