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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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also nie umgebracht? Und auch nie umbringen wollen?«
    »Nein, Sir, das könnte ich eigentlich nicht behaupten«, meinte der Diener nach kurzem Zögern, als hätte er seine Erfahrungen in dieser Richtung erst einer raschen Prüfung unterziehen müssen.
    »Es ist ein schönes Gefühl, Parker! - Hat sie eine hintere Tasche?« fragte Jonny und tastete seine Hose ab. »Ja, es ist eine da.«
    »Leider«, erwiderte Parker. »Ich bedaure wirklich, daß eine da ist. Die Herren haben die Gewohnheit, ihre Zigarettenetuis in der hinteren Hosentasche unterzubringen, was zur Folge hat, daß der Frackschoß seine Fasson verliert.«
    »Beruhigen Sie sich - ich trage es nicht in dieser Tasche.«
    »Etwas Dickeres würde natürlich noch schlimmer sein«, bemerkte Parker.
    Jonny hielt es für angezeigt, diese Diskussion abzubrechen, und befahl:
    »Bestellen Sie mir ein Auto.«
    Jonny Gray verließ den Wagen in der Shaftesbury Avenue und schlenderte Richtung Klub. Es war halb zehn, als er am Piccadilly vorbeikam.
    Es galt als ungeschriebenes Gesetz für alle Mitglieder des Highlowklubs, daß niemand im Wagen vor dem Klub vorfuhr. Daher war seine Existenz sogar den Taxifahrern unbekannt.
    Kurz bevor Jonny das Klubgebäude erreichte, sah er eine bekannte Gestalt die Straße überqueren. Es war Jeff Legge. Gray kehrte um und ging den Weg, den er gekommen war, nochmals zurück. Es wäre ihm in diesem Augenblick etwas peinlich gewesen, Jeff zu begegnen oder gar mit ihm zusammen im Lift hinauffahren zu müssen.
    Etwas später jedoch verließ auch er im dritten Stock den Lift und trat schmunzelnd vor Stevens Pult.
    »Guten Abend, Captain!« Der Portier grinste. »Ich freue mich, Sie wieder zu sehen. Gestern war ich leider nicht hier, als Sie kamen. Ich hoffe, Sie haben es auf dem Lande nicht allzu schlecht getroffen?«
    »Ich war auf Reisen, lieber Freund, auf Reisen«, brummte Jonny vorwurfsvoll, und der Portier kicherte. »Wohl immer noch die alte Gesellschaft hier?«
    »Ja, Sir.«
    »Und wird immer noch über die Feuerleiter ausgerissen, wenn die Greifer kommen - oder habt ihr alle Greifer bestochen?« »Ich glaube, es ist nicht viel zu befürchten. Wir haben oft ein paar von diesen Herren hier zum Essen. Der Klub ist mitunter sehr anständig.«
    »Wer von den Herren Greifern amüsiert sich denn hier?«
    »Ach, wir sehen zuweilen Mr. Craig - einmal kam auch dieser Reeder. Er erschien ganz allein und bestellte einen Tisch für sich! Ist das zu verstehen? Kam, speiste allein, sah keinen Menschen an und ging wieder fort. Ich glaube, er ist nicht ganz richtig da oben.« Stevens tippte vielsagend an seine Stirn. »Und er sieht wahrhaftig nicht nach einem Greifer aus.«
    »Ich glaube auch nicht, daß er Detektiv ist«, sagte Jonny nebenbei. »Nach allem, was ich hörte, hat er gar nichts mit der Polizei zu tun.«
    »Ist er Privatdetektiv?« fragte der Portier enttäuscht.
    »Nicht gerade. Doch wie dem auch sei - er wird Sie und Ihre ehrenwerten Mitglieder nicht belästigen. Wer ist eigentlich da?«
    Der Portier blickte nach beiden Seiten und sagte bedeutsam:
    »Ein gewisser Herr, den Sie kennen, ist da.«
    Jonny lachte.
    »Das wäre ein drolliger Klub, wenn niemand da wäre, den ich kenne. Gut, überlassen Sie mich meinem Schicksal, keine Umstände, ich werde schon eine kleine Ecke finden.«
    Wenige Sekunden nachdem Jonny das Empfangspult verlassen und sich zu den Klubzimmern begeben hatte, hob der Portier den Kopf und lauschte.
    »Was war das?« fragte er den wartenden Liftführer.
    »Nichts - irgend jemand hat eine Tür zugeschlagen.«
    »Mag sein.« Stevens beugte sich wieder über sein Buch.
    Er trug die Namen der Abendgäste ein. Vorsichtshalber tat er es mit Bleistift, denn nicht selten verlangten die Mitglieder, daß dieses Indiz schleunigst wieder beseitigt wurde.

12
    Jeff sah auf seine Uhr. Viertel vor zehn. Er hob den Kopf zur Lampe empor. Als er sein Gesicht im Büfettspiegel erblickte, nickte er befriedigt. Zimmer 13 ...
    Er hörte die Tür gehen, sah sich jedoch nicht um.
    Ein Schuß krachte.
    Jeff fühlte einen scharfen, stechenden Schmerz von unerträglicher Heftigkeit und fiel vornüber auf die Knie. Zweimal versuchte er, sich zu erheben, dann sank er stöhnend zusammen und stürzte mit dem Kopf in den leeren Kamin.
    Nichts regte sich, im Zimmer 13 herrschte tiefe Stille. Eine dünne, blaue Wolke schwebte zur Decke empor, als sich die Tür etwas weiter öffnete. Jonny Gray trat ein, die rechte Hand in seiner Manteltasche.

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