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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Warner-Crozetti
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schien es, als ob sich ein dunkles Irresein in den Tiefen von Pauls Augen zeigte.
    „Du wirst tiarüber nicht viel in Büchern lesen, sondern in den Formen von Stigmata klassifiziert finden“, sagte Paul. „Es fing mit Honore Gandillon an. Du glaubst, du wüßtest etwas über dunkle Mysterien und unternimmst es, sie zu erklären. Wie erklärst du dir dann die Kratzer an der Wand?“
    Campion nahm den Kerzenleuchter und ging die Wände entlang. Sie waren wie von den Klauen eines Tieres zerfurcht. Er schaute sich die Spuren an. Einige waren vom Alter verwittert, andere, die darüber lagen, war so frisch und neu, als wären sie nur wenige Wochen oder Monate alt.
    „Ich habe meine Zeit hier zugebracht. Das ist der Grund, warum wir nach Widderburn kamen. Die Stigmata erschienen und Großvater wußte, was geschehen würde.“ Paul war nahe an einem hysterischen Anfall. „Vier Jahre war ich hier eingeschlossen. Meine Klauen haben einige Spuren in die Wände gekratzt. Vier Jahre bin ich durch die Hölle gegangen. Habe auf den Vollmond gewartet und gewußt, was geschehen würde, wenn der Mond über den Bäumen aufging.“
    „Vielleicht bist du bei Vollmond verrückt und bildest dir ein, du seist ein Wolf.“
    Paul zeigte seine sorgfältig manikürten Nägel vor. „Wie habe ich dann wohl die Kratzer in die Wand gemacht? Bestimmt nicht mit dieser Hand, die Nägel sind nicht lang genug.“
    Campion wußte nicht, was er sagen sollte. Sein Verstand wehrte sich, daran zu glauben, daß Paul ein Werwolf war.
    „Vor mir waren da Onkel Carl, Pierre und …“ Pauls Stimme brach, er konnte nicht weiterreden. Seine Augen wurden wieder klar und flehten um Verständnis. Er suchte in Campions Gesicht nach einem Zeichen, daß ihm dieser glaubte, aber er fand nur Mitleid.
    „Du hast zu viele Hollywood-Filme gesehen. Du glaubst, ein Mann müßte auch wie ein Wolf aussehen. Aber so ist das nicht. Mein Körper verändert sich, bis nichts mehr von mir übrig ist. Ich renne nicht auf meinen Hinterbeinen herum und heule. Ich bin ein Wolf, in Gestalt, in den Wünschen, im Hunger nach Blut. Aber weit zurückgedrängt in einem Winkel meiner Seele schreie ich, fühle und denke ich wie ein Mensch, auch wenn ich aussehe wie ein Wolf.“ Er schwieg. Campion kämpfte mit sich. Er versuchte das, was Paul ihm erzählte, in Einklang zu bringen mit dem, was er von der Medizin her vom menschlichen Körper und Geist wußte. Sein Verstand weigerte sich, an eine vollkommene Metamorphose zwischen Mensch und Gier zu glauben. Aber es gab keinen Zweifel daran, daß Paul glaubte, was er sagte und daß er davon überzeugt war, ein Wolf zu werden.
    „Was ist mit den Leuten in Widderburn, Paul? Was sind die?“
    „Das sind halbe Tiere, durch Inzucht entartet. Was du dir in deinen wildesten Vorstellungen auszudenken vermagst, ist nicht die Hälfte dessen, was sie sind. Belials Name besteht völlig zu Recht. Sie sind schmutzig, verrottet und sie sind ein Teil der Dillon-Familie.“
    „Du glaubst, daß du der Tiger bist, nicht wahr?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Paul bitter. „Ich weiß, daß ich jedes Mal geschlafen habe, wenn der Tiger erschien. Und wenn man mich wecken kam, war der Tiger weg. Außerdem hinterläßt er eine Spur mit einer verkrüppelten linken Pfote.“
    „Paul, Hunde und Katzen sind zwei völlig verschiedene Tierarten. Wie kannst du erst das eine und dann das andere sein?“
    „Und wo kommt dann der Tiger her?“
    „Dein Großvater und Belial haben sich in einen Machtkampf verwickelt. Das bedeutet, daß Belial bestimmte Kräfte hat, die so stark sind, wie die von Henri. Könnte dein Großvater keinen Tiger beschwören? Ich denke, Belial steckt dahinter. Wer hat ihn bis jetzt gesehen?“
    „Nur Großvater und Val. Großvater auf dem Balkon vor seinem Fenster und Valerie auf der Terrasse.“
    Man hörte Hundegebell und ein klagendes Heulen. „Das ist Charlemagne“, sagte Paul. „Er heult immer so, wenn der Tiger ums Haus schleicht.“
    „Aber jetzt bist du wach, Paul, und du bist hier mit mir zusammen. Wie kannst du gleichzeitig an zwei Orten in zwei Gestalten sein?“
    Valerie Dillon rannte, als sie sich den Toren von Widderburn näherte. Sie hatte keine Angst vor den Grabsteinen und dem Geruch des Todes, der in der Luft hing, aber die Zukunft und der Sturm in ihrem Inneren bedrückte sie. Das Wiedersehen mit Eric hatte süße Erinnerungen an Dinge zurückgebracht, die sie nie wieder erleben würde. Es war nicht nur die verlorene

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