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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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und den beiden Mädchen.
    »Wenn das einer von der Mafia ist…!« machte sich Sandra Jamis selbst Angst, während der schnelle Schritt der beiden Mädchen langsam zum Trab wurde.
    »Hier lang!« stieß Tina Berner hervor und griff die Freundin an der Hand. »Der Kerl hat es tatsächlich auf uns abgesehen. Ich will nicht wissen, was er im Schilde führt. Wir müssen zur Piazza San Marco!«
    Die letzten Worte Tinas wurden bruchstückhaft hervorgestoßen, weil sie einen schnellen Laufschritt vorleg- te und Sandra mit sich zerrte. Über die Schulter blickend erkannte das Girl, daß der Verfolger dranblieb. Er hatte die tarnende Maske des harmlosen Spaziergängers endgültig fallen gelassen und rannte in weiten, raumgreifenden Sätzen hinter den fliehenden Mädchen her.
    Wie ein jagender Wolf rannte er über die kleine Brücke, die über den Kanal führte und die von den Girls gerade passiert worden war. Gaffende Blicke neugieriger Venezianer starrten auf die wilde Jagd. Es war deutlich zu erkennen, daß die beiden Mädchen flohen. Sandra Jamis merkte, daß die Männer, die gerade einen Frachtkahn entluden, aufmerksam wurden und sich ihre Mienen verfinsterten.
    »Aiuto!« schrie Sandra. »Aiuto! Hilfe!«
    Auf dieses Wort schienen die kräftigen Männer nur gewartet zu haben. Während Tina und Sandra schweratmend vor der Kirche San Gallo, die ihren Schatten über die kleine Piazza warf, stehenblieben, bauten sich die fünf Venezianer drohend vor dem Verfolger auf. In ihren Händen lagen kleine, handliche Knüppel, die sie auch während ihrer Arbeit in der Nähe liegen hatten. In der Hand eines der Männer öffnete sich schnappend ein Klappmesser.
    »Stop, Signore!« sagte er dazu scharf. »Wir mögen es nicht, wenn Mädchen bedroht werden. Verschwinden Sie, oder…!« Der Rest der Drohung blieb unausgesprochen. Doch das Messer und die Knüppel redeten eine sehr deutliche Sprache.
    Der Verfolger verzog sein Gesicht zu einem häßlichen Grinsen. Mit langsamen Schritten kam er auf die angriffsbereiten Männer zu.
    »Die beiden Signorinas gehören mir!« klirrte seine Stimme. »Die… nun sagen wir, Organisation, der ich angehöre, hat schon lange ein Auge auf die beiden Hübschen geworfen!«
    Die Gesichter der Venezianer wurden bleich, als sie diese Worte hörten. Sie machten sich über den Begriff »Organisation« ihre eigenen Gedanken.
    »Aiuto!« flüsterte Sandra Jamis noch einmal, die alles verstanden hatte. »Helfen Sie uns… bitte. Wir kennen den Kerl nicht… Aber wir haben Angst!«
    Die flehende Stimme des Mädchens gab den Ausschlag. Die Männer vom Frachtkahn waren echte Venezianer. Söhne einer Stadt, die sich niemandem unterwarf.
    »Wir sind nicht in Napoli, Signore!« sagte der Anführer mit dem Messer fest. »Die Cosa Nostra ist weit. Und hier in Venezia wird sie keinen Fuß fassen. Wir fürchten die Macht der Familie nicht!«
    »Doch… Ihr fürchtet die Macht der Familie!« zischte die Stimme des Fremden gefährlich leise. »Denn es ist… die Schwarze Familie, die in den Tiefen der Hölle haust. Ich bin ein Abgesandter des Fürsten der Finsternis!«
    »Ha, Giuseppe, Rudolfo, Luigi! Habt ihr das gehört?« stieß der Anführer hervor. »Er gibt vor, der Teufel zu sein. Santa Madonna. Er ist größenwahnsinnig geworden.«
    »Ich bin nicht der Teufel… Ich bin einer der Teufel, die dort unten im Reich der Schwefelklüfte dem allmächtigen Kaiser LUZIFER dienen!« erklärte der Fremde stolz.
    »Nun, amici!« forderte der Venezianer mit dem Messer die Freunde auf. »Wenn er einer der Teufel ist… Dann werden wir ihm den Teufel austreiben. Vorwärts, wir werden ihn so verprügeln, daß ihn selbst des Teufels Großmutter nicht erkennt!«
    Mit wilden Rufen pflichteten ihm die Männer bei. Für Italiener war es undenkbar, daß sich ein Mensch als Diener des Leibhaftigen bezeichnete. Für solche Zeitgenossen gab es eine gehörige Abreibung.
    Schnell schloß sich der Kreis um den Fremden. Doch seltsamerweise machte er keinen Versuch, zu entkommen oder in Abwehrstellung zu gehen. Spöttisch grinsend stand er inmitten der kampfbereiten Gegner, während er Tina und Sandra beobachtete, die mit weit aufgerissenen Augen die Szenerie verfolgten.
    Tina Berner merkte, daß Sandras Handflächen feucht wurden. Das zierliche Girl zitterte am ganzen Körper. Im Gegensatz zu den Venezianern wußte sie nur zu gut, daß die Diener der Schwarzen Familie jede Gestalt annehmen konnten und selbst Asmodis, der Fürst der Finsternis

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