Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0283 - Flucht vom Giftplaneten

Titel: 0283 - Flucht vom Giftplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
übersehen. Sie können eine Atomschablone anfertigen und nach dieser Schablone ein künstliches Wesen schaffen, das dem Original bis auf den winzigsten Leberfleck, bis auf die nebensächlichste Kombination von Nuklein-Molekülen, bis auf die Elektronenkonfiguration des letzten Calcium-Atoms glich. Aber das Abbild, das so entstand, hatte keine Möglichkeit, sich zu identifizieren. Es hielt sich für das Original und war so für die Meister wertlos. Um es verwenden zu können, mußten sie ihm einen Auftrag und ein Eigenbewußtsein geben. Sie mußten ihm klarmachen, daß es nicht das Original war und nur erschaffen wurde, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
    Sie mußten dem Duplo einreden, daß er eine eigene, selbständige Person war. Sie mußten ihm gestatten, ein Eigenbewußtsein zu haben. Mit anderen Worten: Sie mußten ihm erlauben, ungleich zu sein, nachdem sie sich eben erst alle Mühe gegeben hatten, ihn gleich zu machen.
    Ihr Konzept war, daß der Duplo sich während neunundneunzig Prozent der bewußt erlebten Zeit wie das Original vorkommen und sich nur ab und zu daran erinnern sollte, daß er in Wirklichkeit eine eigene Persönlichkeit war und eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Das Konzept, davon war Strugow überzeugt, funktionierte nicht. Ein Duplo war sich stets der Tatsache bewußt, daß er ein eigenes Individuum bildete, und nahm den Auftrag, der ihm gegeben war, nicht kritiklos hin, sondern betrachtete ihn im Licht seiner eigenen Interessen.
    Nur so hatte es geschehen können, daß Gershwin den Gefangenen Mitarbeit anbot - aus dem Bewußtsein seiner Individualität heraus und aus Angst, daß es ihm den Hals kosten könne, wenn er anstatt sich um sich selbst zu kümmern, das Kümmern andern überließ.
    Soweit war Strugow mit seinen Gedanken gekommen, als die Tür aufrollte und die übrigen Duplos zurückkehrten. Er sah einen weiteren Koan Hun einen Adams und einen Strugow. Der Gansson-Duplo, der sich bisher mit dem ersten Koan Hun unterhalten hatte, änderte plötzlich sein Gehabe. Wie der echte Jörg Gansson schritt er nachdenklich auf die Tür zu und drehte sich, als sie sich vor ihm öffnete, noch einmal um.
    „Ich muß darüber nachdenken, Koan", rief er seinem Gesprächspartner zu. „Ich bin sicher, daß wir etwas ausarbeiten können!"
    Strugow starrte ihm nach, als er hinausging. Echter konnte selbst der echte Jörg Gansson nicht klingen.
    Die anderen Duplos blieben in der Nähe der Tür stehen. Strugow sah, daß Gershwin ihm einen auffordernden Blick zuwarf. Er stand auf und gesellte sich zu den übrigen. Niemand sprach. Plötzlich meldete sich von irgend woher ein Lautsprecher und verkündete: „Zeit zum Frühstück, meine Herren!" Die Tür rollte zur Seite. Die Duplos eilten hinaus und vereinigten sich im Gang mit denen, die aus den andern drei Quartieren kamen. Strugow bekam so viele Adams, Argertys, Koan Huns, Amsel Weinsteins, Ganssons und Strugows zu sehen, daß ihm fast übel wurde.
    Der Gang öffnete sich nach wenigen Metern in einen mäßig großen, quadratischen Raum, in dem vier Tische standen. Die Duplos setzten sich quartierweise nieder und machten sich über die Mahlzeit her die in flachen, ovalen Schüsseln vor ihnen stand.
    Strugow tat es ihnen nach. Er hatte Hunger, und der Inhalt der Schüssel war eine ausgezeichnete Imitation von Eiern und Schinken, synthetisch und unter vielen Mühen hergestellt, um den Androiden die terranischen Frühstücksgewohnheiten eindringlich beizubringen. - Strugow konnte nicht erkennen, woher das Essen gekommen war. Die Tische waren nicht mit Servoanlagen ausgerichtet. Aber er sah zwei Wachen, die an der Rückwand des Raumes standen und nichts weiter zu tun hatten, als die Duplos beim Frühstücken zu beobachten. Ihre Aufgabe war vermutlich, Fehler in der Verhaltensweise der Androiden zu entdecken.
    Strugow aß, wie er es gewohnt war, wenn er Heißhunger hatte, und erregte damit keinerlei Aufmerksamkeit. Einer der beiden Koans an seinem Tisch hielt es für nötig, seinen Nebenmann, dem zweiten Adams-Duplo, während des Essens etwas mitzuteilen. Er machte sich nicht die Mühe, den Bissen, den er im Mund hatte, hinunterzuschlucken, sondern sprach zwischen Eiern und Schinken hindurch, ohne sein Kauen zu unterbrechen. „Koan Hun spricht nicht mit vollem Mund!" schrie eine der Wachen von der Wand her.
    Der Duplo zuckte zusammen und schwieg. Strugow bewunderte die Aufmerksamkeit der Tefroder. Die beiden Wachen wären wahrscheinlich bessere Imitationen

Weitere Kostenlose Bücher