028 - Zimmer 13
...«
»Er ist nicht tot«, unterbrach Craig ungeduldig. »Ich würde Ihnen Glück wünschen, wenn er es wäre. Nein, er ist nur verletzt.«
»Wer hat auf ihn geschossen?«
»Das will ich ja gerade erfahren! Waren Sie es?«
»Ich?« Das Entsetzen auf ihrem Gesicht beantwortete die Frage von selbst. »Nein, nicht ich. Ich wußte nicht, daß er hierherkommen wollte, das heißt - doch, ich hatte ein Vorgefühl, daß er kommen würde. Darum habe ich den ganzen Abend hier in der Nähe gewartet, und dann sah ich Peter und bin ihm nachgegangen.« »Peter Kane? Ist er im Klub gewesen?«
»Ich weiß nicht. Er ist ständig hier in der Nähe unterwegs gewesen. Ich dachte auch, daß er in den Klub ginge. Wohin sollte er sonst in dieser Straße gehen? Ich sah ihn ein paarmal.«
Craig warf einen mißtrauischen Blick auf den Portier.
»Ist Peter hier gewesen? Oder hatten Sie nur Augen für Mr. Brown aus Toronto?«
»Nein, er ist nicht hiergewesen. Ich habe Peter Gott weiß wie lange nicht mehr gesehen«, beteuerte Stevens mit Nachdruck.
»Das ist die Wahrheit. Fragen Sie den Liftboy - wenn Peter heute abend hier war, erhänge ich mich auf der Stelle.«
Craig überlegte.
»Kennt Peter den Zugang auf dem Luftweg?«
»Sie meinen die Feuerleiter? Ja, die kennt Peter bestimmt. Aber die Mitglieder machen heute kaum noch Gebrauch davon, sie haben nichts zu verbergen.«
»So - sind Sie dessen so sicher?«
Craig verließ das Zimmer. Er blieb auf dem Flur vor Nr. 13 stehen. Genau gegenüber befand sich ein Fenster. Es stand weit offen. Man mußte sich nicht hinauslehnen, um das Geländer der Notleiter zu sehen. Er stieg durchs Fenster auf die Eisenleiter hinaus und blickte in den dunklen Hof hinunter. Das Tor zur Straße hinaus stand offen, der schwache Schein einer Straßenlaterne fiel herein. Taschenlampen blitzten auf. Zwei Polizisten bewachten den Hof. Möglicherweise hatten sie das Tor geöffnet. Craig kletterte in den Korridor zurück und nahm Stevens beiseite.
»Um wieviel Uhr ist Gray gekommen? Wer kam zuerst?«
»Jeff kam zuerst, etwa fünf Minuten vor Gray.«
»Was geschah darauf?«
Stevens zögerte sekundenlang.
»Ich unterhielt mich mit Captain Gray. Nachher bog er in den Seitengang ...«
»In den gleichen wie Jeff?«
»Ja. Etwa nach einer Minute - nein, es muß weniger gewesen sein - hörte ich etwas und dachte, man hätte eine Tür zugeschlagen. Ich unterhielt mich noch mit dem Liftführer darüber.«
»Und dann?«
»Es vergingen wohl vier bis fünf Minuten, dann kam Captain Gray zurück. Ich wunderte mich .«
»An Grays Kleidern bemerkten Sie nichts? Ich nehme zwar nicht an, daß es einen Kampf gegeben hat. Jeff Legge hatte gar keine Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen.«
»Nein, Sir, ich bin sicher - das heißt, doch, nur ein kleiner Blutfleck an der rechten Manschette.«
»Ist sie, Lila, schon einmal hiergewesen heute?« fragte Craig.
»Ja, und ich mußte sie hinauswerfen. Emanuel befahl, sie nicht hereinzulassen.«
Craig machte einige Notizen in sein Buch und steckte es wieder in die Tasche.
»Sie verstehen, Stevens, auch wenn ich Sie jetzt nicht verhafte, können Sie dennoch jederzeit verhaftet werden. Schließen Sie den Klub für heute, lassen Sie niemand mehr herein. Ein paar von meinen Leuten bleiben auf alle Fälle hier.«
»Soll ich das Bier wegschließen?« fragte Stevens scherzhaft.
»Kein Grund zum Spaßen, Stevens - wenn wir den Klub schließen, verlieren Sie Ihre Stellung.«
Craig rief nach seinem Stellvertreter und gab ihm Instruktionen.
»Ich fürchte, Jonny wird heute nacht dran glauben müssen. Schicken Sie ein paar Leute, um ihn festzunehmen. Er wohnt in Albert Mansions. Ich will mich auf den Weg machen und Mrs. Floyd benachrichtigen. Jemand muß es auch Peter sagen - ich hoffe wenigstens, daß es nötig ist, es ihm zu sagen!« schloß er finster.
13
Im Carlton Hotel erlebte er eine Überraschung. Mrs. Floyd war fort - niemand wußte, wohin. Ihr Gatte war etwas später gleichfalls verschwunden und nicht zurückgekehrt. Jemand hatte seither angerufen, aber keinen Namen hinterlassen.
»Das Verschwinden des Mannes ist mir zur Genüge bekannt«, sagte Craig, »aber haben Sie denn gar keine Ahnung, wo sich die Dame befinden könnte?«
Die Frage wurde entschieden verneint.
»Ihr Vater ist nicht hiergewesen?«
»Ja - doch, Sir, in der Tat - der Zimmerkellner kennt ihn nämlich und hat ihn auf der Etage getroffen, als Mrs. Floyd bereits vermißt wurde. Er hat ihn aber weder
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