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0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
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zuviel Radau machen. Er schritt weiter, bis er vor dem Schrank eines Fahrers stand, der Tom Blake hieß. Auch hier prüfte er das Schloß — und das Schicksal war ihm günstig gesinnt. Blake mußte vergessen haben, seinen Schrank abzuschließen.
    Leise zog Duckart den Schrank auf. Ein graues Jackett mit Fischgrätenmuster hing darin, ein blauer Kittel, den Blake offenbar trug, wenn er den Wagen wusch und kleinere Reparaturen daran vornahm, denn der Kittel war ölverschmiert, ferner gab es ein Paar derbe Überschuhe für stürmisches Herbstwetter, einen alten Elektrorasierer und einen Tragbeutel.
    Duckart untersuchte zuerst Jackett und Kittel. Er nahm jeden einzelnen Gegenstand aus den Taschen, besah ihn rasch und ließ ihn zurückgleiten. Anschließend untersuchte er den Beutel. Aber außer einem viereckigen Blechbehälter, in dem ein paar Butterbrote lagen und zwei Äpfel, gab es nichts von Interesse in dem Beutel.
    Ärgerlich schob Duckart die Schranktür wieder zu. Er ging an der Schrankreihe vorbei in die hinterste Ecke des Raumes, wo eine Reihe von drei Waschbecken nebeneinander war. Er fing an, sich die Hände zu waschen, und er hatte gerade den Wasserhahn wieder zugedreht, als die Tür vorn geräuschvoll aufgestoßen wurde.
    Duckart unternahm keinerlei Anstrengung, verborgen zu bleiben. Dennoch blieb er rein zufällig ungesehen, weil die Reihe der einzelnen Schränke ihn verbarg.
    Etwas raschelte. Es mußte Papier gewesen sein. Duckart holte Luft und wollte sich räuspern, um auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen, als die Tür ein zweitesmal aufgestoßen wurde, diesmal allerdings weniger geräuschvoll. Nur an einem leichten Quietschen der Angeln konnte man diesmal überhaupt feststellen, daß sich die Tür wieder bewegte. Duckart glaubte eine Sekunde lang, die Person, die eben hereingekommen war, habe sich wieder entfernt, aber er wurde sogleich eines Besseren belehrt.
    »Na, Mrs. Carell«, sagte eine Männerstimme, die Duckart kannte, »was macht die Familie?«
    Mrs. Carell war eine Putzfrau.
    Die männliche Stimme gehörte Tom Blake, dessen Schrank vor wenigen Minuten erst von Duckart untersucht worden war.
    »Danke, danke, Mr. Blake«, erwiderte die Putzfrau. »Tim hat einen starken Schnupfen. Alle anderen sind gesund und munter wie die Mutter. Hier ist der Kram.«
    Wieder raschelte Papier. Duckart hätte gar zu gern gewußt, was da den Besitzer wechselte. Aber es war ihm peinlich, so spät noch seine Anwesenheit anzuzeigen, und so verhielt er sich still.
    »Und hier sind die zwei Dollar«, sagte Blake. »Vielen Dank, Mrs. Carell.«
    »Keine Ursache. Aber verraten Sie mir um Himmels willen, Mr. Blake, was Sie jeden Morgen mit dem Inhalt des Papierkorbs anfangen?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon erklärt, Mrs. Carell! Dr. Brittan ist ein vergeßlicher Mann wie die meisten Gelehrten. Oft wirft er Zettel in den Papierkorb, die er eine Stunde später krampfhaft sucht. Immerhin ist er mein Chef, nicht wahr? Ich gebe mir eben Mühe, die Folgen seiner Vergeßlichkeit ein bißchen abzuschwächen. Ich habe schon zweimal einen Zettel im Papierkorb gefunden, den er kurz vorher noch gesucht hat.«
    »Komische Leute, diese Wissenschaftler«, sagte die Putzfrau. »Ich könnt’s noch verstehen, wenn sie in anderen Dingen zerstreut währen, da könnte man sich doch sagen: Sie haben eben nur ihre Arbeit im Kopf. Aber — na ja, unsereins braucht sich ja auch viel weniger zu merken als diese gelehrten Herren.«
    »Ja, das ist wahr!« stimmte Blake lebhaft zu. »Aber es bleibt bei unserer Abmachung, Mrs. Carell: Zu niemandem ein Wort darüber, daß Sie mir jeden Morgen das Zeug aus dem Papierkorb geben! Sie wissen ja, wie die Sicherheitsbestimmungen sind! Man würde gleich annehmen, wir beide wären ein Gespann von Spionen. Das wäre doch ein Witz, was? Wir beide als Spione!«
    »Na, so witzig fände ich das nicht«, erwiderte Mrs. Carell. »Im Gegenteil. Es wäre mir mehr als peinlich. No, keine Sorge, Mr. Blake. Ich halte schon meinen Mund. Täglich zwei Dollar zusätzlich — und unversteuert! Da müßte ich schön dumm sein, wenn ich das an die große Glocke hängen wollte. Also bis morgen!«
    »Ja, Mrs. Carell, bis morgen!«
    Die Tür klappte. Duckart trat auf leisen Sohlen noch ein wenig tiefer in die Ecke zwischen der Schrankreihe und den Waschbecken. Von neuem hörte er Papier rascheln. Eine Schranktür quietschte. Den Geräuschen nach schien Blake seine Beute in den Tragbeutel zu verstauen. Fast fünf

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