0278 - Kein Job für Gorillas
sehen.
Sie erinnern sich, daß ich von Mr. High meinen Freund zur Unterstützung erbat, aber ich hatte bis jetzt noch nichts von ihm gesehen und gehört. So war sein Auftauchen für mich eine echte Überraschung.
Wir beklopften uns gegenseitig die Schultern.
»Seit wann bist du in der Stadt?« fragte ich.
»Seit zwei Tagen, aber ich fand noch keine Gelegenheit, es dich wissen zu lassen. Sieht so aus, als wäre ich genau im richtigen Augenblick gekommen. Was weißt du über den Lohngeld-Raub?«
»Fast nichts!«
»Leutnant Rader ist ziemlich davon überzeugt, daß der Fruth-Club das Ding gedreht hat.«
»Das halte ich für ausgeschlossen. — Aber erzähl erst mal!«
Phil berichtete mir in allen Einzelheiten.
»Mrs. Snyder, das Dienstmädchen und der Junge waren es, die als erste Verbindung mit der Polizei aufnehmen konnten«, beendete Phil seinen Bericht. »Der Gangster, der sie auf dem Gelände der stillgelegten Zeche bewachte, sperrte sie in ein halbverfallenes Gebäude. Die Frauen hörten nach einiger Zeit, daß ein Wagen wegfuhr. Wir haben später festgestellt, daß das etwa um die gleiche Zeit gewesen sein muß, als die letzte Phase des Raubes bei der ›Consolidated‹ abrollte. Es dauerte noch etwas, bis die Frauen es wagten, einen Befreiungsversuch zu unternehmen, bis ihnen dieser Versuch gelang. Sie fanden zur Straße zurück und hielten einen Wagen an. Ungefähr eine Stunde, nachdem der Gangster die ›Consolidated‹ verlassen hatte, erreichte die Meldung die Polizei. Auf der Schachtanlage hatte man noch nichts von dem Überfall gemerkt. Charles Werry, der Hauptkassierer, hatte vom Sturz eine Gehirnerschütterung und war noch ohnmächtig. Der eine Wärter ist tot, der andere so schwer verletzt, daß er in Lebensgefahr schwebt. Fast bis Mitternacht fürchtete man auch, daß Snyder von dem Gangster umgebracht worden sei, aber dann fand ihn ein Lastwagenchauffeur am Straßenrand. Snyder, der Kassierer und der verwundete Wärter liegen noch im Krankenhaus. Für die Gegenüberstellung ist Rader zur Zeit auf die Frauen und das Kind angewiesen.«
»Und der Leutnant glaubt wirklich, die Fruth-Gang soll diesen Raub ausgeführt haben?« meinte ich kopfschüttelnd. »Hör zu, Phil! Rader ist absolut auf dem Holzweg. Alle Jungs, die zu dem Club gehören, befanden sich mehr oder weniger in der ›Lucky Inn‹. Abgesehen davon, kommt keiner von ihnen für eine so halsbrecherische Sache in Frage.«
»Es befanden sich nicht alle in der Kneipe. Fruth selbst und Harry Borrough waren nicht in dem Laden. Sie waren nicht einmal in Bedford, und sie sind auch jetzt noch nicht wieder aufgetaucht.«
»Phil, wenn Matthew das Ding gedreht hat, will ich die nächsten zehn Jahre in dieser Zelle zubringen.«
»Vorsicht, Jerry! Du könntest in die Verlegenheit kommen, die Wette einlösen zu müssen. Der Boß und sein übelster Gorilla sind aus Bedford verschwunden. Zwei Männer also, und nur zwei Männer haben den Überfall durchgeführt.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Rader hat noch mehr Gründe als die Abwesenheit von Fruth und Borrough«, fuhr Phil fort. »Seine Leute haben zwanzig Meilen außerhalb von Bedford den Schnellaster gefunden. Der Wagen gehört Fruth. Er benutzte ihn, um seine Schlägerbande bei den Einsätzen gegen die Bergleute zu transportieren.«
»Ein grauer geschlossener Wagen?«
»Ja, stimmt genau!«
»Es muß der gleiche Laster sein, mit dem wir Roger Blyth zu kapern versuchten. Soviel ich weiß, stand er immer noch auf dem verlassenen Schrottplatz. — Weißt du übrigens etwas über Blyth?«
»Er sitzt genau wie du. Rader hat alles verhaften lassen, was näher als eine Meile an Fruth herangekommen ist. — Aber Blyth scheint relativ unverdächtig zu sein. Er lag in seinem Bett im Hotel. Außerdem war er so blau, daß er jetzt noch nicht vernehmungsfähig ist. Er hatte den ganzen Nachmittag über mit zwei Vertretern an der Theke der Hotelbar gewürfelt. Um sechs Uhr waren alle drei so hinüber, daß die Kellner sie auf ihre Zimmer schleifen und ins Bett packen mußten, und dort lag der angeblich so gefährliche Mr. Blyth immer noch, als die Cops ihn holten.«
»Ein höllisch gutes Alibi. Ein fast zu gutes Alibi! Blyth würde ich die ,Consolidated’-Sache eher Zutrauen als Fruth.«
»Vergiß nicht, daß es zwei Gangster waren, und Roger Blyth ist bisher immer nur allein gesehen worden.«
»Okay, aber Fruth kommt nicht in Betracht. Selbst wenn er es gewesen wäre, so würde er nicht so idiotisch
Weitere Kostenlose Bücher