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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Jacketts. »Aus den Nervenheilanstalten unserer Region ist kein Patient entlassen worden, von dem eine solche grauenvolle Tat zu erwarten wäre. Und von den schweren Fällen dieser Anstalten ist im letzten halben Jahr niemand entwichen!«
    »Aber meine Herren!« hob Tonio Bernini die Hände. »Sie glauben doch wohl nicht, daß ein Mensch, der seine fünf Sinne beisammen hat, eine solche Tat begehen könnte.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Doktor?« fragte Professor Zamorra.
    »Der Zustand der Leiche sieht aus, als hätte eine große Raubkatze daran ihren Hunger gestillt!«
    »Zeigen Sie mir das Opfer!« verlangte Professor Zamorra. Ein fürchterlicher Verdacht stieg in ihm auf. Fast hoffte er, daß die Tat wirklich von einem Irren durchgeführt war. Doch er kannte dieses Gefühl, das ihn immer wieder beschlich, wenn er auf Spuren des Bösen stieß.
    Schnell zog er das weiße Tuch wieder über den entstellten Körper, während Carsten Möbius ohnmächtig in den Armen eines Kriminalbeamten zusammensackte.
    »Nun, Herr Kollege? Was halten Sie von meiner Theorie mit dem Geistesgestörten?« fragte Dr. Bernini neugierig. Von den Anwesenden schien er den Anblick am besten zu ertragen. Carsten Möbius wurde von dem anderen Arzt gerade wieder zur Besinnung gebracht.
    »Ich habe nur einen kurzen Blick darauf geworfen. Doch er hat mir genügt!« erklärte Professor Zamorra. »Und ich kann Ihnen nicht beipflichten, Dr. Bernini. Denn ein Mensch, egal, in welchem Geisteszustand, hätte diese Tat mit einem Messer, einer Axt oder sonst einem Gegenstand ausgeführt. Doch es waren keine Wunden, die auf solche Waffen hinwiesen. Dagegen habe ich am ganzen Körper Bißspuren entdeckt. Zu klein für einen Tiger oder eine andere Großkatze. Und doch nicht das Gebiß eines menschlichen Wesens. Nur ein Pavian hat Reißzähne, die solche Wunden geben können!«
    »Und wie, so frage ich, soll ein Pavian hierherkommen?« brauste Tonio Bernini auf. »Es ist über ein Jahr her, seit der Circus Orfei hier gastierte. Und das auch auf dem Festland. Unmöglich, daß sich so ein Tier hierher verirrt haben dürfte!«
    »Dazu kommt«, vollendete Professor Zamorra Dr. Berninis Kurzvortrag, »daß der Pavian sehr scheu ist und nur dann angreift, wenn er in die Enge getrieben oder gereizt wird. Oder wenn er die Tollwut hat und…!«
    »Ich verlange keinen Kursus über das Verhalten der Paviane in Lagunenstädten, sondern knappe Ergebnisse!« schaltete sich Luigi Cerrone, der Kommissar, ein. »Nun, wer könnte diese gräßliche Tat begangen haben?«
    »Warten wir die Obduktionsbefunde ab!« wich Dr. Bernini aus. »Ein menschliches Wesen kann es kaum gewesen sein, wenn wir die Symptome richtig deuten!«
    »Ich pflichte Ihnen bei, Dr. Bernini!« sagte Professor Zamorra bestimmt. »Ich habe einen fürchterlichen Verdacht. Doch dazu muß ich mich überwinden, den toten Körper noch einmal zu betrachten!« Dabei zog er die handtellergroße Silberscheibe mit dem Drudenfuß in der Mitte, den darum herumgruppierten Kreis des Zodiak und den hieroglyphenartigen Schriftzeichen, die bis jetzt jedem Übersetzungsversuch standgehalten hatten über den Kopf. Merlin, der Magier von Avalon und Zamorras väterlicher Mentor, schuf einst dieses Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne. Es war Zamorras stärkste Waffe im Kampf gegen die Kräfte der höllischen Heerscharen. Seitdem es der Meister des Übersinnlichen von Leonardo de Montagne zurückerobert hatte, war die alte Kraft wieder entflammt, die Professor Zamorra eigentlich nur bruchstückhaft beherrschte.
    Dr. Bernini betrachtete mit mißtrauischem Blick die Handlung des Parapsychologen, während Carsten Möbius feststellte, daß Kommissar Cerrone heimlich das in Italien weitverbreitete Cornu-Zeichen machte. Er streckte Daumen und den kleinen Finger der rechten Hand aus, während er die drei mittleren Finger zusammenrollte. Dieses Zeichen, dem Schädel eines Stieres nachgebildet und nach dem lateinischen Wort für »Horn« benannt, gilt als die sicherste Abwehr gegen Hexerei und den bösen Blick in ganz Italien. Carsten Möbius wußte, daß alle Venezianer hoffnungslos abergläubisch waren.
    Zamorra schob das weiße Leichentuch ein wenig beiseite und berührte mit der Silberscheibe den toten Körper an der Stelle, wo das unbekannte Wesen zugeschlagen hatte.
    Luigi Cerrone stieß einen erstickten Schrei aus, als er sah, daß von der Silberscheibe ein sekundenlanges, grünschillerndes Leuchten ausging.
    »Was… was

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