0277 - Im Penthouse der Angst
Penthouse. Der vorherige Mieter war mir völlig egal.«
»Ist ja verständlich.« Suko lächelte.
»Sie können ja mal im Telefonbuch nachschauen«, schlug Valerie vor.
»Die Idee ist gut. Wobei ich allerdings nicht glaube, daß dieser Mann telefonisch erreichbar ist.« Suko räusperte sich. »Wichtig sind Sie jetzt, Valerie.«
»Wieso ich?« Ihr Blick wurde staunend.
»Sie müssen aus diesem Haus verschwinden. Packen Sie das Nötigste zusammen und ziehen Sie für ein paar Tage in ein Hotel oder zu einer Bekannten, wenn es geht.«
»Hotel.«
»Gut, dann packen Sie.«
Valerie verschwand im Schlafzimmer, und Suko blieb mit dem seltsamen Toten allein. Noch immer hatte er nicht herausgefunden, wie und weshalb dieser Mann ums Leben gekommen war. Es mußte eine ihm völlig fremde Magie dahinterstecken.
Aus dem Schlafraum vernahm Suko Geräusche. Keine gefährlichen, völlig normale, die darauf hindeuteten, daß Valerie dabei war, einige Sachen zu packen.
Suko dachte daran, wie es gewesen war, als er dem ersten Schwarzen gegenüberstand.
Das Mädchen, das dieser hatte angreifen wollen, hatte er nicht mehr gesehen. Der Schwarze war geholt worden. Aus dem Gully war etwas gekrochen, eine dunkle Hand, die vielleicht zu einem unheimlichen dämonischen Wesen gehörte.
Ob das Shokasta war oder in einem unmittelbaren Zusammenhang mit ihm gestanden hatte?
Fragen über Fragen. Zudem mußte auch John Sinclair allmählich ankommen. Wenn Suko es recht bedachte, war der Geisterjäger längst überfällig. Kurzentschlossen rief er Shao an.
»John müßte doch schon längst bei dir sein«, erwiderte Sukos Freundin erstaunt.
»Ist er aber nicht.«
»Da wird doch nichts passiert sein?«
»Hoffentlich nicht.«
»Und wie ist es bei dir?«
»Es geht so.«
»Du kommst nicht zurecht? Gib acht, Suko, bitte…!«
»Klar, das werde ich. Wenn ich Zeit habe, melde ich mich wieder. Jetzt muß ich John suchen.« Der Inspektor legte auf. Seine Stirn zeigte Sorgenfalten. Irgendwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu, dessen war er sicher.
Das Telefon stand auf einem kleinen Bord. Es war an der Wand befestigt worden, der Suko seinen Rücken zudrehte. Und aus dieser Wand drang plötzlich das Verhängnis.
Alles ging lautlos. Der Inspektor merkte nichts davon, da er im Rücken keine Augen hatte. Als es zu spät war, wurde ihm erst bewußt, daß er sich hatte übertölpeln lassen, denn nicht nur aus dem Gully drang ein starker Arm, auch aus der Wand.
Hier waren es gleich zwei, die Suko in Höhe der Ellenbogen so hart umklammerten, daß er sich nicht rühren konnte…
***
Der Keller war feucht, vergammelt, verschimmelt und längst von den Bewohnern vergessen worden. Die meisten wußten überhaupt nicht, daß es ihn gab und daß auch ein Zugang zu ihm existierte.
Diejenigen, die ihn gefunden hatten, waren froh darüber, denn ein idealeres Versteck mitten in der Stadt konnten sie gar nicht finden.
Im Halbkreis hatten sie sich hingehockt. Acht dunkelhäutige Gestalten mit leuchtenden, weißen Augen. Elektrisches Licht brauchten sie nicht, der Ring aus Kerzen reichte aus, um dem Keller genügend Helligkeit zu geben und ihn zu erkennen.
Ihn oder er, das war der große Meister, die Person, um die sich alles drehte.
Shokasta!
Ein Gebirge von Mann. Gleichzeitig mit einer fetten schwarzen Qualle zu vergleichen. Auf dem massigen Oberkörper saß ein im Verhältnis dazu kleiner Kopf. Wie eine blanke Kugel wirkte er, denn Shokasta hatte kein einziges Haar auf dem Schädel. Sein Gesicht wirkte flach, als hätte jemand seine Handfläche dagegen geschlagen. Die Oberarme hatten gewaltigen Rundungen, die schon an Autoreifen erinnerten, und am Kinn wabbelte das Fett. Sein Oberkörper war fast nackt. Nur ein rotes, kunstvoll geschlungenes Tuch hatte er um die Hüften gewickelt, ansonsten glänzte die schwarze Haut, als wäre sie mit Fett eingerieben worden.
Für viele ein Gott, ein Dämon, obwohl Shokasta wie ein Mensch aussah. Aber auch Menschen können zu Dämonen werden und umgekehrt, je nachdem, wie sie sich mit der Magie identifizierten.
Als schwarzer Teufel war er verehrt worden, nachdem er aus seiner Heimat Uganda geflüchtet war, um in London ein Terror-Netz aufzubauen. Sein Vorbild war kein Idi Amin gewesen, sondern der Dämon Shokasta. Als dieses Wesen ihm begegnete, war er noch ein Kind gewesen, doch diese Begegnung hatte ihn geprägt. Seit dieser Zeit waren Shokasta und er ein- und dieselbe Person.
Aus seiner Heimat hatte er die
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