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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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die Eidesformel vor, die Asmodis eifrig wiederholte. Nur durch kurzes Aufblicken kontrollierte Amun-Re, daß der Höllensohn auch schön die drei Finger seiner Teufelsklaue emporreckte.
    »… ich mich aber selbst als Bürgen gebe, wenn der hohe Kaiser LUZIFER Bündnis und Vertrag brechen sollte…!« wiederholte Asmodis die Worte, die Amun-Re vorlas.
    Dabei hielt er die linke Hand, halb durch den Körper versteckt, Richtung Erdboden. Und auch hier wurden drei Finger ausgestreckt, während zwei Finger angewinkelt wurden.
    Nach dem Höllenrecht wurde dadurch ein Eid abgeleitet und nichtig. Asmodis und seine Gefolgsleute schworen solche Eide oft, wenn sie einer Beschwörung Folge leisten mußten und dem Pseudo-Magier versprachen, ihm alle Schätze oder Macht der Welt zu geben. Hatten diese allerdings dann dem Eid des Teufels vertraut und den schützenden Ritualkreis verlassen, war es zu spät. Da der Eid ungültig war, hatten die Dämonen sofort das Recht, die Seele mit hinabzunehmen.
    Insgeheim hoffte Asmodis, damit dem Amun-Re eins auswiscfren zu können. Ob ihn der Eid aber tatsächlich nicht band, wagte er in diesem Augenblick nicht auszuprobieren. Er würde es ja merken, wenn Lucifuge Rofocale dem Bündnis zuwiderhandelte, ob ihn Amun-Re zu sich heranziehen konnte, um ihn büßen zu lassen.
    »… das schwöre ich, Asmodis, Fürst der Finsternis und Großpräfekt der falschen Hierarchie im Namen des großmächtigen Kaisers LUZIFER, der da ist Satanas Merkratik, der Vater der Lüge, Beelzebub, der Herr der Fliegen und Put Satanachia, der Sabbath-Ziege, die auch Baphomet heißt!« beendete Asmodis die Schwurformel, die ihn Amun-Re nachsprechen ließ.
    »Der Vertrag gilt!« erklärte Amun-Re. »Darauf trinken wir vom Blut der Reben!« Er fischte aus den Glasbehältern seines Arbeitstisches zwei becherartige Behältnisse und goß den funkelnden Rotwein ein.
    Doch in diesem Moment schien Asmodis von einer eigenartigen Unruhe erfaßt zu werden. Er wand sich wie unter Krämpfen.
    »Was haben Sie?« fragte Amun-Re neugierig. »Was bedeuten diese seltsamen Verrenkungen?«
    »Schmerz! Schmerz!« stieß Asmodis mühsam hervor. »Ich muß gehorchen… muß fort… gehen… Schmerz… sofort…!«
    »Einer Ihrer Feinde?« In Amun-Res Stimme schwang kein Mitgefühl.
    »Nein… Aber ich werde soeben beschworen… ein starker Zauber… Ich muß gehen… sofort… Erlauben Sie es…!«
    »Verschwinden Sie, Asmodis!« zischte Amun-Re mit einer abfälligen Handbewegung. »Ich habe alles von Ihnên, was ich wollte. Bene valete, Asmodis. Zieh hin! Zieh hin! Zieh hin!« entließ er den Fürsten der Finsternis. Mit einer schwefelgelben Rauchwolke war der Höllensohn verschwunden. Die von Amun-Re gegengezeichneten Dokumente des Paktes hatte er mitgenommen.
    Wieder achtete niemand auf die unscheinbare Männergestalt im schwarzen Anzug mit dem leuchtend roten Schlips, die über die Piazza San Marco der Mole zustrebte, wo sich mehrere Gondeln am Kai wiegten.
    Amun-Re war viel zu beschäftigt, um mit seinen geheimen Künsten festzustellen, daß es Asmodis plötzlich gar nicht mehr eilig hatte. Er war einem weiteren Betrug des Höllensohnes aufgesessen. Wie jeder Vertrag mit dem Teufel erst wirksam wird, wenn die Hölle für die Unterschrift materielle Güter wie Geld oder anderen Besitz gegeben hat, so war auch der Eid, den Amun-Re gefordert hatte, nicht ganz wirksam geworden. Denn hätte Asmodis den Weinbecher angenommen und einen Tropfen getrunken, hätte er damit den Eid akzeptiert. So aber war dieser Eid nach dem Recht der Hölle unwirksam.
    Asmodis hoffte nur, daß sein »Vertragspartner« nicht noch andere Möglichkeiten hatte, ihn zu zwingen.
    Jedenfalls konnte Lucifuge Rofocale sehr zufrieden sein. Nun galt es nur noch, in die Hölle zurückzukehren.
    In diesem Augenblick erregte einbesonderer Umstand die Aufmerksamkeit von Asmodis. Direkt vor ihm warf ein korpulenter Mann im vornehmen Anzug die Arme hoch und sackte zusammen. Menschen schrien auf. Einige beherzte Passanten eilten hinzu.
    »Herzinfarkt!« hörte Asmodis aus den Worten der sich schnell um den Todgeweihten herum ansammelnden Menge. »Er benötigt dringend einen Arzt. Man muß einen Arzt rufen…!«
    Durch die Körper der Schaulustigen drang der Blick von Asmodis hindurch und besah sich genau das Gesicht des Mannes, der verzweifelt nach Atem rang. Ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam.
    Damals, auf der Geister-Party von Schloß Windsor - wo ihm Professor Zamorra das

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