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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Warner-Crozetti
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wollen, wenn er weiß, wie du bist? Weiß er die Wahrheit über Paul und dich?“
    „Ja. Belial, ich habe dir gesagt, daß dir seine Kräfte kein Begriff sind. Er hat Gefühl und Mitleid. Er wird niemals den Hilfeschrei eines anderen menschlichen Wesens überhören.“
    „Du nennst dich menschlich?“ fragte Belial spöttisch.
    Valerie ging mit schnellen Schritten auf die Vordertür zu. Belial wollte ihr folgen, drängte aber dann den in ihm aufsteigenden Ärger zurück. Er nahm eine Handvoll Korn aus einer Schale unter dem Altar, legte sie zu Füßen seines Idols und erwies seinem Herrn und Meister seine Ehrerbietung.
    Danach waren Haß und Ärger verschwunden, Heiterkeit erfüllte ihn. Er hielt die Hände über den Taufstein, schaute nach oben und schloß die Augen. Minutenlang stand er bewegungslos, sein Körper war steif und ruhig. Plötzlich begann er zu zittern, seine Arme bewegten sich bis hinauf zu den Schultern, die Bewegungen setzten sich über den ganzen Körper fort. Sie wurden schneller und schneller, bis er sich aufzulösen schien. Die um den Taufstein tanzenden Flammen färbten sich grünlich; Wolken stiegen auf.
    Er hob die Arme, daß die Ärmel seiner Kutte zurückfielen und seine schlanken, gebundenen Hände sichtbar wurden. Seine Stimme klang voll, als er anstimmte: „Großer Vater Ptah! Große Mutter! Im Namen des Vaters alles Bösen rufe ich euch zu Hilfe. Sendet eure Tochter Merienptah als Aufgebot. Komm, Merienptah, schleich dich zwischen meine Feinde und verwirre sie. Befriedige deinen Blutdurst an dem Hund Charlemagne. Beuge durch dein Erscheinen Valerie Dillon meinem Willen. Im Namen des Uralten, Satans, bitte ich euch!“ Während er sprach, wurden die Wolken beinahe fest und flössen über die Ränder des Aufsteines zu Boden. Schwach formten sich die Konturen einer Gestalt, die weiche Linie eines weiblichen Beines, ein Schimmer gestreiften Fells, ein paar glühende Augen. Dann stand ein riesiger Tiger, wo zuvor die Wolken gewesen waren.
    Valerie war schon jenseits der Kurve in der Straße, als ihr Ärger über Belial verschwand. Sie fühlte sich verloren. Es wäre besser gewesen, wenn ihr Großvater ihr die Wahrheit über die Familie gesagt hätte, als sie zwölf Jahre alt war, wie er das bei Paul getan hatte. Der Grund dafür war – und sie lehnte diese Tatsache ab –, daß er gewollt hatte, daß sie heiraten und frisches Blut in die Familie bringen sollte. Sie wollte keine Brutmaschine sein. Das hatte sie Eric gekostet, den Mann, den sie um seiner Stärke willen liebte.
    Nach und nach erst wurde sie gewahr, daß etwas sie im Nebel verfolgte. Sie lauschte eine Weile und hörte nichts. Sie spürte aber, daß da außerhalb ihres Gesichtskreises irgendetwas lauerte. Sie konnte nicht mehr weit vom Haus entfernt sein, hatte aber das Gefühl, daß der Verfolger zwischen ihr und dem schützenden Heim war. Sie fing an zu rennen, weil sie um jeden Preis das Haus erreichen wollte. Ein Zweig fing sich in ihrem Haar; sie machte sich frei, ohne den Schmerz zu beachten. Ihre Furcht nahm mit jedem Schritt zu. Ein Wimmern kam von ihren Lippen, ihr Kopf bewegte sich von einer Seite auf die andere. In der Dunkelheit neben ihr nahmen zwei kleine grüne Flammen Gestalt an und wuchsen, bis sie sich als die Augen eines Tigers entpuppten. Das Tier kam gemächlich auf sie zu und hielt ein paar Schritte vor ihr an. Es beobachtete sie ruhig, als ob es auf eine Bewegung von ihr wartete.
    Sie sah, daß dies kein gewöhnlicher Tiger sein konnte. Seine Größe und das Wissen in seinen Augen sagten ihr das. Eine unsichtbare Hand klammerte sich um ihren Hals, so daß sie nicht schreien konnte. Dann lockerte sich der Griff. Halb verrückt vor Angst, begann sie zu schreien. Dann hörte sie Charlemagne knurren, und der Tiger verschwand im Wald. Der Hund erschien zwischen den Bäumen und rannte ihm nach.
    Sie konnte nicht aufhören zu schreien. Erst als Eric Campion aus dem Wald kam und seinen Arm um ihren gespannten, starren Körper legte, wurde ihr Schreien zu einem schweren Atmen der Erleichterung. Beruhigt sank sie an seine Brust.
    Campion hatte das Gewehr auf den Boden fallen lassen, als er Valerie in die Arme nahm. Jetzt kam Kate zwischen den Bäumen hervor. „Was ist passiert?“ wollte sie wissen.
    „Paul.“ Valerie flüsterte den Namen ihres Bruders. „Er hat mich erschreckt.“
    „Wer hat dich erschreckt?“ Campion bückte sich nach dem Gewehr.
    „Der Tiger. Das ist kein gewöhnliches Tier. Es ist zu

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