0279 - Der Zauberer von Venedig
würde. Warum sonst sollten die Monster geschaffen worden sein? Denn nicht nur der Tod von Lucia Donato ließ die Vermutung zu, daß es bereits überall in Venedig von den Ungeheuern wimmelte. Auch Tina Berner und Sandra Jamis waren, kaum daß Professor Zamorra im Hotel war, über ihn hergefallen und hatten ihm von dem Ungeheuer erzählt, das sich zwischen den Verfolger der Schwarzen Familie und sie gestellt hatte. Mehrfach mußten die beiden Girls die Schilderung in allen Einzelheiten wiederholen, während vor allem- Aurelian ruhig und sachlich seine Fragen stellte.
»Es stimmt zwar bedenklich, daß Asmodis versucht, die schwächsten Glieder aus der Kette, die gegen ihn steht, zu zerbrechen!« sprach er dann nachdenklich. »Andererseits dürfte er selbst durch das Wirken von Amun-Re in seinen Plänen gestört werden!« Daß Amun-Re mit der Hölle einen Pakt eingegangen war, schien ihm zu absurd. Aber von der Allianz von Amun-Re mit der Verbrecherorganisation des Patriarchen wußten weder Aurelian noch Professor Zamorra.
»Wir müssen unseren Gegner im Gewirr der Kanäle suchen!« erklärte Aurelian fest. »Wenn wir die Monster zusammen mit dem Brustschild und dem Amulett berühren, können wir sie vernichten.«
»Wer weiß, wie viele der grauenvollen Wesen sich bereits in der Stadt herumtreiben!« sinnierte Professor Zamorra. »Es ist besser und sicherer für die Menschen, die Stadt evakuieren zu lassen. Dann sollte man Militär anfordern und die Ponte della Libera, die Zufahrtsstraße nach Venedig, blockieren lassen. Nur so wird es uns gelingen, die Menschen vor Schaden zu bewahren!« Aus diesem Grund waren Zamorra und Aurelian, nachdem sie die Kleidung gewechselt hatten, zur Stadtverwaltung gefahren.
Dort hatte man ihnen allerdings kein Wort geglaubt. Auch der Bericht von Kommissar Cerrone und die Aussagen der Passagiere von der Vaporetto, die mit eigenen Augen die Ungeheuer gesehen hatten, wurden von den zuständigen Beamten lächelnd ignoriert.
»Vielleicht drohen Sie uns demnächst noch mit der Rache des enthaupteten Dogen Marin Faliero!« Mit diesen Worten wies man den beiden Warnern die Tür. Professor Zamorra zuckte die Achseln. Daß solche Dinge auf Unverständnis stießen, war er schon gewöhnt.
»Und was tun wir jetzt?« fragte der Meister des Übersinnlichen, als sie sich in einem der zahlreichen Fischrestaurants hinter der Piazza San Marco niedergelassen hatten, um etwas für das leibliche Wohl zu tun. Per Transfunk bestellte Zamorra Carsten Möbius und die beiden Mädchen zu diesem Restaurant in der Hoffnung, daß sie es im Gewirr der Gassen und Kanäle auch fanden.
»Wir müssen versuchen, den Schlupfwinkel unseres Feindes zu entdecken!« sagte Aurelian und zerlegte genüßlich eine Seezunge, die zu den Spezialitäten der feinen Küche Venedigs gehört. Professor Zamorra hatte zur Tafel gebeten und das mußte der an recht karge Kost gewöhnte Pater einmal ausnutzen.
»Und wo fangen wir an?« lauerte der Meister des Übersinnlichen. »Oder hast du schon einen Plan?«
»Ich dachte, du hättest einen!« kam die Antwort. »Venedig ist groß. Amun-Re kann sich überall verbergen. Es gibt genügend halb verfallene Palazzi, in denen er seine unheiligen Werke vollbringen kann. Wir können nur durch die Gassen Venedigs schlendern und suchen. Folgen wir unserem Stern. Vielleicht zeigt uns das Amulett den Ort an, wo sich der Feind sein entsetzliches Heer aufbaut!«
»Es wäre besser, wenn wir getrennt gehen. Immer zwei Leute zusammen!« sagte Tina Berner, als sie mit Sandra Jamis und Carsten Möbius das Restaurant gefunden hatten und sich von Professor Zamorra ebenfalls zu einem recht kostspieligen Essen einladen ließen, während ihnen Carsten Möbius nur eine preiswerte Pizza in Aussicht gestellt hatte.
»Traut ihr es euch denn zu?« fragte Aurelian und musterte die beiden Mädchen eindringlich. Sandra Jamis hatte er damals in Rom vor den Klauen eines Dämons gerettet und festgestellt, daß sich das Girl zu wehren wußte, wenn es eine ernsthafte Chance erkannte. Und von Tina Berner hatte er aus Zamorras Erzählungen genügend gehört. Dennoch erstaunte es ihn, daß sich die beiden Mädchen ins undurchdringliche Gewirr der Lagunenstadt wagen wollten, wo hinter jeder Mauer das Verderben lauern und aus jedem Kanal der Tod kriechen konnte.
»Wir haben die Schockstrahler dabei!« erklärte Sandra Jamis mit sphinxhaftem Lächeln und ließ kurz den mattschwarz glänzenden, pistolenartigen Gegenstand aus
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