0284 - Gegen Gangster und Ghouls
hatte ihm die Wahrheit offenbart. Das war nicht John Sinclair!
Was sollten sie tun? Es gab da Möglichkeiten. Sie konnten zurücklaufen oder ihm folgen. Was sie in ihrem Rücken erwartete, das wußten sie. Es waren vier dämonische Killer, die ihnen sicherlich keine Chance lassen würden. Aber Shimada?
Wie sich Suko auch entschied, er saß immer am kürzeren Hebel. Und damit auch die acht jungen Leute, die ihn begleiteten und auf ihn ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten.
Sie hatten sich mit ähnlichen Gedanken herumgequält wie Suko, denn Ullrich fragte: »Stimmt mit deinem Freund etwas nicht, Suko?«
»Möglich.«
»Er ist es nicht, wie?« Rudi Tewes war vorgekommen und schaute Suko auffordernd an.
»Ich fürchte auch.«
Suko wollte seinen Schützlingen reinen Wein einschenken. Es hatte keinen Sinn, sie zu belügen. Am Ende würde die Überraschung nur noch schlimmer sein. Aus diesem Grunde entschied er sich dafür weiterzugehen, und den Horror-Fans blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Sie blieben dicht beisammen. Den angeblichen John Sinclair sahen sie nur in seinen Umrissen, dann überhaupt nicht mehr, denn das diffuse Licht innerhalb der Pagode hatte ihn verschluckt. Und so schritten sie tiefer in diesen unbekannten Tempel hinein, wo an jeder Säule, die sie passierten, eine Gefahr lauern konnte. Es hatte sich nichts verändert.
Dieser pagodenartige Tempel mußte gewaltige Ausmaße besitzen.
Keiner sprach etwas. Die jungen Leute standen unter einem Bann. Sie spürten die Unheimlichkeit des Tempels, und sie ahnten, daß es hier untotes, unheimliches Leben gab. Vielleicht Jahrtausende alt, und ihnen kam es vor, als wären in diesem Tempel die dämonischen Legenden geschrieben worden.
Ihre Schritte waren die einzigen Geräusche, als sie tiefer in die Halle hineingingen. Um sie herum lastete die Stille. Die Luft kam ihnen vor wie flüssiges Blei, denn sie war schwer zu atmen.
Suko ging an der Spitze. Manchmal konnte sich einer der Jungen nicht mehr beherrschen. Er stellte Fragen, die niemand beantwortete. Auch Suko nicht, denn auch ihm war nichts bekannt, in welch einer Dimension oder Zeit sie sich befanden.
Aber sie erreichten ein Ziel.
Daran zu erkennen, daß es vor ihnen heller wurde. Zunächst wirkte diese Helligkeit wie ein dunstiger Streifen, zu vergleichen mit dem Vorgang, wenn im Gebirge allmählich die Sonne aufgeht und sich das helle Grau vorwitzig über die Grate der Berge schiebt. So war es auch hier.
Suko ging jetzt schneller. Er wollte endlich wissen, woran er war und die ganze Sache nicht noch länger hinauszögern. Der Inspektor gehörte zu den Menschen, die nichts auf die lange Bank schoben. Wenn Shimada einen Kampf haben wollte, dann sollte er ihn bekommen. Suko würde sich zu wehren wissen.
Er dachte daran, daß auch er kein heuriger Hase war. Ihn hatte man ebenfalls im langen Kampf geschult. Er konnte mit seinen Fäusten gut umgehen, ebenfalls mit einem Samurai- oder Ninja-Schwert. Vielleicht konnte er Shimada locken, indem er um das Leben der acht Jungen kämpfte. Wenn er gewann, sollte Shimada sie freigeben.
Mit diesen Gedanken beschäftigte sich der Chinese, während er dem Ziel immer näher schritt. Der graue Streifen hatte sich verdreifacht. Er schwebte wie eine große Wand vor ihnen und schien von unten her aus einem Tal in die Höhe zu steigen. Suko schaute nach oben.
Kaum hatte er seinen Kopf in den Nacken gelegt, als ihn die Überraschung packte. Sie befanden sich überhaupt nicht mehr innerhalb des Tempels, denn Suko sah einen blassen Himmel. Ohne daß sie etwas davon bemerkt hatten, waren sie im Freien gelandet.
Auch die Jungen hatten es festgestellt. Marc Fürstner sagte: »Wir sind ja raus aus dem Tempel.« Seine Stimme klang euphorisch. Er sah einen kleinen Erfolg. Suko war sich da nicht so sicher. Seine Skepsis blieb, als er sich vorsichtig umschaute und dabei weiterging.
Keine Steine bedeckten mehr den Boden. Unter seinen und den Füßen der Jungen befand sich feiner grauer Staub. Je weiter sie vorgingen, um so besser konnten sie ihre Umgebung erkennen und schließlich auch das Ziel der Wanderung.
Suko hatte mit einigen Überraschungen gerechnet. Was er nun zu sehen bekam, haute ihn fast um. Er glaubte, auf einer hohen Klippe zu stehen.
Nur schäumte unter ihm nicht das Wasser oder die Brandung gegen die Felsen, in der Tiefe befand sich etwas anderes. Eine Arena!
Ein gewaltiger Kampfplatz, fast kreisrund angelegt, und wo am Meer Felsen in die Höhe
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