0284 - Anschlag gegen die Erde
Landefeld erreicht und näherte sich der MUTRAS. Drei Besatzungsmitglieder erwarteten die beiden Passagiere am anderen Ende der Gangway. Einer der Männer war ein Offizier.
„Ich begrüße Sie im Namen des Kommandanten, Major Hoan Thin, an Bord unseres Schiffes", sagte er zu Rabkob und schüttelte die kräftige Hand des Kolonisten. „Ich bin Mel Durac, der Erste Offizier." Durac bedachte Aboyer mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken.
Rabkob schritt die Gangway hinauf. In der Schleuse nahm er die Staubmaske ab. Die Luft innerhalb des Schiffes erschien ihm unnatürlich warm. Als er sich umblickte, sah er Aboyer in einem Seitengang verschwinden. Er kam sich fast verlassen vor. Duracs höfliches Lächeln half ihm nicht über dieses Gefühl hinweg.
„Ich werde Ihnen Ihre Kabine zeigen, Sir", sagte der Erste Offizier. „Der Kommandant wird Sie nach dem Start aufsuchen."
Rabkob wußte, daß er mit diesem Schiff fast neuntausend Lichtjahre durch den Weltraum fliegen würde, bevor sie die Erde erreichten. Durac führte ihn in eine kleine, aber behaglich eingerichtete Kabine.
„Kadett Holl steht ständig zu Ihrer Verfügung", sagte Durac und nickte dem jungen Raumfahrer zu, der sie begleitete. „Wenn Sie besondere Wünsche haben, brauchen Sie sich nur an ihn zu wenden. Er wird Ihnen auch das Schiff zeigen, sobald Sie sich etwas ausgeruht haben."
„Ich bin nicht müde", erklärte Rabkob, den die Höflichkeit des Offiziers verwirrte. Auf Rumal hatte man wenig Zeit für Höflichkeitsfloskeln. Auch der Erste Schaltmeister der Ödwelt wurde wie ein normaler Mitarbeiter behandelt.
Rabkob war froh, als Durac und Holl sich zurückzogen.
Aufatmend warf er seinen Koffer auf das Bett. Er zog seinen Mantel aus und entledigte sich der Stiefel. Er würde die meiste Zeit der kurzen Reise in dieser Kabine verbringen, Hoffentlich wurde er vom Kommandanten nicht zum Essen eingeladen.
Rabkob öffnete seinen Koffer und erstarrte.
Zuoberst, in Kunststoffolie verpackt, lag eine reife Fria-Nuß.
Rabkob spürte, daß er weiche Knie bekam, Kalter Schweiß brach ihm aus.
Wie konnte seine Frau es wagen, so kostbare Nahrungsmittel zu seinem Gepäck zu legen, obwohl sie genau wußte, daß er wegen seines Magenleidens keine Nüsse essen durfte. Wenn diese Begebenheit auf Rumal bekannt wurde, konnte er keinen Tag länger Erster Schaltmeister bleiben. Die Nuß in seinem Koffer schien dem ständigen Kampf der Rumaler gegen den Hungertod Hohn zu sprechen.
Rabkobs erster Gedanke war, die Nuß heimlich verschwinden zu lassen. Doch dann spürte er, daß er sich niemals dazu überwinden konnte, derart unersetzliche Vitamine zu vernichten. Wenn er nicht in der Lage war, die Frucht zu essen, mußte sie wenigstens anderen zugänglich gemacht werden.
Rabkob öffnete die Kabinentür. Kadett Holl, der in einem Sessel vor dem Eingang saß, sprang sofort auf.
„Haben Sie irgendwelche Wünsche, Sir?"
Sogar im Schiff läßt man mich nicht aus den Augen, dachte Rabkob zornig.
„Holen Sie Aboyer in meine Kabine", sagte er zu dem jungen Mann.
Holl salutierte, und stürmte davon. Als Aboyer wenige Augenblicke später eintrat, hatte Rabkob die Nuß aus dem Tuch gewickelt und auf den Tisch gelegt.
Aboyer rümpfte, die Nase und sog schnüffelnd die Luft ein.
„Was stinkt hier so bestialisch?" fragte er. „Einen ähnlichen Geruch habe ich auf Rumal kennengelernt."
Rabkob deutete schweigend und voll innerer Wut auf den Beweis für die Gedankenlosigkeit seiner Ehefrau.
Aboyer machte keine Anstalten, sich dem Ursprung des üblen Gestanks zu nähern.
„Was ist das?" erkundigte er sich. „Eine Stinkbombe?"
„Eine Fria-Nuß. Das kostbarste Nahrungsmittel, das es auf Rumal gibt. Diese Nuß enthält fast alle wertvollen Vitamine und Aufbaustoffe, die der menschliche Körper benötigt. Sie wirkt ..."
Aboyer unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „An Bord dieses Schiffes gibt es genügend zu essen. Sie hätten die Frucht nicht mitbringen müssen."
„Ich habe sie nicht mitgebracht", sagte Rabkob grimmig. „Meine Frau hat sie ohne mein Wissen zu meinem Gepäck gelegt."
„Hm", machte Aboyer. „Was ist daran so tragisch? Ihre Frau fürchtete um Ihre Gesundheit und hat Ihnen Reiseproviant mitgegeben. „ Rabkob starrte düster zum Tisch hinüber, auf der der Grund seines Unwillens lag.
„Meine Frau weiß genau, daß ich solche Nüsse auf ärztliches Anraten nicht essen darf. Es widerspricht der rumalischen Mentalität, mit Eßwaren Scherze zu
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