0285 - Die dritte Waffe
sind, ein Fernsehinterview zu geben?"
Aus Willys Translator kam ein verlegenes Hüsteln. „Ich wünschte Sie hätten mich gewähren lassen, Al. Mein Plan ist ausgezeichnet.
Ich wollte alle Abgeordneten im Laufe des Interviews vor einem Anschlag während der Konferenz warnen. Das hätte die Konferenz zum Platzen gebracht."
„Sie harmloses Gemüt!" stieß Aboyer hervor. „Sämtliche Abgeordneten wissen, wie Sie zu Rhodan stehen. Man hätte Sie ausgelacht und Ihnen empfohlen, sich etwas Besseres auszudenken."
„An diese Möglichkeit habe ich überhaupt nicht gedacht", gab das Quallenwesen zu. „Wahrscheinlich haben Sie recht, Al. Das Interview hätte Rhodan nur geschadet."
Aboyer schob ein paar Münzen in den Programmierungsschlitz des Taxis.
„Wenn Sie wieder eine Idee haben, sprechen Sie mit mir, bevor Sie es in die Tat umsetzen", sagte er zu Willy. „Außerdem haben Sie während der Konferenz noch genügend Zeit, sich den Kameras zu stellen. Sämtliche Ansprachen werden übertragen."
Er schnippte mit den Fingern. „Warum haben wir nicht früher daran gedacht?" fragte er. „Das Fernsehen!"
„Was ist los, Al?" erkundigte sich Willy verwirrt.
„Wir ändern unser Ziel", sagte Aboyer. „Wir fliegen direkt zur Solar Hall."
*
Aboyer brauchte fast eine halbe Stunde, bis er in die ausgedehnten Kellerräume der Solar Hall vorgedrungen war. Willy hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Endlich entdeckten sie den Arkoniden in der Nähe eines Monitors, über den man den gesamten Konferenzsaal beobachten konnte. Atlan nickte Aboyer zu.
„Wir halten gerade unsere Generalprobe ab", sagte er zu dem Agenten. „Sämtliche Plätze, die morgen von den Abgeordneten eingenommen werden, sind jetzt von Spezialisten der Sicherheitsgarde besetzt."
Atlan deutete auf die einzelnen Bildschirme. Aboyer sah, daß jede Schwebeloge vom Keller aus gesehen werden konnte. Auch die anderen Plätze waren einwandfrei zu beobachten.
„Alle Bilder werden morgen ins HQ der Abwehr übertragen, von wo aus ich die Sicherheitsmaßnahmen überwachen werde", sagte Atlan. „Wir haben praktisch jeden Konferenzteilnehmer ununterbrochen im Bild. Nach menschlichem Ermessen könnte nichts geschehen. Die Ränge sind von Wächtern besetzt. Jede Schwebeloge erhält einen zusätzlichen Schutzschirm. Wer das Rednerpodium betritt, wird, ohne daß er es bemerkt, von hundert Augen bewacht, die bereit sind, sofort einzugreifen, um das Leben des Redners zu schützen."
„Wo stehen die Fernsehkameras, Sir?" erkundigte sich Aboyer.
Atlan zeigte sie ihm. Es waren insgesamt fünf. Drei davon waren auf den Rängen montiert, die beiden anderen waren beweglich und konnten auf einem ausgeklügelten Schienensystem fast an jede Stelle des Saales rollen. Aboyer wußte, daß die Kameras von der Fernsehzentrale aus automatisch gesteuert wurden. Kein Kameramann durfte den Saal betreten.
„Sind diese fünf Kameras die einzigen beweglichen Geräte innerhalb der Solar Hall?" fragte Aboyer.
„Was bedeuten diese Fragen?" erkundigte sich Atlan.
„Soviel ich weiß, hat jeder Konferenzteilnehmer einen Vertrag mit dem Fernsehen unterzeichnet", sagte Aboyer. „Das bedeutet, daß jeder Abgeordnete in den letzten Tagen einmal in den Studios der TV-Gesellschaft war."
„Na und?" fragte Atlan ungeduldig.
„Ich frage mich schon längere Zeit, wie die dritte Waffe der MdI gezündet werden soll, wenn sie tatsächlich existiert", sagte Aboyer.
Atlan konnte ein spöttisches Lächeln nicht unterdrücken. „Sie glauben, die Fernsehkameras hätten etwas mit der Fragmentwaffe zu tun?"
„Es wäre eine Möglichkeit", meinte Aboyer.
„Jede einzelne Kamera wird ein paar Minuten vor Konferenzbeginn untersucht", erklärte Atlan. „Außerdem befinden sich während der Konferenz mindestens zwanzig Mitglieder der Sicherheitsgarde im Fernsehstudio, um die automatische Kameraführung zu überwachen. Es ist völlig ausgeschlossen, daß von dieser Seite Gefahr droht."
Aboyer nickte widerstrebend. Er sah ein, daß der Arkonide recht hatte. Er schien Gespenster zu sehen.
„Wie kommen Sie überhaupt auf diese absurde Idee?" wollte Atlan wissen.
Aboyer verschwieg Willys Extratouren und gab vor, daß ihm in den letzten Stunden noch weitaus verrücktere Gedanken durch den Kopf gegangen seien.
Dies war der einzige Zeitpunkt vor Beginn der Konferenz, daß Miras-Etrins Plan gefährdet schien. Da jedoch niemand Aboyers Gedanken weiterverfolgte, verstrich die einmalige Chance,
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