0278 - Kein Job für Gorillas
handeln und den benutzten Wagen einfach auf der Straße stehen lassen.«
»Ich bin sicher, daß das nicht seine Absicht war, aber er konnte nicht anders. Der Schlitten hatte einen Vorderachsenbruch, und das ist eine Panne, die nicht einfach vorzutäuschen ist.« Diese Tatsache war ohne Zweifel von erheblicher Bedeutung, aber ich konnte mich noch nicht geschlagen geben.
»Okay, ein Achsenbruch mag schwierig vorzutäuschen sein, aber er kann vorgetäuscht werden. Bring Leutnant Rader bei, daß er die Mühle durch ein technisches Laboratorium untersuchen läßt. Steht überhaupt fest, daß es der Schnellaster ist, in dem die Leute transportiert wurden?«
»Die beiden Frauen behaupten es. Sie sind sicher, den Wagen wiederzuerkennen.«
»Und gibt es keinen Hinweis dafür, wo Matthew Fruth sich aufhalten soll?«
»Seine Freundin, Evelyn Teen, behauptet, er habe gestern morgen zusammen mit Harry Borrough das Haus verlassen, angeblich, um nach New York zu fahren.«
»Womit ist er gefahren?«
»Mit seinem Wagen, einem Lincoln!«
»Und Evelyn Teen weiß nicht, was er in New York zu tun hat, angeblich oder wirklich?«
»Sie behauptet: nein. Er soll in aller Frühe losgefahren sein und habe lediglich gesagt, er würde erst in zwei oder drei Tagen zurückkommen.«
»Phil, irgend etwas an dieser Geschichte stimmt nicht; genauer gesagt, ‘ne Menge daran stimmt nicht. — Ich habe erlebt, wie Fruth sich von Roger Blyth überrumpeln ließ. Ich weiß, daß er ein Feigling ist. Schön, er sieht ziemlich kräftig aus, und er ist brutal, aber er ist feige. Er lebt seit Jahren in Bedford. Er kennt die Verhältnisse genau. Warum hat er die ›Consolidated‹ jetzt beraubt? Warum nicht schon früher?«
»Vielleicht hat er es immer schon beabsichtigt, aber er hatte es nie nötig, solange seine Stellung in Bedford unangetastet war. Wahrscheinlich sah er jetzt allmählich seine Felle wegschwimmen, einmal durch Rader und Vielleicht auch durch Blyth. Er sahnte noch einmal groß ab, führte einen längst vorbereiteten Plan durch und verschwand.«
»Ich glaube nicht, daß der Plan großartig vorbereitet würde. Ein Gangster, der nach einem vorbereiteten Plan arbeitet, schaltet alle Risiken aus. Der Mann, der diesen Raub durchführte, nahm Dutzende von Risiken kaltblütig in Kauf. — Phil, ich bin bisher nur einem Gangster begegnet, der tollkühn, verschlagen, brutal und kaltblütig genug war, solche Risiken in Kauf zu nehmen, und dieser Mann ist tot. Wir selbst haben ihn zur Strecke gebracht.«
»Sprichst du von Rod Beckett?« fragte Phil. »Ja, Beckett wäre verwegen genug gewesen, den ›Consolidated‹-Geldschrank auf die gleiche Weise auszuräumen, wie sein Nachfolger es tat.«
»Stell dir einmal vor, du müßtest noch einmal Rod Beckett nach einer nicht besonders guten Polizeibeschreibung jagen, und dir liefe bei der Jagd Roger Blyth über den Weg! Würdest du ihn nicht kurzerhand als Rod Beckett festzunehmen versuchen?«
Phil lächelte.
»Ja«, sagte er, »das würde ich sicherlich tun, aber du vergißt, daß wir von Rod Beckett sehr genaue Beschreibungen besaßen, und mit einer solchen Beschreibung in den Händen, würde ich Blyth höchstens einmal flüchtig ansehen und ihn dann ziehen lassen. Aber was soll das, Jerry? Beckett ist damals von den Mitgliedern seiner Bande und von seiner Freundin Lorrain Stuard identifiziert worden.«
»Sie alle haben nur einen Mann gesehen, dessen Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt war«, sagte ich. »Wenn Rod Beckett nicht tot wäre, dann…«
»Jerry, du spinnst«, unterbrach mich Phil unwillig.
***
Phils Besuch hatte meine Tarnung nicht durchlöchert, nicht einmal Leutnant Rader gegenüber. Phil trat in Bedford als das auf, was er war: als G-man. Damit hatte er die Möglichkeit, sich in alle Untersuchungen einzuschalten und mit allen Verhafteten zu sprechen. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, suchte er auch noch Hank Soom, Ben Lyder, Evelyn Teen, Roger Blyth und Don Alther in ihren Zellen auf.
Klar, daß Leutnant Raders großartige Verhaftungsaktion schließlich doch im Sande verlief. Die meisten der Fruth-Leute konnten sich gegenseitig mit Alibis versorgen. Sie alle waren in der »Lucky Inn« gewesen. Zwanzig Stunden nach meiner Verhaftung befand ich mich wieder auf freien Fuß.
Erst am nächsten Abend fand ich Gelegenheit mit Phil zu telefonieren. Ich erfuhr von ihm den augenblicklichen Stand der Nachforschungen.
»Rader hat den ganzen Verein wieder auf freien Fuß
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