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0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
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Sie, wir kaufen uns Bollinger. Bin gespannt, was er uns erzählen wird.«
    Handy rieb sich die Hände. Der Chef maß seinen Ermittlungen also ebenso viel Bedeutung bei, wie er gehofft hatte. Das bedeutete, dass dieser Fall vorwiegend durch seinen Erfolg geklärt worden war. Handy sah sich beinahe schon als Held des Tages. Das Schicksal indes dachte anders darüber…
    ***
    Die Tür quietschte. Sie quietschte so laut und lang gezogen, dass ein Schwerhöriger sich die Ohren zugehalten hätte. Aber die drei Männer in der Tischlerei waren nicht schwerhörig.
    Um genau zu sein: Es waren fünf Männer in der Werkstatt. Aber zwei davon konnte man im Augenblick nicht vollwertig mitzählen. Der Erste war offenbar der Tischler, dem die Werkstatt gehörte. Er trug eine Cordhose, ein buntes Baumwollhemd und eine abgetragene, an den Ellenbogen ausgebesserte Jacke. Sämtliche Kleidungsstücke waren mit feinem Sägemehl bedeckt.
    Als ich mit einem Satz in die Werkstatt hineinsprang, wäre ich beinahe über den Tischler gestolpert. Er lag kurz vor der Tür, die Arme ausgebreitet und reglos. Auf seinem Hinterkopf gab es eine dicke, aufgeplatzte Beule, aus der ein wenig Blut gesickert war. Inzwischen war es schon in den Haaren eingetrocknet.
    Der Zweite, der im Augenblick kaum mitgezählt werden konnte, schien Duff Hillery zu sein. Er hatte eine Preisboxer-Figur, war aber nicht mehr so gefährlich wie ein Typ von der Sorte, die auf Jahrmärkten auftreten nach dem Motto ›Hundert Dollar dem, der mich niederschlägt‹.
    Man hatte Duff Hillery offensichtlich mit einem harten Gegenstand bewusstlos geschlagen. Quer über seine Stirn bis fast herab zur linken Augenbraue lief ein angeschwollener Hautriss. Während er bewusstlos war, mussten sie ihn an das Gestänge einer hohen Bohrmaschine gebunden haben. Eine von Tritten oder wuchtigen Hieben mit irgendeinem Werkzeug völlig verformte Kamera lag zu Hillerys Füßen. Den Film hatten sie herausgerissen. Er kräuselte sich in einem unentwirrbaren Geschlängel.
    Dies alles übersah ich im Bruchteil einer Sekunde, als ich die Tür aufriss und einen Satz in die Werkstatt hinein tat. Die drei Gangster, die im Halbkreis vor Hillery standen, fuhren herum.
    »Hände hoch!«, fuhr ich sie an.
    Ich hatte zwei Vorteile: die Überraschung und die gezogene Dienstpistole. Aber sie waren zu dritt, und das wog manches auf. Einen Sekundenbruchteil starrten sie mich verdattert an, dann krochen die Hände von zweien zögernd in die Höhe. Der dritte schielte aus halb geschlossenen Augen tückisch zu mir herüber. Bei ihm war mit einem schmutzigen Trick zu rechnen.
    »Versuch es«, rief ich ihm warnend zu. »Ich ziehe durch, bevor du mit dem kleinen Finger gewackelt hast!«
    Seine rechte Hand, die schon verdächtig nahe an seiner Brust gewesen war, entfernte sich wieder und begab sich in dieselbe Höhe wie die linke.
    Ich überlegte einen Augenblick. Selbst mit einer gezogenen Pistole ist man vor drei Gangstern in einer schwierigen Situation. Beschäftigt man sich mit einem zu intensiv, haben die anderen beiden ihre Chance.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass links von mir eine Hobelbank stand. Ich winkte dem Kerl, der mich tückisch angeschielt hatte.
    »Komm her!«
    »Hau ab!«, erwiderte er. »Wenn ich den Jungs das Zeichen gebe, dass wir gleichzeitig ziehen, hast du keine Chance.«
    Damit hatte er indirekt verraten, dass er es war, der gewöhnlich die Befehle gab. Ich war so wachsam wie ein Reh, das die Witterung der Jäger bereits aufgenommen hat.
    »Okay«, sagte ich rau. »Gib ein Zeichen und du hast die erste Kugel. Die anderen beiden schaffen mich dann vielleicht. Aber du wirst dich nicht mehr drüber freuen können. Merk es dir: Wenn einer Dummheiten macht, fängst du dir die erste Kugel!«
    Er presste die Lippen wütend aufeinander. Natürlich war er von meinem Vorschlag nicht erbaut, er sah vielleicht auch ein, dass er sich selbst in diese Situation gebracht hatte. Ich wiederholte meinen Wink. Er kam langsam näher.
    Als er zwei Schritt.e vor der Hobelbank stand, befahl ich: »Streck die Arme nach vorn!«
    Verwundert ließ er seine erhobenen Hände herabsinken und streckte die Arme ungefähr in Augenhöhe geradeaus. Es war schwierig für mich, sie alle drei im Auge zu behalten, aber ich versuchte es eben, weil mir nichts anderes übrig blieb.
    »Lass dich steif wie ein Brett nach vorn umfallen, bis du mit den Händen die Kante der Hobelbank erwischst«, sagte ich. »Und denk dran: Eine

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