0284 - Gegen Gangster und Ghouls
hatte mich vor die Alternative gestellt. Sollte ich auf seinen Plan eingehen oder nicht? Costello durfte und konnte man nicht trauen. Der verkaufte seine eigene Mutter, wenn es ihm einen Vorteil brachte, auch mich würde er nicht anders behandeln. Zudem tat er nichts ohne einen Hintergedanken. Wahrscheinlich rechnete er damit, daß Xorron mich töten würde oder daß wir beide draufgingen, dann hatte er freie Bahn in London.
Ein raffinierter Plan. Nicht nur Xorron stand als Feind fest, auch Costello.
Er ahnte wohl, was in meinem Kopf vorging, denn er hatte sich bequem hingesetzt und schaute mich unter hochgezogenen Augenbrauen direkt an. »Wie gesagt, Sinclair, meine Zeit drängt. Entscheiden Sie sich jetzt und in dieser Minute.«
Mich ritt der Teufel, das wußte ich, aber ich entschied mich für Costellos Plan und ging ihm dabei vielleicht auch auf den Leim. Das war so genau nicht zu sagen. »Ich mache mit!«
Für einen Moment zeichnete Zufriedenheit sein Gesicht. Ich konnte es gut erkennen, denn er beugte sich vor und geriet in den Lichtkreis einer von der Decke herabhängenden Lampe. »Das ist Ihr Ernst?«
»Ja.«
Costello stand auf. Das glich schon einem Hüpfen. Seine grauen Augen waren starr auf mich fixiert. »Okay, Geisterjäger, dann kommen Sie mit. Mein Wagen wartet.«
»Wie viele Leute haben Sie dabei?« erkundigte ich mich.
»Drei nur. Einen haben Sie noch in guter Erinnerung. Sie kennen ihn aus New York. Er hat es sich nicht nehmen lassen mitzukommen. Jacques Cavelli will Rache nehmen.« Ich hob die Schultern. »Meinetwegen. Ändern kann ich sowieso nichts daran.«
»Natürlich nicht.«
Gemeinsam verließen wir das Yard Building. Der Nachtportier schaute uns nach. Vielleicht hatte er inzwischen den Namen meines Begleiters herausgefunden, jedenfalls konnte er nur staunen, als er uns aus dem Haus gehen sah.
Wohl war mir nicht zumute. Ich ließ mich da auf ein verdammt gefährliches Spiel ein, und ich wußte nicht, wie ich da jemals wieder rauskommen konnte.
Der dunkle Mercedes 500 parkte ein wenig entfernt. Schon beim Näherkommen sah ich die dunklen Gestalten in dem Wagen sitzen. Aber ich entdeckte noch mehr. Einen hellen Fleck, der auf blondes Haar hindeutete. Darauf sprach ich Costello an.
Er hob die Schultern. »Tut mir leid, Sinclair, ich habe da jemand mitgenommen.« Ich blieb stehen. »Eine Frau?«
»Ja. Sie ist Reporterin und arbeitet für das Blatt ›Each Week‹. Ich möchte mich schließlich absichern.«
Mein Gesicht versteinerte. »Sind Sie wahnsinnig?« zischte ich. »Kennen Sie dieses verdammte Blatt? Es lebt, nur von Sensationen und reißerischen Berichten.«
»Dann wäre Jill St. Clair genau richtig.«
»So heißt die Dame also?«
»In der Tat.«
»Ich fahre nicht mit, wenn die Reporterin dabeibleibt.«
Logan Costello schaute mich an. Seine Mundwinkel zuckten, er ballte auch die Hände und sah die Entschlossenheit in meinen Zügen. Bisher hatte ich nachgegeben. Wenn ihm etwas an der Erreichung seines Ziels lag, mußte auch er einen Kompromiß schließen. Sie oder ich.
Costello nickte. »Es ist gut, Sinclair. Ich werde Sie rausschmeißen, damit Sie erkennen, wie lauter meine Absichten sind und ich Sie nicht hintergehen will.«
»Mir kommen gleich die Tränen«, erwiderte ich bissig.
Costello drehte sich um, hob die Schultern und ging dabei auf den Mercedes zu. Ich folgte ihm langsamer.
Seine Leibwächter waren gut erzogen. Kaum hatten Sie ihren Chef gesehen, da öffnete einer von ihnen die Fondtür, um Costello einsteigen zu lassen. Der Mafioso wollte nicht. Er beugte sich vor, und ich hörte ihn sprechen.
»Kommen, Sie, Miß St. Clair! Hier trennen sich leider unsere Wege.«
Ich vernahm keinen Protestruf, sondern sah im nächsten Augenblick zwei gut gewachsene Beine, die sich aus dem Fond schwangen. Der Rock des dunkelroten Kleides war in die Höhe gerutscht, dann schob sich die Reporterin ganz aus dem Wagen.
Ich hatte weder etwas von ihr gesehen noch gehört. Wenn sie ebenso klug wie hübsch war, mußte sie wirklich eine Karrierefrau sein. Ihr blondes Haar trug sie lockig. Es war so hell, daß es mir gefärbt erschien.
Vor ihrem Busen baumelte eine Kamera, und eine Tasche hatte sie sich um die Schulter gehängt.
Costello beachtete sie nicht, sondern schaute nur mich an, sprach aber zu dem Mafioso. »Das war seine Idee, stimmt's?«
»Ich kann es nicht leugnen.«
Sie kam auf mich zu, blieb stehen und nickte. »Geisterjäger nennen Sie sich. Ja, ich habe
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