0278 - Kein Job für Gorillas
zusammengefalteten Nylonsack.
»Halt ihn auf!« befahl er.
Snyder mußte den Sack unter die einzelnen Fächer des Tresors halten. Mit raschen Armbewegungen fegte der Gangster die Lohntüten in den Sack. Was danebenfiel, beachtete er nicht.
Er verschnürte den Sack mit wenigen Handgriffen. Obwohl er bis über die Hälfte seines Fassungsvermögens gefüllt war, war er nicht schwer. Banknoten und Lohntüten wiegen nicht viel.
Mit der freien Hand packte er Snyder und zog ihn zu sich heran. Das Maskengesicht starrte auf den Direktor hinunter. Nur hinter den Schlitzen der Augenöffnung sah Snyder das Glitzern der Augen.
»Hör zu, Snyder! Nimm dich zusammen und sorg dafür, daß wir hier glatt ‘rauskommen, dann hast du in fünf Minuten alles überstanden. Wahrscheinlich werden deine Bosse dich feuern, aber das ist nicht so schlimm Wie an einer Kugel zu sterben, Wir steigen jetzt wieder in den Mercury, und du wirst den Schlitten fahren, als kämst du von einer gemütlichen Sitzung. Sollte dich der Pförtner nach dem Alten fragen, so sagst du, daß er noch arbeiten muß. Du würdest ihn später abholen. Klar?«
Snyder brachte kein Wort heraus, aber er nickte. Der Gangster drückte ihm den Sack in die Hand.
Wieder mußte der Direktor an den beiden Wächtern vorbei. Der Mann auf dem Stuhl saß reglos, den Kopf auf der Tischplatte, beide Arme schlaff herunterhängend, aber der andere, der auf dem Fußboden lag, stöhnte schwach.
Der Maskierte kümmerte sich nicht um ihn. Er kümmerte sich auch nicht um Charles Werry, der kein Lebenszeichen von sich gab. Er trieb Snyder vor sich her die Treppe hoch zum Ausgang, öffnete die Tür selbst und spähte hinaus.
Die Luft schien rein zu sein. Er gab Snyder einen Wink, vorzugehen, nahm ihm den Nylonsack aus der Hand, öffnete rasch die Wagentür und warf den Sack in den Fond.
Der Direktor mußte hinter das Steuer. Mit der Pistole des Ganoven im Nacken, steuerte er den-Wagen auf den Schlagbaum zu. Der Pförtner sah das Fahrzeug, kam eilig heraus und ließ den Schlagbaum hochgehen. Snyder brauchte nicht anzuhalten und nicht zu hupen. Als der Mercury vorbeifuhr, grüßte der Pförtner ahnungslos.
»Nimm den gleichen Weg zurück!« befahl der Gangster.
Mit schweißnassen Händen steuerte Snyder den Mercury durch den abendlichen Verkehr des Zentrums von Bedford, erreichte die nach Norden führende Ausfallstraße, fuhr durch die Vorstadt. Zehn Minuten, nachdem sie die Stadtgrenze passiert hatten, sagte der Gangster:
»Rechts ‘ran und Stop!«
Snyder nahm den Fuß vom Gas und setzte ihn auf die Bremse. Der Wagen rollte aus. Im gleichen Augenblick, da er stand, traf ein schwerer Schlag Snyders Kopf. Er verlor augenblicklich das Bewußtsein, und er fühlte nicht mehr, wie der Verbrecher ihn aus dem Wagen zog und den regjosen Körper in den Straßengraben rollte.
***
Rund zweihundert Dollar in der Woche verdient ein Bergarbeiter. Rund vierhunderttausend Dollar lagen im Geldschrank der ›Consolidated‹. Fast dreihunderttausend Dollar waren dem Gangster in die Hände gefallen, die höchste Beute, die ein Einzelgänger je gemacht hat. Bedford glich, als der Raub bekannt wurde, einem Bienenschwarm.
Für mich war es schwierig, Informationen über die Einzelheiten des Überfalls zu erfahren. Ich saß im Gefängnis. Die Cops hatten mich kassiert, als ich meine Wohnung betreten wollte, und zwar kurz vor Mitternacht, Später erfuhr ich, daß gleichzeitig alle Insassen von der »Lucky Inn« hochgenommen worden waren. Auch Matthew Fruth hatten die Polizisten aus seiner Villa zu angeln versucht, aber er war verschwunden und mit ihm sein Leibgardist Harry. Lediglich Don konnten die Cops verhaften.
Leutnant Rader schien dafür zu sorgen, daß eine Verhaftungswelle über Bedford hinwegging. Er kannte keine Schonung und setzte sogar Evelyn Teen hinter Gitter. Er verfrachtete jeden von Fruth' Verein in eine Einzelzelle, so daß keiner mit dem anderen sprechen konnte. Ich erfuhr erst nach und nach, was bei der »Consolidated« passiert war.
Leutnant Rader bestellte mich am Vormittag zum Verhör, ließ sich von mir erzählen, was ich am vorigen Abend getrieben hätte und ließ mich dann bis in den Nachmittag hinein in meiner Zelle schmoren.
Abgesehen von dem dürftigen Mittagessen, das mir der Wärter brachte, öffnete sich die Zellentür erst wieder gegen sechs Uhr abends. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht spazierte mein Freund Phil Decker herein, und ich war verdammt froh, ihn zu
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