0284 - Anschlag gegen die Erde
treiben."
„Was werden Sie jetzt tun?" fragte der Agent.
Rabkob zögerte. Er erinnerte sich an die Worte, die Aboyer am vergangenen Abend an ihn gerichtet hatte. War es nicht Aboyer gewesen, der ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, daß eine Veränderung mit seiner Frau vor sich gegangen war? „Ich werde die Nuß dem Kommandanten bringen", entschloß sich der Erste Schaltmeister von Rumal. „Er soll dafür sorgen, daß sie der Besatzung zugeführt wird. Ich möchte nicht, daß das Fruchtfleisch verkommt."
Rabkob legte die Nuß auf ein Tablett und öffnete die Kabinentür.
Kadett Holl wich zurück, als Rabkob, begleitet von Aboyer und einer Wolke üblen Gestanks auf den Gang hinaustrat.
„Sir!" stammelte Holl. „Was kann ich für Sie tun, Sir?"
„Bringen Sie mich in die Zentrale" befahl Rabkob.
Holl spürte, daß ihm der essenzartige Geruch Tränen in die Augen trieb Er blickte zögernd auf die Nuß, die wie eine übergroße Ananas aussah. Aboyer winkte ihm verstohlen zu „Folgen Sie mir bitte, Sir", krächzte der Kadett und beeilte sich, einen gewissen Vorsprung vor den beiden Männern zu gewinnen.
„Ich glaube, die Besatzung wird es zu schätzen wissen, daß ich ihr die Nuß zum Geschenk mache", sagte Rabkob.
„Das weiß man bei Raumfahrern niemals im voraus", sagte Aboyer diplomatisch. „Manchmal können diese harten Burschen sehr undankbar sein."
„Nun, es ist schließlich nicht irgendein Geschenk", sagte Rabkob stolz und im Bewußtsein der guten Tat, die er zu vollbringen gedachte.
Kadett Holl verschwand vor ihnen in einem Antigravschacht.
Aboyer wäre gern geflüchtet wenn ihn ein bestimmter Verdacht nicht veranlaßt hätte, an der Seite des Ersten Schaltmeisters von Rumal zu bleiben. Nebeneinander schwebten Rabkob und Aboyer durch den Schacht.
Als sie die Zentrale betraten, sahen sie Holl aufgeregt mit dem Kommandanten gestikulieren. Major Hoan Thin war ein kleiner, zierlich gebauter Chinese, der Holl mit geduldigem Lächeln zuhörte. Die Männer in der Kommandozentrale blickten auf, als Rabkob mit dem Tablett in den Händen auf Major Hoan Thin zusteuerte. Aboyer befürchtete, daß er vor Übelkeit schon ganz grün im Gesicht war, aber er hielt sich an der Seite des Kolonisten.
Der Agent sah, wie sich die Gesichter der Männer innerhalb der Zentrale veränderten. Spöttisches Lächeln machte dem Ausdruck offener Abscheu Platz. Holl trat ein paar Schritte zur Seite.
Offenbar hatte er den Kommandanten bereits gewarnt.
„Ich begrüße Sie an Bord der MUTRAS", sagte Hoan Thin und lächelte dem Ersten Schaltmeister zu. Wenn er den Gestank, den die Nuß verströmte, überhaupt bemerkte, dann verstand er es meisterhaft, seinen Unwillen zu verbergen.
„Meiner Frau ist ein unentschuldbares Versehen passiert", erklärte Rabkob feierlich, nachdem er den Major begrüßt hatte.
„Sie hat mir diese Fria-Nuß in den Koffer gepackt, obwohl ich sie nicht essen darf. Ich bitte Sie deshalb, die Frucht dem Koch Ihres Schiffes zu überreichen, damit die Besatzung in den Genuß der vitaminreichen Nahrung kommt."
Aboyers Bewunderung für den Kommandanten wuchs, als er sah, wie Hoan Thin die Nuß mit gebührender Vorsicht vom Tablett nahm.
„Ich bedanke mich im Namen der Besatzung für dieses Geschenk", sagte der Chinese.
„Wenn Sie gestatten, möchte ich Sie in die Kombüse begleiten, um dem Koch die Zubereitung zu erklären", sagte Rabkob.
Ein paar Männer der Zentralebesatzung stöhnten auf. Hoan Thin nickte, er hielt die Nuß weit von sich gestreckt, was aber den Anschein eines feierlichen Zeremoniells noch erhöhte.
„Folgen Sie mir, Sir", sagte er zu Rabkob.
Aboyer blieb nichts anderes übrig, als den beiden Männern nachzugehen. In der Zentrale sprangen die Ventilatoren für Frischluftzufuhr an. Einige Männer hielten sich die Nase zu.
Rabkob schien all diese Anzeichen des Widerwillens nicht zu bemerken. Es war ihm undenkbar, daß jemand ein so kostbares Nahrungsmittel verschmähen könnte.
Hoan Thin mit der Nuß an der Spitze, Rabkob in der Mitte und Aboyer und Holl am Schluß, so verließ die seltsame Gruppe die Zentrale. Aboyer befürchtete, daß bereits das gesamte Schiff nach dieser widerlichen Frucht stank.
Als die vier Männer die Mannschaftsräume erreichten, hörten sie den Koch in der Kombüse vergnügt pfeifen. Der arglose Mann ahnte noch nicht, was ihm bevorstand.
„Unterrichten Sie Mister Greaves von unserer Ankunft, Kadett Holl", befahl der Major.
Holl eilte voraus.
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