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0277 - Der Tod hat viele Gesichter

0277 - Der Tod hat viele Gesichter

Titel: 0277 - Der Tod hat viele Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod hat viele Gesichter
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der Schreibblock, wozu braucht ein Blinder solche Dinge?«
    »Überhaupt nicht. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten. Entweder jemand anders bewohnte das Zimmer zusammen mit Joe, oder Ihr ›Blind Joe‹ hat Sie jahrelang an der Nase herumgeführt und war gar nicht blind.«
    Phil stand auf.
    »Komm, ich will mir die Bude noch einmal ansehen«, sagte er. Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz nach zehn Uhr.
    »Das läuft uns nicht weg«, winkte ich ab. »Wir trinken noch einen Whisky, dann schauen wir uns bei Joe genauer um. Hineinkommen werden wir schon, besonders mit Hilfe von Lieutenant Petersen.«
    Wir tranken in aller Ruhe unseren zweiten Whisky, zahlten und gingen hinüber in die 32. Straße.
    Meine Uhr zeigte genau Viertel vor elf, als wir die Haustür öffneten.
    Ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen stiegen wir die zwei Treppen zur Wohnung des Ermordeten hinauf.
    Petersen merkte es als Erster.
    Das amtliche Siegel, das unsere Kommission an der Tür angebracht hatte, war aufgebrochen.
    Die Tür war nur angelehnt.
    In solchen Situationen überlegt man blitzschnell.
    Zurück konnten wir nicht mehr, ohne aufzufallen.
    Es konnte ja noch jemand in der Wohnung sein. Also packte ich meine beiden Begleiter an den Rockärmeln und zog sie an der Tür vorbei.
    Dabei sagte ich lauter als gewöhnlich: »So, Gentlemen, hinauf in die gute Stube. Jetzt trinken wir noch einen, dann nichts wie in die Falle.« Dabei stieß ich leicht mit der Zunge an.
    Phil und Petersen kapierten sofort und spielten mit.
    Sie lachten und brummten schließlich irgendeine Melodie vor sich hin, während wir die nächsten beiden Treppen hinaufschwankten.
    Zwei Etagen höher hielten wir inne.
    Ich klapperte mit meinen Schlüsseln und versuchte auf dem hölzernen Treppengeländer das Zufallen einer Tür zu imitieren.
    Dann standen wir mucksmäuschenstill und warteten.
    Im Flur war nichts zu hören - aber wie ein Echo zu meiner schlechten Imitation kappte unten eine echte Tür - die Haustür.
    Gleichzeitig erlosch im Treppenhaus das Licht. Vermutlich war es auf drei Minuten geschaltet, wie in den meisten billigen Mietshäusern. Im Dunkeln tappten wir die Treppen eilig wieder hinunter. ’
    Phil als erster, dann Petersen, am Schluss ich.
    Wir waren wieder im ersten Stock, da hörten wir den Automotor aufheulen.
    Mir fuhr dieses Geräusch wie ein körperlicher Schmerz in die Ohren, denn es war ein wohlbekanntes Heulen.
    Es gibt nur einen Motor, der so klingt, nämlich der eines Jaguar!
    Mit einem Fluch sauste ich los und stolperte über etwas, dass ich in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Phil und Petersen stolperten ebenfalls, und mit dem Kopf voran segelten wir drei die vorletzte Treppe hinunter. Ich schlug mit dem Kopf gegen einen harten Gegenstand und blieb einige Zeit mit völliger Mattscheibe auf der untersten Stufe sitzen.
    Ich fühlte, dass mir mitten auf der Stirn eine schöne Beule zu wachsen begann.
    Phil hockte neben mir.
    Lieutenant Petersen war nicht zu sehen.
    Zunächst zog ich mich am Treppengeländer hoch und blickte vorsichtig nach oben. Weit durfte ich den Kopf dabei nicht heben, aber ich sah doch den dicken Bindfaden, der quer über die Treppe gespannt war. An jeder Seite war er mit einem Nagel befestigt.
    »Hast du das gesehen?«, fragte ich Phil.
    »Ja. - Auf beiden Seiten schön festgebunden. Der Kerl muss sich sorgfältig auf derartige Besuche vorbereitet haben.«
    Ich setzte mich noch einmal hin, um klarer denken zu können.
    »Wo ist der Lieutenant? Ach ja - und der Jaguar?«
    »Petersen versucht, eine Jagd auf deinen schönen roten Schlitten zu veranstalten. Er meinte, damit kommt keiner weit, denn selbst in New York gibt es nicht allzu viele Jaguars. Vielleicht erwischt er den Kerl, der uns hier blamiert hat.«
    Ich hänge sehr an meinem guten Jaguar, sah aber ein, dass ich für seine Wiederbeschaffung im Moment nicht viel tun konnte. Deshalb wandte ich mich näherliegenden Problemen zu.
    »Warst du schon in der Wohnung, Phil?«
    »Nein.«'
    Wir gingen hinauf zu der Tür, die immer noch angelehnt war.
    Das Zimmer war leer. Phil und ich machten uns an eine genaue Untersuchung, denn dass nach der Mordkommission hier jemand gehaust haben musste, das sahen wir auf den ersten Blick.
    Die Zeitungen waren in Stücke gerissen, die Bilder fehlten an den Wänden, alle Schubladen lagen vor dem Tisch und den zwei schmalen Schränken, ihr Inhalt zierte den Teppich.
    Die Wohnung war durchsucht worden. Vermutlich von dem Mörder oder den

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