Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
abgespielt hatte.
    »Sei vorsichtig, Carsten!« warnte Professor Zamorra. »Es sind sehr viele. Wenn sie dich nicht akzeptieren?«
    »Die Averden mich schon kennenlernen. Ich habe da so meine Erfahrungen. Das ist hier in Italien genauso wie beispielsweise in Singapur. Ich werde ihnen helfen, Väterchens Geld im Schlaf zu verdienen. Halt dich zurück, Zamorra, und laß dich nicht sehen. Sonst klappt das Spielchen nicht.«
    Während Professor Zamorra sich in einen der Schränke quetschte, die eigentlich für die Aufbewahrung größerer Werkzeuge vorgesehen waren, ging Carsten Möbius zu einem der Schläfer und rüttelte ihn unsanft.
    Mit einem Fluch in italienischer Sprache fuhr der Mann auf, griff sich stöhnend an den Schädel und sank wieder zurück. In seinem Schädel mußten hundert kleine Teufelchen mit Säge und Preßlufthammer beschäftigt sein, sich einen Weg nach draußen zu bahnen.
    »Aufwachen, Signore!« rüttelte ihn Carsten Möbius. »Ich habe eine Frage!«
    »Verschwinde!« knurrte der Italiener böse. »Siehst du nicht, daß wir hier gerade arbeiten?«
    »Arbeiten?« stieß der Junge im verblichenen Jeans-Anzug hervor.
    »Natürlich!« erklärte der Mann schon wieder fast im Halbschlaf. »Wenn wir nichts tun, dann denken wir. Und ›Denken‹ ist schwere Arbeit!«
    »Ihr habt Wein getrunken!« sagte Carsten Möbius mit etwas scharfer Stimme.
    »Wir haben den Weingeist beschworen, daß er unsere Gedanken erleuchten möge!« nuschelte der Italiener. »Was geht Sie das überhaupt an, Signore. Das Betreten der Werft ist für Unbefugte verboten.«
    »Ich suche Arbeit!« erklärte Carsten Möbius und gab seiner Stimme einen etwas verschüchterten Klang. Er durfte die Maske nicht zu früh fallen lassen. Der leitende Projektingenieur war ihm persönlich bekannt. Dem mußte er Auge in Auge gegenübertreten. Schon bei den Vorbesprechungen hatte dieser Herr auf Carsten Möbius einen denkbar schlechten Eindruck gemacht, denn er gehörte zu den Leuten, die zwar einen exzellenten Anzug und die passende Krawatte, jedoch keinen Charakter haben. Diese Typen, welche die »dynamische Generation« verkörperten, haßte und verabscheute Carsten Möbius zutiefst. Er sah darauf, daß es für die Menschen noch andere Werte als Geld und Macht gab.
    »Arbeit suchst du, Bambino?« fragte der Italiener, auf das jungenhafte Aussehen des Fünfundzwanzigjährigen anspielend. »Nun, vielleicht werde ich etwas für dich tun können. Hast du Geld?«
    Jammernd kramte Carsten Möbius einige Tausend-Lire-Scheine aus seiner Jackentasche und schob sie in die schmutzige Hand des Arbeiters.
    »Es hätte für mein letztes Abendessen ausgereicht!« stöhnte er. »Wenn ich hier keine Arbeit bekomme, muß ich hungern!«
    »Was kümmert das mich?« zuckte der Italiener die Schultern. »Komm mit. Du hast sicher eine Chance, denn Signore Holl, der ein Deutscher ist, läßt sicher keinen Landsmann im Stich. Hoffen wir, daß er wach wird. Denn er ist in allem unser Vorbild!«
    »Es ist schön, wenn man Vorgesetzten nacheifern kann!« sagte Carsten Möbius mit beißender Ironie. Er folgte dem Italiener, der ihn zu einer anderen Kabine führte, in der später der Kapitän wohnen sollte.
    Von drinnen waren ohrenbetäubende Schnarchtöne zu vernehmen. Mehrfach mußte der Italiener den Ingenieur rütteln, bis er wach wurde.
    »Nun, Holl. Ein Schläfchen im Dienst?« vernahm Holl eine Stimme durch die Nebel des Alkohols, die sich langsam lichteten. Eine Stimme, die er in dieser Form noch nie gehört hatte.
    »Wer… wer ist der Gammler, Salvatore? Woher kennt der mich?« fragte der Ingenieur stotternd. »Ich will verdammt sein, wenn ich die Visage schon mal gesehen habe!«
    »Richtig! Der Teufel wird Sie holen, Holl. Und Sie werden zum Teufel gehen. Jedenfalls werden Sie nie wieder an einem Möbius-Projekt Arbeit finden. Darauf mein Ehrenwort!«
    »Du bist… Sie sind… Carsten Möbius!« stotterte der Ingenieur. »Der vergammelte Sohn vom Alten, der überall unerkannt rumschnüffelt!«
    »Mir völlig gleich, wie Sie das nennen, Holl!« erklärte Carsten mit ungewohnter Schärfe in der Stimme. »Nichts gegen eine Betriebsfeier - aber unseren Informationen über den Fortgang der Arbeit gibt es hier nur noch Betriebsfeiern. Übergeben Sie mir jetzt die Geschäfte, bevor Sie von hier verschwinden. Ich werde per Transfunk einen neuen Objektleiter anfordern, der aus diesem Sauhaufen hier eine vernünftige Arbeitskolonne macht. Was Sie selbst angeht, wird unsere

Weitere Kostenlose Bücher