0278 - Kein Job für Gorillas
Wächter. In die Mauer des Aufenthaltsraumes war die erste der Stahltüren eingelassen, die den Zugang zum Tresor sicherte. Die Tür zum Aufenthaltsraum stand offen, wie es der Vorschrift entsprach.
Der Direktor hatte ungefähr die Mitte der Treppe erreicht, als ihn ein Stoß von hinten traf. Der Direktor schrie auf, stolperte, stürzte, aber sein Schrei ging unter in dem peitschenden Knall von Pistolenschüssen. Bevor Snyder begriff, was geschah, war alles schon vorüber.
Der Gangster hatte den Direktor die Treppe hinuntergestoßen, hatte mit praktisch der gleichen Bewegung Werry hinuntergeschleudert und war selbst mit einem riesigen Satz bis vor die Türöffnung gesprungen.
Die beiden Wächter saßen lesend am Tisch. Bevor sie eine Bewegung machen, zum Telefon greifen oder den Fuß auf den Alarmknopf setzen konnten, schoß der Verbrecher die Männer zusammen. Den einen rissen die Kugeln vom Stuhl. Der andere versuchte aufzustehen, brach wieder zusammen, und sein Kopf fiel schwer auf die Tischplatte.
Der Gangster wirbelte herum. Seine Pistole war auf Snyder und Werry gerichtet, bevor die Männer die Kraft fanden, aufzustehen.
Der Direktor flüsterte ununterbrochen, ohne es selbst zu wissen:
»Die Schüsse! Die Schüsse!«
Sein Gehirn war von dem Gedanken gelähmt, daß die Schüsse jeden, der sich im Gelände befand, aufschrecken mußten, Er dachte nicht daran, daß die peitschenden Schläge, deren Echo sich in dem Keller vielfach gebrochen hatte, gedämpft durch die massiven Mauern des Gebäudes draußen im Lärm des Betriebes kaum zu vernehmen gewesen waren.
»Aufstehen!« befahl der Maskierte. Seine Stimme klang kalt Und gleichgültig.
Snyder war kaum fähig, aufzustehen. Immer wieder knickte er in die Knie.
Der Gangster griff zu und zerrte ihn hoch.
»Denk an deinen Sohn, Snyder!« zischte er, »Du siehst ihn nur wieder, Wenn du dich zusammenreißt.«
Snyder kam auf die Füße, aber Werry rührte sich nicht. Der Gangster beugte sich über den Kassierer und stieß einen Fluch aus. Charles Werry war ohne Bewußtsein.
Dem Reglosen nahm der Gangster die Schlüssel aus der Tasche und hielt sie Snyder hin.
»Kannst du damit umgehen? Sonst muß ich ihn so traktieren, daß er wieder zu Verstand kommt?«
In des Direktors Gehirn blitzte der Gedanke auf, daß er den Raub der Lohngelder verhindern konnte, wenn er Sich dahinter verschanzte, er wüßte Werrys Schlüssel nicht zu benutzen. Der Gangster schien zu wissen, daß es zur Öffnung des Tresors nicht einfach damit getan war, die Schlüssel zu besitzen, sondern man mußte auch über ihre Anwendungsweise informiert sein. Für jeden Schlüssel gab es einen bestimmten Schließ-Rhythmus, der sich nach Links- und Rechtsdrehungen und nach der Schloßtiefe aufteilte. Außerdem mußten die Schlüssel abwechselnd betätigt werden.
Dann fielen Snyder sein Sohn und seine Frau ein, und er gab den Gedanken an Widerstand auf. Er konnte mit Werrys Schlüssel umgehen. Er hatte so oft zusammen mit dem Kassierer den Tresor geöffnet, daß sich die notwendigen Vorgänge, auch soweit Werry sie vorzunehmen hatte, mechanisch' seinem Gedächtnis eingeprägt hatten. Er nahm die Schlüssel aus des Gangsters Hand.
»Geh rein!«
Snyder schwankte in den Aufenthaltsraum. Der Anblick der Toten erschütterte ihn so, daß er ohnmächtig zu werden drohte. Eine Welle von Übelkeit überfiel ihn. Er mußte einen Brechreiz in seiner Kehle niederkämpfen.
»Weg vom Alarmknopf!« sagte der Gangster und drückte ihm den Pistolenlauf in den Rücken.
Snyder schob sich an dem Wächter auf dem Stuhl vorbei zur Stahltür. Er betätigte beide Schlüssel.
Die Tür schwang nach innen auf. Unmittelbar dahinter befand sich die zweite Tür, die den Weg in den eigentlichen Tresorraum freigab. Sobald sie geöffnet wurde, schaltete sich automatisch, das Licht im Tresor raum ein.
Der Raum selbst war nur klein. Der riesige Geldschrank füllte ihn fast vollständig aus.
»Also los!« zischte der Gangster.
Es dauerte fast fünf Minuten, bis Snyder die Schlüssel der Reihe nach betätigt hatte. Als alle Schlösser geöffnet waren, fehlte ihm die Kraft, den Verschlußhebel zu bewegen. Er sank gegen den Stahl der Geldschranktür.
Der Gangster stieß ihn zur Seite, drehte den Hebel und zog die fußdicke Tür auf. Ein zufriedenes »Aah!« drang unter der Gummimaske hervor, als die Lohntüten in wohlgeordneten Stapeln seinem Zugriff offen lagen.
Aus der Innentasche seines Mantels nahm er einen
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