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0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
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alle vom Fruchtsaft?«
    »Vorsicht, Mister«, warnte der Taxifahrer gelassen. »Ich kenne Sachen, die kippen nicht einmal Leute wie Sie, ohne Tränen in die Augen zu kriegen.«
    »Witzbold«, sagte ich. »In einer Stunde habe ich in der 83. Straße eine Verabredung. Wenn Sie ein Lokal in der Gegend kennen, wo es so was zu trinken gibt, fahren Sie mich hin. Wenn Sie keins kennen, sagen Sie es gleich, dann steige ich wieder aus.«
    »Abwarten«, sagte der Fahrer und gab Gas.
    Er hatte nicht zuviel versprochen. Vor einer Kneipe in der 82. Straße setzte er mich, ab und sagte mir den Namen eines Getränkes, den ich wieder vergasen habe. Jedenfalls war es stark verwandt mit konzentrierter Schwefelsäure. Todesmutig verleibte ich mir drei von diesen Dingern ein, bevor ich an meine Gesundheit dachte und die Kneipe wechselte. Eine Nachbehandlung mit Kaffee und Eiscreme linderte das Feuer in meiner Kehle nicht sonderlich.
    Schließlich tigerte ich auf mein Ziel los. Ich stieg die Treppen hinan, die neben der Eingangstür zum Friseursalon begannen, und kam zu einer Tür im ersten Stock, die ein Guckloch hatte.
    Ich hatte mir inzwischen eine Sechzig-Cent-Zigarre in den Mundwinkel geklemmt und bereits mit mir selbst eine Wette abgeschlossen, ob man an so einem Apparat eine ganze Woche oder nur einen Tag rauchen könnte. Ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, hämmerte ich mein Signal gegen die Tür.
    Es dauerte ein Weilchen, bis die Tür aufging. Ein Bulle erschien auf der Schwelle, der zwar einen schlecht sitzenden Smoking trug, aber trotzdem besser in eine Jahrmarktsboxbude gepaßt hätte. Seine Nase war eingeknickt.
    »Na?« raunzte er mich an. »Was is’ los?«
    Ich musterte ihn einmal von oben bis unten, dann nahm ich langsam die Zigarre aus dem Mund und klopfte ihm die Asche in die obere Brusttasche seines Smokings. Dabei sagte ich ganz ruhig:
    »Onkel Bill will ein Spielchen machen, Kleiner. Nun sei schön artig, sonst bist du die nächste Leberpastete, die meine Firma auf den Markt bringt.«
    Er sah mich an. Sein Blick war rührend. Man konnte gewissermaßen, bis in sein Gehirn blicken: und dort sah es finster aus, sehr finster. Die gerunzelte Stirn verriet, daß er ein paar Minuten Zeit brauchen würde, bis er überhaupt verstanden hatte, was ich sagte:
    Ich wollte mich an ihm vorbei zur Tür begeben, aber dagegen hatte er etwas. Er packte mich mit seinen ungefügen Tatzen an den Rockaufschlägen.
    »Da kommt keiner ’rein«, trompetete er.
    Ich hielt ihm die Zigarrenglut so dicht vor die Nasenspitze, daß er hastig losließ und zurücksprang. Ohne ihn noch eines Wortes zu würdigen, schritt ich durch die Tür.
    »Augenblick, Mister«, sagte eine andere Stimme gleich hinter der Tür. Ein geschniegelter junger Mann erschien hinter einem Wandvorhang. Auch dieser Bursche trug einen Smoking, aber er saß besser als der des Gorillas. Das Gesicht des Geschniegelten war verschlagen, seine Augen waren tückisch.
    »Himmel, ist das eine Saustadt«, wetterte ich. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
    »Kommen Sie doch einmal in mein Office, Mister«, bat der junge Smoking und deutete einladend auf eine Tür.
    In meinem Rücken tauchte der Gorilla wieder auf, also betrat ich das Office.
    »Wer hat Ihnen unsere Adresse und unser Signal verraten?« fragte der junge Kerl unbewegten Gesichts, während der Gorilla sich drohend hinter mir aufbaute.
    »Puh!« stöhnte ich. »Ich bin McNoy, der Viehhändler. Auf jeder Auktion lerne ich zweihundert Leute kennen, die mit mir ins Geschäft kommen wollen. Hundert davon wissen als Gegenleistung, wo es den besten Whisky der Welt oder die schönsten Mädchen Amerikas oder die würzigsten Zigarren Virginias oder was weiß ich gibt. Einer von denen muß mir irgendwo irgendwann gesagt haben: McNoy, wenn Sie mal nach New York kommen, gehen Sie in die 83. Straße. Da können Sie ein Spielchen machen, daß Sie Ihre helle Freude dran haben werden. — Glauben Sie im Ernst, ich kann mir zu jedem Satz, den ich höre, auch den Quatschkopf merken, der ihn mir gesagt hat?«
    Der junge Kerl konnte sich das Lachen nicht mehr verbeißen. Ich hatte meine Zigarre wieder in den linken Mundwinkel geschoben und sah ihn grimmig an. Der Geschniegelte aber wollte sich ausschütten vor Lachen.
    »Okay, okay«, stöhnte er, während er sich die Lachtränen abwischte. »So eine Marke wie Sie können wir doch nicht draußen stehenlassen!«
    So vollzog sich mein Einmarsch in einen geheimen Spielklub in der 83.

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