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0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
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fett gewordenen Boxers der Schwergewichtsklasse. Sein breiter Stiernacken quoll immer in zwei dicken Speckfalten über den weißen Hemdkragen, und seine gewaltigen Fäuste waren auf der Rückseite behaart.
    Als Slim an diesem Vormittag in den C-Flügel des weitläufigen Gebäudes einbog, um sich bei Roger Fulton neue Arbeit für den Rest des Vormittages zuteilen zu lassen, kam ihm Jeane Fulton, die Tochter des Bürochefs, entgegen.
    Jeane Fulton war neunzehn Jahre alt, schlank, hübsch und intelligent. Zu ihrerh Leidwesen zierten in den warmen Monaten immer ein paar Sommersprossen ihre Stupsnase, aber davon war im Augenblick nur eine schwache Andeutung zu sehen.
    »Hallo, Slim!« rief sie erfreut, als sie Wools kommen sah. »Fein, Sie zu sehen. Ich muß mich noch bedanken für den Tip in der vorigen Woche. Ich bin meinen Artikel wirklich losgeworden. Ich bin sehr stolz, Slim, denn schließlich war es mein erster Artikel, der gedruckt wurde.«
    Sie wollte einmal Journalistin werden, und Slim hatte ihr einen Tip gegeben, der Jeane in die Lage versetzte, einen Artikel über gewisse Zustände in der Unterwelt zu schreiben.
    »Keine Ursache, Jeane«, lachte Slim. »Ich hab’s gern getan.«
    »Sagen Sie, Slim«, meinte das Mädchen listig, »mir ist eines ganz besonders aufgefallen, als ich an diesem Artikel arbeitete: Sie haben überraschend gute Kenntnisse von der New Yorker Unterwelt. Woher haben Sie die eigentlich?«
    Slim Wools runzelte die Stirn. Die Frage schien ihm acht angenehm zu sein. Aber dann lachte er.
    »Jeane, Sie werden eine gute Journalistin werden, weil Sie sehr neugierig sind!«
    »Slim, ich — ich habe ein Problem, mit dem ich nicht fertig werde. Sie haben mir schon einmal geholfen, und ich habe Vertrauen zu Ihnen. Dürfte ich Ihnen wohl einmal die Sache erzählen, die mich beschäftigt? Ich wüßte sonst wirklich nicht, mit wem ich darüber sprechen sollte.«
    Slim Wools warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
    »Gern«, sagte er. »Ich schlage vor, wir huschen über die Straße und setzen uns in den italienischen Eissalon. Wenn mich nämlich Ihr Vater hier erwischt, kriege ich eine Zigarre. Schließlich bin ich im Dienst.«
    »Oh, Slim, ich wollte Sie nicht dazu verführen, während des Dienstes —«
    »Ach was!« unterbrach Wools großzügig: »Amerika wird wohl nicht gleich fünf Jahre mit seiner Forschung in Rückstand geraten, wenn ich mal mit Ihnen eine Tasse Kaffee trinke, statt Akten von einem Zimmer ins andere zu tragen! Kommen Sie!«
    Sie liefen durch den Flur und huschten zum Hinterausgang wieder hinaus. Ein paar Minuten später saßen sie in einer ruhigen Ecke eines italienischen Eissalons und hatten duftenden Kaffee vor sich stehen.
    »Nun schießen Sie mal los«, sagte Slim.
    Jeane Fulton machte jetzt einen bedrückten Eindruck.
    »Was würden Sie tun, Slim«, fragte das Mädchen leise, während sie ohne aufzusehen in ihrer Tasse rührte, »wenn Sie herausbekämen, daß Ihr Vater Ihre Mutter mit einer anderen Frau betrügt?«
    Slim Wools stutzte, dann kratzte er sich am Kinn, danach hinter dem rechten Ohr und schließlich steckte er sich eine Zigarette an.
    »Tja«, brummte er, »das ist ein Fall, wie ich ihn nie bearbeitet ha… ich meine, so was ist mir nie passiert. Also das macht mich richtig verlegen.«
    »Dabei ist meine Mutter wirklich fine Frau, die sich immer noch sehen lassen kann«, murmelte Jeane Fulton bitter. »Weiß der Teufel, wie das dazu kommen konnte. Am liebsten würde ich jetzt einen Whisky trinken.«
    »Na, das läßt sich einrichten«, brummte Slim und bestellte zwei Whisky. »Wie — eh — wie sind Sie denn dahintergekommen?«
    Jeane wurde rot.
    »Ich bin meinem Vater heimlich nachgegangen, als er aus dem Büro kam«, bekannte sie verlegen. »Er hatte so oft gesagt, daß er länger arbeiten müßte, daß Mammy ihm nicht mehr glauben konnte. Ich spürte das. Und ich wollte ihr eigentlich nur beweisen, daß auf Daddy Verlaß ist. Aber es war eben nicht so. Er kam schon um halb sieben aus dem Office und fuhr mit seinem Wagen zum Broadway hinauf. Ich ließ mich von einem Taxi hinterherfahren. Er traf sich mit einer sehr üppigen und aufgetakelten Blondine. Sie gingen zusammen essen, und — und — na ja, er ging anschließend mit zu ihr. Sie blieben in ihrer Wohnung, ach, ich schäme mich, Slim, denn ich habe vom Garten aus sogar gesehen, wie sie sich küßten. Gegen zehn ist er mit ihr wieder fortgegangen. Sie haben nicht gemerkt, daß ich hinter ihnen blieb.

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