0284 - Gegen Gangster und Ghouls
Ich ging hin und bekam von dem Kollegen des Nachtdienstes zu hören, daß jemand auf mich wartete.
»Einen Kerl, den ich kenne«, flüsterte der Kollege.
»Und wen?«
Seine Stimme nahm einen verschwörerischen Ton an. »Ich glaube, daß der ein Gangster ist.«
»Ehrlich?«
»Ja, Sir, aber ich werde mein Gedächtnis noch anstrengen, damit ich Genaueres…«
»Tun Sie das, mein Lieber, tun Sie das.« Ich hatte keine Zeit mehr und drehte mich um. Logan Costello wartete dort, wo einige Sessel standen. Er konnte von seinem Platz aus die Tafel sehen, auf der die Namen der Toten standen, die im Dienst gefallen waren. Sicherlich trug Logan Costello die Schuld am Tod des einen oder anderen Kollegen, und ich geriet leicht ins Schwitzen, wenn ich daran dachte. Ich sah ihn.
Allein hockte er auf einem Zweisitzer. Er trug einen dunklen Anzug, ein helles Hemd, aber keine Krawatte. Er hatte mich längst erkannt, da ich aus dem Hellen erschien, und er blickte mich aus seinen kalten Augen starr an.
»Hat verdammt lange gedauert. Sinclair. Ich wollte schon verschwinden.«
»Fahren Sie mal ohne Frontscheibe, Costello.«
Er hob nur kurz die Augenbrauen, ansonsten reagierte er auf meine Bemerkung nicht. Ich setzte mich ihm gegenüber. Costello, der harte Knochen, der eiskalte Killerboß, hatte etwas von diesem Image verloren, wenn ich ihn mir so anschaute. Zwar rührte sich in seinem Betongesicht kein einziger Muskel, aber das Spiel seiner Hände verriet mir, in welch einer innerlichen Zwangslage er sich befand. Costello schien die Situation nicht mehr zu überblicken. Und das machte ihn wohl nervös.
Seit New York hatte er sich verändert. Das war mir sogar sehr recht. Ich freute mich, daß etwas von seiner überzogenen Sicherheit abbröckelte.
»Dann können wir ja reden«, schlug ich vor. »Werden wir auch nicht abgehört?«
»Nein.«
Costello schaute mich mißtrauisch an. »Euch traue ich alles zu, wenn es darum geht, jemand reinzulegen.«
»Sie sollten nie von sich auf andere schließen, Costello. Weiß eigentlich Ihr Anwalt von dieser Unterhaltung?«
Er schüttelte den Kopf. »Das geht nur uns beide etwas an, Sinclair, denn ich will etwas von Ihnen und gewissermaßen mit Ihnen einen Pakt schließen.«
Mit etwas Ähnlichem hatte ich gerechnet, dennoch war ich überrascht und griff zu meiner Zigarettenschachtel. Ein Stäbchen befand sich noch darin. Ich zündete es an und schaute dabei auf Logan Costello. »Dazu gehören ja zwei, mein Lieber.«
»Klar. Wobei ich sicher bin, Sinclair, daß Sie in diesen Pakt mit einsteigen werden.«
»Und dann?«
»Hören Sie sich erst mal an, was ich Ihnen zu sagen habe.«
»Reden Sie!«
»Also, Sinclair, es geht um Xorron. Sie haben erlebt, wie er in New York wütete oder wüten ließ, denn sein verdammtes Totenheer ist nicht zu unterschätzen.«
»Das ist bekannt.«
»Okay. Jetzt hat er sich wieder an mich gewandt, denn ich bin für ihn die Anlaufstation. Er schlug vor, daß ich ihn bei seinen Plänen unterstützen soll.«
Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. »Das ist doch nichts Neues bei Ihnen. Sie haben oft genug mit ihm zusammengearbeitet. Ich brauche da nur an die Leichenkutsche zu denken, als Xorron Ihnen half, Konkurrenten aus dem Weg zu räumen.«
»Das war damals eine andere Situation.«
»Weil Morasso noch lebte?«
Costello ging auf meine Frage nicht ein, sondern sagte: »Sie, Sinclair, sollen mir helfen.« Mehr sagte er nicht und ließ seine Worte wirken.
Ich drückte die Zigarette aus und lehnte mich zurück. »Sie meinen, daß ich Ihnen bei Xorrons Vernichtung zur Seite stehen soll?«
»So ungefähr.«
»Dazu müßte ich ihn erst haben.«
Ein dünnes Lächeln zuckte um seine Lippen. »Sie sind also einverstanden, Sinclair.«
»Abwarten. Welche Interessen verfolgen Sie in diesem Spiel?«
»Die gleichen wie Sie, Sinclair. Es gibt keine Unterschiede mehr. Ich will Xorron vernichtet sehen, Sie wollen es auch. Wir müssen diesen Kreislauf einfach aufbrechen.«
»Und dann?«
»Haben wir beide unsere Ruhe.«
Costello machte es sich sehr einfach. Natürlich hätte er seine Ruhe, denn Xorron war das letzte Mitglied der ehemaligen Mordliga. Alle anderen gab es nicht mehr. Vielleicht noch Lupina, aber die lebte in einer anderen Zeit und in einer anderen Welt. So genau konnte das niemand sagen. Jedenfalls brauchte Costello jemand, den er vor seinen Karren spannen konnte. Und dieser Jemand sollte ich sein. Dabei konnte er fast sicher sein, daß ich ihm
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